PR TB 089 Das Goldene Raumschiff
genau in Ost zu
Südost lag, und mit Sicherheit jenseits des Binnenmeeres, in der
Gegend der Großen Syrte.
»Dorthin werde ich reisen«, sagte ich.
Einige Familienmitglieder verließen den Tisch, nachdem Herr
Pantos das Essen offiziell beendet hatte. Rixa, meine kleine
Freundin, verabschiedete sich besonders liebenswürdig von mir;
es tat mir leid, daß ich schon morgen aufbrechen mußte.
In den nächsten Stunden, in denen wir vor dem Kaminfeuer saßen,
stellte ich zahllose Fragen. Die Antworten waren für mich sehr
wichtig, denn sie ergänzten mein höchst theoretisches
Wissen der Umstände und der Natur dieses von den Mauren
beherrschten Landes.
Herr Pantos antwortete ruhig und unermüdlich; selten schienen
hier Gäste abzusteigen, die ihn derart beschäftigten.
Wir sprachen über die Welt und die Sterne.
Über die Wikinger und über das Land, über Pferde,
Waffen und Wasser, über Fischfang und über Kriege. Über
alles. Schließlich, als wir müde waren, stand Herr Pantos
auf und legte mir seine Hand auf die Schulter.
»Herr Atlan«, sagte er ruhig und ein bißchen
melancholisch. »Ihr seid ein Mann, den die Reiselust plagt! Ich
war Euch früher sehr ähnlich, aber jetzt habe ich Hof und
Knechte und Tiere. ich kann nicht mit Euch reisen, obschon ich es
möchte. Erfüllt Ihr ein Versprechen?«
Ich lachte kurz und fragte zurück:
»Gern, wenn ich kann!«
Es war ungewohnt und gut, innerhalb kürzester Zeit alles
Mißtrauen und alle Vorsicht vergessen zu können und sich
nur der Freundschaft dieses
Mannes und seiner Familie unterzuordnen. Fand ich solch eine
Gelegenheit je wieder? Aber die Vorzeichen waren günstig
gewesen, vielleicht war der Fortgang dieses Abenteuers auch von
einiger Freude überstrahlt.
»Wenn sich Eure Reise dem Ende neigt, sollt Ihr hierher
zurückkommen. Wir werden dann über alles sprechen, wir
werden reiten und trinken. wollt Ihr, Herr Atlan?«
Wir schüttelten uns die Hände.
»Ich verspreche es Euch, wenn mich nicht die Abenteuer
umbringen«, sagte ich.
»Ihr seid ein Mann, der nicht umgebracht wird. Ihr sterbt
erst, wenn Euer Leben ganz voll ist. Noch ist es in vielen Teilen
leer«, sagte er, faßte mich am Ärmel und geleitete
mich zu der breiten Treppe. Er brachte mich wieder zum Zimmer und
schloß:
»Ich werde Euch wecken, wenn die Nacht vorbei ist. Dann
essen wir, und Ihr reitet los. Es ist schlecht, einen Tag zu hastig
und ohne gutes Gespräch und langes Essen zu beginnen.«
Ich lehnte mich gegen den herrlich geschnitzten Türrahmen und
erwiderte:
»Ihr seid ein Mann, dessen Freundschaft ein Geschenk ist.
Ich werde die Tage bei Euch nicht vergessen. bis morgen, Herr
Pantos!«
Er nickte, lächelte und hob kurz die Hand.
»Bis bald!«
Wir waren, ohne daß eine lange und unechte, rührselige
Zeremonie stattgefunden hatte, Freunde geworden. Ich zog mich aus,
schlug die Decken zurück und schlüpfte zwischen die kühlen
Leinendecken. Als ich die Arme im Nacken verschränkte und durch
den Spalt im Vorhang die Sterne ansah und mir überlegte, wie
meine nächsten, vorsichtigen Schritte in Richtung des
Fremden-Schiffes aussehen würden, öffnete sich mit einem
verstohlenen Knarren die Tür. Ich drehte den Kopf, und
bezeichnenderweise galt meine erste Reaktion nicht der Waffe unter
dem Kissen. Es war die Maurin.
Sie lächelte zaghaft. In einer Hand trug sie einen Krug,
hatte mit den Fingern zwei silberne Becher eingeklemmt. In der
anderen Hand hielt das Mädchen eine dicke, brennende Kerze.
»Pantos schickt dir Licht, Wein und mich«, sagte sie
einfach und kam näher. Ihre nackten Sohlen verursachten auf den
Vierecken aus geflochtenem Gras leise, schlürfende Geräusche.
Sie setzte den Krug und die Kerze auf einen kleinen Tisch ab, auf dem
meine Geschenke und einige Ringe lagen, blieb vor mir stehen und sah
mich an. Ich versuchte, ihren Blick zu deuten. Die Gastfreundschaft
von Herrn Pantos war umfassend und nach Art des Edlen. Die Wünsche
und selbst die nicht ausgesprochenen Gedanken seiner Gäste waren
für ihn zwingend, und vermutlich hatte er sich in jede Art von
Unkosten gestürzt, um dieses selbstauferlegte Gesetz zu
erfüllen.
Ich fragte:
»Du bist gern gekommen, Syloma?«
Sie setzte sich neben mich auf die weißen Laken. Ich
unterdrückte ein Lächeln; das Mädchen schien sich mit
Hilfe von Sand und kaltem Wasser
gewaschen zu haben, und jemand hatte ihr eine wohlriechende Salbe
gegeben. Sie roch betäubend nach Sandelholz oder nach glühendem
Harz. In der
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