PR TB 090 Die Kinder Des Roboters
und der Spulen beträgt
ungefähr vierhundert Standardjahre; Anzeichen für einen
künstlichen Alterungsprozeß sind nicht festzustellen. Wir
nehmen an, daß die Terraner insoweit die Wahrheit gesagt haben.
Sollen wir die Spulen einlegen?«
»Später«, entschied Karsis. »Warten Sie
bitte draußen. Ich möchte mir den Inhalt zuerst allein
anhören.«
Nachdem die Spezialisten den Raum verlassen hatten, nahm der Akone
eine der Spulen und schob sie in die Abtastöffnung. Dann drehte
er sich zu Clay um und sagte:
»Ich möchte die Nachricht in Angloterranisch hören,
Major. Würden Sie bitte die entsprechende Schaltung vornehmen!«
»Selbstverständlich«, erklärte der Terraner
und drückte einige Tasten. »Aber verstehen Sie denn diese
alte Sprache?«
Satran von Karsis lächelte.
»Zur Ausbildung angehender Leiter von Forschungsexpeditionen
gehört ein Hypnokursus zum Erlernen des Angloterranischen. Diese
barbarische Sprache gibt einen guten Einblick in die terranische
Mentalität.«
Clay lachte.
»Irrtum! Sie gibt höchstens einen Einblick in die
Mentalität einer bestimmten Sprachgemeinschaft, und auch das nur
für einen begrenzten Zeitraum. Das, was Sie unter >terranischer
Mentalität< verstehen, gibt es nicht und hat es nie gegeben.«
Karsis zog verwundert die Brauen hoch.
»Tatsächlich? Aber dann ist meinen Ausbildern ein
fundamentaler Irrtum unterlaufen!«
Der Major nickte ernst.
»Euch Akonen sind in der Einschätzung von uns Terranern
noch viel folgenschwerere Irrtümer unterlaufen, Karsis. Ich will
uns nicht besser machen als Sie, aber viele Konflikte wären
zweifellos vermieden worden,
wenn Sie uns besser gekannt hätten.«
»Ich verstehe«, murmelte Karsis verlegen.
Er wandte sich wieder dem positronischen Gerät zu und drückte
auf den Aktivierungsknopf.
Die Maschine gab den Inhalt der ersten Nachrichtenspule wieder.
Satran von Karsis hörte wie gebannt zu, dann ließ er sich
die Übersetzung in Interkosmo vorspielen. Nachdem er die
Prozedur mit der zweiten Spule wiederholt hatte, saß er einige
Minuten grübelnd da.
Marcus Clay wartete geduldig, bis Karsis' Verstand die
Informationen verarbeitet hatte.
Als der Akone endlich den Kopf hob, war sein Gesicht sehr
nachdenklich geworden.
»Ich glaube nicht, daß es sich bei den Nachrichten um
Fälschungen handelt, die den Besitzanspruch des Solaren
Imperiums beweisen sollen. Und wissen Sie warum, Major?«
»Ich denke schon. Aber sagen Sie es mir trotzdem.«
»Weil die Informationen beweisen, daß es auf Valion
keine terranische Kolonie gibt. Inkubatorschiffe wie die CONSTRUCTOR
besaßen nicht die Einrichtung, die von den Inkubatoren
>geborenen< Kinder großzuziehen. Falls das Robotschiff
seine Ankündigung wahrgemacht hat, sind die Kinder kurz nach der
Geburt jämmerlich zugrunde gegangen.«
»Das ist auch meine Ansicht«, sagte Clay. »Allerdings
hilft uns das bei der Klärung der Besitzansprüche nicht
weiter, denn auf Vurla gibt es auch keine akonische Kolonie.«
»Mir persönlich geht es gar nicht mehr um
Besitzansprüche«, erwiderte Karsis. »Ich begreife
nur nicht, wie das Robotschiff berichten konnte, der Planet böte
ideale Voraussetzungen für eine Besiedlung durch Menschen.
Valion bringt vielmehr jeden Menschen innerhalb kürzester Zeit
um, wie das Schicksal unserer ersten Expedition und das meiner beiden
Beiboote beweist
- und das Schicksal des Schlachtkreuzers WEGA. Darin liegt doch
ein eklatanter Widerspruch.«
Clay nickte. Er zog die Mikrospule aus der Brusttasche seiner
Bordkombination, auf der die letzte Botschaft Kendalls aufgezeichnet
war und ließ sie ebenfalls abspielen.
Als die Botschaft zu Ende war, schluckte der Akone.
»Eine Gemeinschaftsintelligenz? Wie stellen Sie sich eine
planetenumspannende Gemeinschaftsintelligenz vor, Major Clay? Nach
Ansicht unserer Kosmo-Ökologen ist so etwas unmöglich. Wir
durchforschen den Weltraum viel länger als Sie, dennoch fanden
wir ein solches Phänomen bisher nicht.«
»Wahrscheinlich deshalb, weil Ihre Forschungsschiffe alle
>gefährlichen Welten< mit Arkonbomben belegten, anstatt
nach dem Grund für die Gefährlichkeit zu forschen.«
Satran von Karsis errötete, weil er, wenn die WEGA ihn nicht
vertrieben hätte, ebenfalls Arkonbomben, die einen unlöschbaren
Atombrand erzeugten,
auf Valion-Vurla geworfen hätte.
Aber schon nach kurzer Zeit gewann er seine Selbstsicherheit
zurück.
»Wie wollen Sie eine gefährliche Welt erforschen,
Major?« fragte er in arrogantem
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