PR TB 091 Das Tödliche Element
Mann
trug eine Kombination, wie sie auf Hoorns Paradies verwendet wurde.
Obwohl Michael noch keine Einzelheiten an ihm erkennen konnte, ahnte
er, daß es sich um Filp Boscyk handelte.
Michael erhob sich und ging zaghaft auf den Näherkommenden
zu. Als er nur noch zwanzig Meter von ihm entfernt war, sah er, daß
es sich tatsächlich um Filp Boscyk handelte. Filp mußte
ihn ebenfalls erkannt haben, denn er blieb
abrupt stehen.
Sein Gesicht war blutverkrustet, der eine Arm hing schlaff von
seiner Seite. Der Medo-Robot war herangekommen und wollte Filp in
seine Obhut nehmen, doch dieser wehrte sich mit aller Kraft dagegen.
Er schlug mit dem gesunden Arm um sich und trat nach dem Roboter, bis
dieser schließlich von ihm abließ.
„Wo ist Lymina?" riefFilp.
„Sie ist tot", sagte Michael.
Filp gab einen gurgelnden Laut von sich und kam aufMichael
zugestürzt.
„Du hast sie auf dem Gewissen. Du, nur du bist schuld an
ihrem Tod!" schrie er. Filp hob den gesunden Arm gegen Michael,
doch noch bevor er zuschlagen konnte, war der Arzt zwischen sie
getreten. Er wehrte Filps Schlag ab und drückte ihm mit der
anderen Hand ein Injektionspflaster in den Nacken.
„Das wird Sie beruhigen", sagte der Arzt und fing im
nächsten Moment Filps schlaff werdenden Körper auf.
Nachdem der Arzt Filp auf den Boden gebettet hatte, wandte er sich
Michael zu. „Ihnen würde ein wenig Ruhe auch nicht
schaden", sagte er.
„Wahrscheinlich haben Sie recht", stimmte Michael zu
und ließ sich ein Schlafmittel injizieren.
Schlafen, dachte er sehnsüchtig, und alles vergessen!
Er sah noch verschwommen, wie sich die gigantische Kugel der
HORNBLOWER auf den Raumhafen niedersenkte, dann fielen ihm die Augen
zu.
Von irgendwoher drang eine seltsam verzerrt klingende Stimme zu
ihm.
„Jemand muß uns an die Springer verraten haben. Und
ich glaube, wir alle wissen, wer der Verräter ist..."
„Nein, ich bin kein Verräter!" wollte Michael
ihnen zurufen. „Ich gehöre zu euch. Ich bin ..."
Aber es gelang ihm nicht mehr. Seine Zunge war wie gelähmt.
6.
Michael schlug die Augen auf und sah über sich ein
verschwommenes Gesicht, das langsam vertraute Konturen annahm.
„Slim!" stieß Michael überrascht aus. Er
tastete nach der Hand des Freundes. „Slim Buru. Träume
ich, oder bist du es wirklich? Wie kommt es, daß du hier bist?
Wo sind wir überhaupt?"
Der Alfure lachte und drückte Michaels Hand.
„Jetzt müßtest du dein Gesicht sehen, Michael",
sagte Slim.
Michael war nicht nur von der Tatsache verblüfft, daß
Slim Buru plötzlich vor ihm stand, sondern auch von dessen
Kleidung.
Er hatte sich einen Spitzbart wachsen lassen, trug auf dem Kopf
ein Barett, hatte einen samtenen Mantel umgehängt und
knöchellange ausgestellte Beinkleider. In der breiten, roten
Schärpe, die er um die Taille geschlungen hatte, steckten ein
Paralysator und zwei edelsteinbesetzte Dolche.
Slim Buru trug ein Phantasiekostüm, wie man es nur an
Freihändlern sah.
Aber Michael nahm noch etwas wahr: er lag in einem Bett, das in
einem weißen Raum stand , ein Krankenzimmer.
„Anstatt mich so befremdet anzustarren, hättest du dir
zumindest ein kleines Kompliment über meine Maskerade abringen
können", sagte Slim Buru vorwurfsvoll. „Da erübrige
ich eine Stunde von meiner knapp bemessenen Zeit, um meinem "besten
Freund meine Aufwartung zu machen, und was muß ich erleben? Ich
werde angegafft wie das Schaustück aus einem Panoptikum."
Michael rang sich ein schwaches Lächeln ab.
„Du siehst nicht schlecht aus , ehrlich, Slim", sagte
er. Aber gleich darauf löste sich die mühsam aufgesetzte
Maske der Freundlichkeit auf. Michael fragte: „Weißt du,
was vorgefallen ist?"
Slim nickte.
„Ich habe alles erfahren. Es muß schrecklich gewesen
sein. Ein schwerer Schlag für dich, Michael."
Um Michaels Mund kam ein harter Ausdruck. „Ich werde die
Mörder finden, Slim! Jetzt kein Wort mehr darüber, ich bin
noch nicht soweit, daß ich darüber sprechen könnte.
Was passierte, nachdem ich meinen Geist aufgab?"
Slim Buru erzählte. Anfir Cryjonon hatte gleich nach Ortung
der drei Walzenschiffe einen Notruf abgegeben. Die RENAISSANCE fing
ihn auf und versprach, ins Trikton-System zu kommen. Aber als sie vor
drei Stunden eintraf, konnte die Mannschaft nur noch an den
Bergungsarbeiten mithelfen.
„Von Cryjonon erfuhr ich, daß du mit einer Beinwunde
in der Krankenabteilung der HORNBLOWER liegst. Da kam ich gleich
hierher", endete Slim. „Beinwunde?"
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