PR TB 091 Das Tödliche Element
Fusionsbomben direkt
in die Reihen der Feinde abstrahlte - diese Waffe war einstweilen
noch ein streng gehütetes Geheimnis des Solaren Imperiums.
Abgesehen davon war die HORNBLOWER eine naturgetreue Nachbildung
eines Schweren Kreuzers der Terra-Klasse. Das war nicht weiter
verwunderlich, denn sie stammte von der Coledo-Werft, aus der auch
die Schlachtschiffe der Solaren Flotte kamen.
Michael wußte, wie sehr es seinem Vater ein Dorn im Auge
gewesen war, daß terranische Werften für die Freifahrer
Schiffe bauten. Aber er hatte rechtlich keine Handhabe gehabt, dies
zu verhindern. Die Coledo-Werft verstieß gegen keinen einzigen
Punkt der Abmachungen. Perry Rhodan konnte den Werften nicht einmal
vorwerfen, daß sie gegen jene Klausel verstießen, die
besagte, daß nach den Plänen für die Flottenschiffe
keine Raumfahrzeuge für befeindete Kriegsmächte hergestellt
werden dürften. Denn erstens waren die Freifahrer
keine befeindete Kriegsmacht (Perry Rhodan hatte sie nur als
„suspekt" eingestuft), und zweitens waren sie eine
Händlerorganisation.
Wer also mit den Freifahrern sympathisierte, stand zwar auf der
schwarzen Liste der Solaren Abwehr, hatte aber keine gesetzlichen
Maßnahmen zu befürchten. Werften, die für die
Freihändler Schiffe bauten, mußten damit rechnen, daß
sie mit Aufträgen der Solaren Regierung nicht gerade überhäuft
wurden. Aber für die Coledo-Werft brachte dieser Boykott keine
Einbußen mit sich, denn dort konnte die Produktion mit den
Aufträgen der Freifahrer kaum Schritt halten.
Die Freifahrer gewannen immer mehr Einfluß und vergrößerten
ihre Flotte. Die Befürchtung mancher Kreise im Solaren Imperium,
daß sich die Freifahrer gegen Terra wenden könnten, hatte
sich bisher nicht bestätigt. Und wenn Michael seine Pläne
verwirklichen konnte, dann würden die Freifahrer nie gegen das
Imperium arbeiten, sondern - wenn auch in zurückhaltender Form -
mit ihm zusammen. Doch das war noch Zukunftsmusik. Ebenso wie jener
Teil von Michaels Plan, der vorsah, daß die Freifahrer ihre
Flotte von bisher annähernd tausend Schiffen verzehnfachen
sollten.
Im Augenblick war Michael noch damit beschäftigt, den Safe
mit den Reorganisierungsplänen von der Space-Jet in die
HORNBLOWER zu verladen. Er ließ es sich nicht nehmen, den Safe
persönlich auf einer Antigrav-Plattform zu transportieren.
Anfir Cryjonon, der ihn dabei beobachtete, meinte mit einem
unergründlichen Lächeln: „Man könnte meinen, in
dem Safe befänden sich die Originale, und Sie besäßen
keine Duplikate der Unterlagen."
„Ich möchte nur verhindern, daß der Safe in
falsche Hände gerät", erwiderte Michael.
Der Gesichtsausdruck des Freifahrerfürsten wurde noch
undurchschaubarer. „War er bei den Springern denn nicht in
falschen Händen?" wollte er wissen. Michael sah ihm in die
Augen. Er sagte fest: „Die Springer konnten an die Pläne
nicht heran. Wenn ein Unbefugter an dem Safe hantiert, so fliegt er
in die Luft. Nur ich kann ihn öffnen."
„Dann möchte ich Sie bitten, ihn in meiner Kabine in
meiner Gegenwart zu öffnen."
„Sie mißtrauen mir, Anfir?"
„Ich mißtraue den Springern", erklärte
Cryjonon. „Vergessen Sie nicht, daß der Safe mehr als
zehn Stunden in den Händen der Galaktischen Händler war.
Mir erscheint es unwahrscheinlich, daß sie ihn während
dieser Zeit vollkommen ignoriert haben sollen."
Diesem Argument konnte sich Michael nicht verschließen. Er
brachte die Antigrav-Plattform mit dem Safe in die luxuriös
ausgestattete Kabine des Freifahrerfürsten und öffnete ihn
vor seinen Augen. Der Inhalt - hauptsächlich Mikrofilme und
Tonspulen - schien unberührt.
„Warum nur haben sich die Springer nicht daran zu. schaffen
gemacht?" wunderte sich Cryjonon.
„Darauf gibt es nur eine Antwort", sagte Michael. „Sie
müssen noch einen
Trumpf in der Hand haben."
Cryjonon nickte und sah Michael dabei forschend an.
Michael schnitt eine Grimasse. „Fangen Sie schon wieder
damit an, mich zu verdächtigen?"
Cryjonon schüttelte verneinend den Kopf. „Ich habe
volles Vertrauen zu Ihnen. Aber vielleicht werden Sie von den
Springern ohne Ihr Wissen mißbraucht. Dieser Gedanke läßt
mich nicht los. Verstehen Sie es also nicht falsch, Mike, wenn ich
ein besonderes Auge auf Sie werfe. Das ist nicht persönlich
gemeint. Außerdem sind auch meine Leute beruhigt, wenn sie
sehen, daß ich Sie bewache. Das verstehen Sie doch
hoffentlich?"
Michael nickte. Um auf andere Gedanken zu kommen,
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