PR TB 092 Der Ritter Von Arkon
helfen, so gut es
geht. Ich habe noch genügend Vorräte von meinen Medizinen.«
»Ich werde dir helfen. Ich kenne die Art dieser Menschen
wohl besser als du, Freund Wunderritter.«
Ich entnahm meinem Gepäck eine kleine Lampe; ein verspieltes
Wunderwerk meiner Maschinen. Sie sah aus wie eine dicke Kerze mit
einem hölzernen Leuchter, aber in Wirklichkeit bestand sie aus
zwei starken Energiezellen und einer Glühbirne, die der
Kerzenflamme ähnelte. Ich schaltete das Gerät ein. Die
Scheune erhellte sich auf wunderbare Weise, und wir konnten sogar die
Fäden der Spinnennetze erkennen. Während wir langsam und
voller Genuß aßen, packte ich schon Teile meiner
Ausrüstung um. Ich wußte, was ich in solchen Fällen
brauchte.
Schließlich nickte ich Gromell zu und sagte leise:
»Gehen wir. Wie üblich, wird die Neugierde die Leute
zusammentreiben, und wir haben bald alle Einwohner. Dabei können
wir auch gleich wegen der Passage verhandeln. Wir brauchen ein großes
Boot.«
Zu meiner Überraschung sagte Alexandra:
»Ich komme auch mit. Ich will sehen, wie ich dir helfen
kann.«
Wir suchten uns ein relativ großes Haus aus, während
der Vogel und der Wolf über das Gepäck wachten und den Ort
aus der Luft beobachteten. Zuerst ließ ich die Pestfälle
bringen und setzte meine Hochdruckspritze mehrmals ein, dann kamen
immer mehr Menschen mit Wunden und Karbunkeln, mit Abschürfungen,
schlecht verheilten Brüchen, mit Mangelerscheinungen und alle
unglaublich verlaust und verschmutzt. Ich würde einige Wochen
brauchen, um dieses Dorf zu »reinigen«, also beschränkte
ich mich auf schnelle und unmittelbare Hilfe.
Gegen Mitternacht hatte sich mein Vorrat an Binden und Pflastern
aus der Flottenausrüstung verkleinert. Ich verteilte
Seifenstücke, versuchte, den Menschen klarzumachen, wie wichtig
Hygiene war, und beendete schließlich erschöpft meine
Arbeit, als die Schiffe und Boote der Fischer hereinkamen, anlegten
und ein weiterer Schwall Leute sich näherte und um Heilung oder
Versorgen der Wunden und Verletzungen bat.
Irgendwann gegen Morgen taumelte ich auf mein Lager und schlief
ein.
Ich schlief auch, als die fünf Pferde, die beiden Mönche
und ich auf dem größten Boot warteten, bis der Wind ins
Segel schlug und die Pinasse über den Firth trieb. Erst gegen
Mittag, in strahlender Helligkeit, wachte ich wieder auf und sah, daß
wir uns bereits dem anderen Ufer näherten.
***
Knarrende Verbände, ein stechender Geruch nach Pferdeschweiß,
Kot und faulendem Fisch. Der dreieckige Schatten des Segels über
einem Teil des Bootes und über dem Wasser, das flach wie eine
Tischplatte war. Die optischen Inseln, von kleinen Wellen gebildet,
unterbrachen die gleichmäßige Fläche. Einzelne weiche
Böen füllten das Segel und ließen es killen, wenn sie
nachließen. Langsam und schwerfällig trieb das große
Boot über den Firth. Ich öffnete meine Augen einen schmalen
Spalt und sah mich um. Neben mir lehnte der Schiffer am Heckruder.
Gromell und Alexandra unterhielten sich am Bug, und die beiden Mönche
saßen auf dem breiten, abgesplitterten Bord und sprachen leise
miteinander, wobei sie immer wieder Blicke in meine Richtung warfen.
Der Wolf kauerte zu meinen Füßen, und die fünf Pferde
standen relativ ruhig in der Mitte des Bootes. Ein dreieckiger heller
Einschnitt zwischen dunklen, von Felsen durchbrochenen Waldstücken
kam immer näher - das Boot trieb schwerfällig darauf zu.
Kein Grund zur Besorgnis, sagte mein Extrasinn.
Ich setzte mich auf. Meine Muskeln schmerzten, und ich hatte ein
dringendes Bedürfnis nach einem langen heißen Bad. Dann
musterte ich die einzelnen Bestandteile des Bildes vor mir und sah
schließlich den Schiffer an.
Er trug zwei Verbände, mehrere Pflaster und eine Menge von
rötlichen Stellen, die ich mit Bioplast übersprüht
hatte. Er grinste mich an. In seinem Mund fehlten einige Zähne,
die anderen glichen alten und verwitterten Burgruinen.
»Zufrieden, Herr? Wir ließen Euch schlafen, da wir
dachten, daß Ihr der Überfahrt nichts abgewinnen werdet.«
»Danke«, sagte ich. »Das war richtig, Gurney.«
Einer der Mönche legte seine Hand auf den Arm des anderen und
brachte ihn zum Schweigen. Er nickte mehrmals und tastete sich
zwischen Rudern und Holzstücken, einem alten Netz und ein paar
kleinen Fischen entlang der Bordwand zu mir heran und setzte sich
neben mich. Er murmelte:
»Gott mit Euch, Ritter. Hat Euch der Kummer weißhaarig
gemacht?«
»Der Kummer war es weniger,
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