PR TB 094 Die Zeitmauer
Lichtgeschwindigkeit erreicht haben."
„Eine Täuschung, Berenda. Ein Effekt, den ich der
erhöhten Geschwindigkeit zuschreibe. Das Licht, das uns von
Perex entgegenkommt, wird gewissermaßen gestaut. Dadurch wirkt
der Stern größer und heller."
„Vielleicht haben Sie recht, Rex. Sonst alles normal?"
„Alles."
„Gut. Dann warten wir bis neun Zehntel LG, ehe wir
abermals eine Ruhepause einschieben. Wir werden schlafen und in
Ruhe essen. Auch die Maschinen können Schonung vertragen."
Rex nickte.
„Wir haben Zeit", sagte er.
Berenda lächelte.
„Ja, wir haben Zeit. Wir haben alle Zeit des Universums."
Rex sagte mit Betonung:
„Richtig - unseres Universums!"
*
Ernst Ellert war fast am Ziel seiner Wünsche.
Körperlos, so hatte er aus bitterer Erfahrung gelernt, konnte
er die Zeitmauer nicht durchdringen. Selbst mit einem geliehenen
Körper war es ihm damals nicht geglückt.
Diesmal jedoch war es anders.
Er selbst hatte zur Entwicklung der Spharonen beigetragen. In der
Gestalt von Rex King war er selbst zu einem Spharonen geworden. Und
Berenda hatte in seinem Sinne gearbeitet, als er den Überlichtantrieb
schuf.
Denn nur mit einem solchen Spezialantrieb war die Zeitmauer zu
durchbrechen.
Ellert hatte nicht die geringste Ahnung, was inzwischen in seinem
ursprünglichen Universum geschehen war und wieviel Zeit mit
jeder Sekunde verging, die er
hier zubrachte. Vielleicht existierte das Solare Imperium nicht
mehr, und Perry Rhodan war vergessen. Wenn es ihm dann nicht gelang,
in die ferne Vergangenheit zurückkehren, würde er für
ewig in die Zukunft verbannt bleiben.
In was für eine Zukunft? Tausend oder Millionen Jahre?
Oder gar Milliarden ...?
Er entsann sich, daß er damals keine Bewegung hatte
wahrnehmen können, als er in dieses kleine Universum verschlagen
wurde. Die Zeit verlief so langsam, daß Jede Bewegung nahezu
Stillstand blieb, bis er sich allmählich dem Zeitablauf anpaßte.
Wenn er nun die Zeitmauer durchbrach und in das normale Universum mit
normalem Zeitablauf zurückkehrte, würde es umgekehrt sein.
Jede Bewegung würde dann so schnell sein, daß er ihr nicht
mehr
zu folgen vermochte.
Die Frage blieb, ob eine Rückanpassung erfolgte.
Ellert entsann sich weiter, und die Erinnerungen an seinen Sturz
durch die Ewigkeit waren so frisch, als sei alles erst gestern
geschehen. Körperlos und unkontrolliert war er in die
Vergangenheit gefallen, Milliarden von Jahren, bis er die Entstehung
des Universums erlebte und zusah, wie Sonne und Erde entstanden.
Allmählich nur lernte er es, seinen Sturz zu bremsen und
schließlich willkürlich zu steuern. Auch ohne Körper
vermochte er sich anzupassen. Er ging wieder in die Zukunft, bis
Leben auf der Erde entstand und sich entwickelte. Er lebte mit den
Einzellern, den Fischen und den ersten Landtieren. Später
verfolgte er das Geschehen auf den anderen Planeten, sah die Welt
zwischen Mars und Jupiter zerplatzen und verließ endlich das
Sonnensystem. Nach weiteren Abenteuern geriet er durch die Zeitmauer
in dieses Universum, das ihn nicht mehr losgelassen hatte.
Die Zeit zur Flucht war gekommen.
Er wollte seine Freunde wiedersehen, die er seit Jahrmilliarden
nicht mehr gesehen hatte ...
*
Die Zeiger kletterten weiter.
Auf jener Skala, die von Null bis Lichtgeschwindigkeit zählte,
näherte sich der Zeiger langsam der Endmarkierung und blieb dann
zitternd stehen. Berendas Hand, so sah Rex auf dem Monitor des
Interkoms, lag auf dem Abschalthebel. Aus den Augenwinkeln heraus
beobachtete er die zweite Skala, deren Einteilung zehn
Hauptmarkierungen aufwies. Jeder dieser Striche bedeutete einmal die
Lichtgeschwindigkeit. Der Zeiger stand auf dem ersten Strich.
„Lichtgeschwindigkeit", sagte Rex. „Beschleunigen
wir weiter?"
„Natürlich!" gab Berenda zurück.
Langsam begann der Zeiger wieder zu klettern. Er glitt über
den ersten kleinen Teilstrich hinweg.
„Einskommaeins LG!"
Die Lichtgeschwindkeit war überschritten!
Draußen im All veränderte sich nichts. Die Sterne
blieben sichtbar, waren aber in Flugrichtung heller geworden.
Umgekehrt schienen die Sterne, je näher sie dem Heck standen,
leuchtschwächer geworden zu sein. Das war alles.
„Absolut logisch", ließ Shen Ghol sich vernehmen.
Er hatte Berenda im Maschinenraum allein gelassen und war zu den
anderen in die Kommandozentrale gekommen. „In Flugrichtung
staut sich das Licht, in Heckrichtung ist es umgekehrt."
„Irgend etwas", sagte Rex, „scheint mir aber
nicht
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