Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

Titel: PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
»Zunächst:
Ich komme von Spanien, über Almeria, Bordeaux, Paris, Dijon,
jetzt bin ich hier, denn Venedig ist die schönste Stadt von
allen. Und auch hier brauche ich die Pest nicht mehr zu fürchten.
Sie ist schon hindurchgezogen. Ferner habe ich vor, einige meiner
Erfindungen zu verkaufen und einige Kranke zu heilen. Und endlich
erwarte ich hier die Nachricht eines Freundes, der mich sucht, den
ich suche - auch ein reisender Gelehrter. Wenn Ihr mich fragt, ob ich
in Diensten von Genua stehe: Nein. Ihr werdet es aber auch allein
herausfinden können, daß ich ein Freund dieser Stadt hier
bin.« Ich führte den Pokal an die Lippen und sah Pisonalla
an.
    »Ich möchte auch glauben«, sagte er, »aber
ich muß es nachprüfen. Bitte, seid so gut und bleibt in
der Stadt.«
    »Ich habe noch lange nicht vor, sie zu verlassen. An wen
wende ich mich mit meinen Ideen?«
    Der Mann nahm den Pokal in die Hand und wanderte damit im Zimmer
umher und betrachtete meine Ausrüstung, da drehte er sich
schnell um und meinte:
    »Geht zum Großen Rat, er entscheidet alles. Der Doge
ist krank.«
    »Danke für den Ratschlag«, sagte ich. »Ich
denke, eine Stadt, die von der Pest verwüstet ist, braucht viele
Hände und viele Köpfe. Ich bin einer der Köpfe. Woran
leidet der Doge?«
    Er zog die Schultern hoch und machte ein Gesicht, das ehrliches
Bedauern ausdrückte.
    »Niemand weiß es. Es gibt mehr Krankheiten als Ärzte«,
sagte er. »Ich werde Euch jetzt
    verlassen. Ich sehe, Ihr seid ein Mann von Kultur - ich würde
mich freuen, bei guter Musik mit Euch und der Dame zu tafeln.«
    Ich schüttelte seine Hand, die er schnell zurückzog. Die
Angst vor Ansteckung war noch immer vorhanden.
    »Ich zweifle nicht daran«, sagte ich, »daß
wir uns ausgezeichnet verstehen werden.«
    »Seid gegrüßt, Signor!« sagte er und ging.
    Ich nahm die Abschrift eines Kopisten, die wir unter dem
verlassenen Hausrat gefunden hatten, schlug das Buch auf und laß.
    Der Tag verging; das Dunkel brach herein und nahm auf Erden den
lebendigen Seelen die Last des Tages ab; nur ich allein begann mich
für den heißen Kampf zu stählen mit des Erbarmens,
mit des Weges Qual; Gedächtnis, das nicht abschweift, soll's
erzählen. OMusen, helft mir...
    Vor siebenundzwanzig oder achtundzwanzig Jahren war Dante
gestorben; das Werk war im Exil entstanden, und ich liebte inzwischen
fast jeden Gesang. Noch waren die beweglichen Lettern nicht erfunden
- auch auf ARKON - vor langer Zeit, hatte die Kunst des Druckens so
begonnen. Sollte ich den Venezianern diese Kunst lehren? Ich
schüttelte den Kopf; wozu? Das Volk konnte ohnehin nicht lesen,
also war niemandem damit geholfen außer den Herrschern, und
diese konnten ihre heillosen Ideen ohnehin auf andere Weise
durchsetzen. Ich schüttelte den Kopf und fuhr fort, das Gerüst
zu zeichnen. Ich hatte die großen, zum Teil verwaisten Werften
der venezianischen Schnellsegler, der Handels- und Kriegsschiffe,
besucht und auch dort gesehen, daß es viel zu verbessern gab.
    Wir warteten weiter.
    Tagsüber lebten wir ruhig und glücklich in unserem
Palazzo, fuhren mit Booten durch die Kanäle. Abends erhielten
wir, zuerst zögernd, dann immer häufiger, Einladungen in
andere Häuser. Wir lernten Kaufleute kennen, und wir erfuhren
sehr viel über Handel und Handelswege, über Gefahren und
Gewinne. Langsam wagte sich die bäuerliche Bevölkerung
wieder auf ihre Felder hinaus, und viele der Flüchtlinge der
Stadt kamen zurück. Es war, als ob ein bewußtloser
Organismus wieder langsam Atem zu holen begänne.
    Ich konstruierte eine primitive Kanone und entwickelte eine neue
Vorrichtung, schwere Anker hochzuhieven.
    Ich verkaufte die Erfindungen; andere kamen hinzu.
    Ich ließ sparsame Informationen einsickern, wenn wir über
ferne Länder und Inseln sprachen. Auf den recht dürftigen
Karten zeichnete ich ein, was ich wußte; Fundstellen,
Handelsmöglichkeiten, gute Häfen und Strömungen. Ich
wurde ein gesuchter Mann, und Alexandra bezauberte die Venezianer und
deren Damen durch ihre natürliche Liebenswürdigkeit. Nach
einem Fest, spät nachts, fuhren wir mit einem langen schmalen
Boot zu unserem Palazzo zurück. Alexandra lehnte sich an mich
und sagte leise:
    »Der Falke hat noch immer nichts entdeckt?«
    Einer unserer beiden Suchvögel schwebte ständig entlang
der Küsten und suchte den Fremden -oder Ereignisse, die auf
dessen Anwesenheit hindeuteten.
    »Nein. Nichts.«
    Aus vielen Fenstern leuchteten Lichter. Mehr und mehr erholte

Weitere Kostenlose Bücher