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PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten

Titel: PR TB 095 Die Spur Des Gehetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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weniger waren wir den Handelsstraßen gefolgt. Wir
hatten natürlich nach dem Fremden gesucht, ihn aber nicht einmal
flüchtig gesehen. Eine Periode der innerlichen Gärung
schien sich in diesen Ländern des westlichen Teils des größten
Kontinents von Larsaf III anzubahnen. Man wandte sich zum Teil wieder
der klassischen Antika zu, Namen wie Petrarca und Boccaccio tauchten
immer wieder auf. Aber auch die furchtbare Pest, die nach Schätzungen
der Gelehrten nur drei Viertel allen Lebens übrigließ, war
nur ein Mosaikstückchen in einem großen Bild. Sie zog von
Süden nach Norden, vielleicht kamen einige Zweitwellen zurück,
in späteren Jahren. Aber ständig suchten
Schlechtwetterkatastrophen und Dürren, Epidemien und Seuchen,
kleine Kriege zwischen einzelnen Fürstentümern und großen
zwischen den Staaten die Menschheit heim. Die hygienischen
Verhältnisse und die allgemeine Bildung waren die ungünstigsten,
die ich jemals angetroffen hatte - die Masse des Volkes war allein
allen Schlägen ausgeliefert, selbst den Überfällen von
Banden und Räubern, Söldnern und hungernden Soldaten. Die
Lebenserwartung schätzte ich auf durchschnittlich fünfunddreißig
Jahre, nicht mehr. Alles verkam, alles lag darnieder, und nur wenige
Personen besaßen die Kraft und das Können, sich aus der
Masse zu erheben. Ihre Namen würden später sehr gerühmt
werden; keinen von ihnen kannte ich wirklich.
    Alexandra reichte mir einen Becher und sprach meine Gedanken aus:
    »Ein Mann allein, und wäre er ein Halbgott, könnte
diesen Zustand nicht ändern.«
    »Nein«, erwiderte ich leise, »aber die
Arkon-Flotte mit ihren ausgebildeten Fachleuten könnte es.«
    »Wie lange werden wir warten müssen?« fragte
Alexandra.
    »Ich weiß es nicht«, mußte ich erwidern.
    *
    Der Mittag des fünften Tages:
    Neben dem kleinen Dachgarten, in dem wohlriechende Pflanzen und
Bäumchen in großen Holzkästen wachsen, befand sich
mein Studio. Ein großer Raum mit weißgetünchten
Wänden, an denen gesäuberte Bilder hingen. Auf einer
mächtigen Tischplatte, die auf antiken Säulenstücken
ruhte, befand sich ein Teil meiner Ausrüstung; jeder konnte die
Stücke sehen, denn sie waren von den Maschinen sorgfältig
angepaßt worden. Vor dem großen, offenen Fenster hing ein
weißer Vorhang. Weiter unten im Haus, in vielen anderen Räumen,
kümmerte sich Alexandra mit einigen Dienern um Ordnung und
Sauberkeit. Menschen und Arbeitskräfte waren selten in dem
    Venedig, das sich gerade von den Verwüstungen der Pest zu
erholen begann.
    Einer der Halbwüchsigen, die ich aufgelesen und vor dem
Hunger gerettet hatte, klopfte an die Tür.
    »Signor Atlan Bracciolini?«.
    Ich drehte mich halb herum und legte Lineal und Stift aus den
Händen; auf dem Papier entstand die Skizze eines fahrbaren
Gerüstes für eine Schiffswerft.
    »Ja?«
    Er 'kam herein und stolperte über den Rand des Teppichs.
    »Ein Abgesandter des Zehnerrates ist da. Er will Euch
sprechen.«
    Ich wußte, daß der Zehnerrat eine Art geheime Polizei
war. Sie versuchte, die Stadt und den Dogen vor Spionen aus Genua zu
bewahren, außerdem kümmerte sich der Rat um jeden Fremden.
    »Bringe ihn herauf, und bringe guten Wein und schöne
Pokale. Frage die Herrin!«
    »Ja, Signor.«
    Ich sah mich schnell um. Zerberus lag still unter der Tischkante,
ein Falke saß vor dem Vorhang am Fenster. Nichts befand sich
hier, das den Mann stutzig machen konnte. Ich lächelte, räumte
einen hochlehnigen Sessel ab und wartete. Der Junge brachte den Mann
herein und stellte eine Platte mit Wein, Gewürzen und Früchten,
zwei Pokalen und einem Mischkrug vorsichtig auf den Tisch. Ich bot
dem Fremden den Sessel an, er setzte sich und starrte voll Interesse
auf die Zeichnung.
    »Was darf ich für Euch tun, Herr?« fragte ich und
begann den Wein zu mischen.
    »Ihr seid Herr Atlan Bracciolini?«
    »So ist es«, sagte ich; »Und ich kommt von
weither. Ich bin Gelehrter und auch Atzt, aber ich fürchte, ich
kann Euch keine dicken Pergamentdokumente zeigen.«
    Er nahm den Pokal. Er trank, setzte den Pokal ab und sagte:
»Göttlich! Ihr verzeiht mir - aber ich und meinesgleichen
müssen von Natur aus mißtrauisch und neugierig sein. Warum
seid Ihr in Venedig?«
    Ich grinste ihn an und schlug mit dem Handrücken auf die
Zeichnung und die Studien dazu.
    »Aus drei oder vier Gründen, Signor. Wollt Ihr mir
Euren Namen nicht nennen?«
    »Picardo Pisonalla«, sagte er. »Zu Diensten.«
    »Mit Verlaub«, erwiderte ich.

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