PR TB 102 Planet Der Dschungelbestien
Delegation.
Wo wäre sie untergebracht?«
Sie runzelte die Stirn und dachte nach.
»In diesem Gebäude«, meinte sie dann. »Im
Obergeschoß befinden sich einige Räume, die für
Konferenzzwecke eingerichtet sind, sowie mehrere Gästezimmer.
Ich könnte mich unauffällig erkundigen, ob sie belegt sind.
Wenn die entsprechenden Zimmernummern nicht auf der Gästeliste
auftauchen sollten, so wäre dies immerhin ein ziemlich sicheres
Indiz für Ihre Vermutung.« Sie sprang auf. »Bis
gleich!« rief sie.
»Seien Sie vorsichtig!« riet Kallsund besorgt.
Schon nach kurzer Zeit kehrte sie zurück.
»Nicht belegt«, gab sie das Ergebnis ihrer
Nachforschungen bekannt.
»Dann muß ich mich wohl oder übel heute nacht auf
die Socken machen« kündigte Kallsund entschlossen an.
Er fing von ihr einen verständnislosen Blick auf und fügte
erklärend hinzu: »Man muß doch schließlich
wissen, mit wem man zusammen unter einem Dache wohnt.«
Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man unbemerkt von anderen
sein Ziel erreichen kann: Entweder man schleicht sich unge-i sehen
über irgendwelche Hintertreppen darauf zu — oder man macht
ein großes Geschrei um sein Vorhaben, so daß niemand auf
den Gedanken verfällt, hier geschehe etwas, das Anlaß zu
Argwohn geben könne. Kallsund wählte die zweite
Möglichkeit.
Er sprach den ganzen Abend über reichlich dem Alkohol zu —
niemand sah, wie er das Zeug in die Palmenkübel schüttete —
und erfreute die Gesellschaft durch aufgekratztes Benehmen und
muntere Lieder. Nicht ohne eine gewisse Heiterkeit registrierte er,
welchen Anklang er damit fand.
Zu reichlich fortgeschrittener Stunde hakte er plötzlich den
verdutzten O'Neill unter, titulierte ihn mit »Schwiegerpapa«
- was jenen zutiefst verdroß — zwinkerte Cathryn zu, mit
der er sein Vorgehen abgesprochen hatte, und steuerte mit seinen
beiden Begleitern auf die Rundsäule zu, auf der das Haus ruhte,
und die gleichzeitig als Liftschacht diente.
»Casey, alter Gauner!« lallte er. »Komm mit! Wir
müssen uns auf meinem Zimmer unbedingt noch die Nase begießen!«
Cathryn brach in ein unmotiviertes Gekicher aus und half, ihren
Vater im Lift zu verstauen, wobei sie peinlichst darauf achtete, daß
er nicht bei der Schalttafel zu stehen kam. Derart bedrängt,
fügte sich der »alte Gauner« in sein Schicksal und
ließ zu, daß Cathryn ihn mit einem Wortschwall
überschüttete, während Kallsund den Knopf für das
Dachgeschoß drückte.
Beinahe unmerklich ruckte der Lift an. Casey O'Neill war vollauf
damit beschäftigt, den Zweiten Administrationsoffizier Kallsund
von seinen Rockaufschlägen zu lösen, die jener umklammert
hielt, um seinen beschwörenden Worten von tiefer Freundschaft
und gegenseitiger Wertschätzung genügend Nachdruck zu
verleihen, während Cathryn sich mit ihrem vollen Gewicht
seitlich bei ihm einhängte und ihn fast zu Boden zu ziehen
drohte.
Solchermaßen in die Zange genommen, sah sich O'Neill
außerstande, den Verlauf ihrer Fahrt zu kontrollieren und
bemerkte auch nicht die rotleuchtende Ziffer am Liftausgang, die ihm
verraten hätte, daß sie sich im falschen Stockwerk
befanden. Zu allem Oberfluß stimmte Kallsund die Ballade vom
gestrandeten Raumfahrer an, der auf der Spitze seiner zerborstenen
Rakete sitzt und voll Wehmut zum Sternenhimmel emporblickt. Kallsunds
Rührung kannte keine Grenzen, seine Augen waren tränenfeucht
ob der erschütternden Tragik dieses Schicksals.
Bei Strophe neun waren sie vor einer der Türen angelangt, die
nach Cathryns Ansicht in Frage kamen. Kallsund setzte zu einem
dramatischen Anlauf an und schwang mitsamt der Tür nach innen.
Er platzte in eine Gruppe von drei Aras, die erschrocken aus ihren
Sesseln emporfuhren.
Kallsunds Augen rundeten sich in komischem Erstaunen. Er hob den
Arm und winkte. »Hallo!« brachte er hervor.
O'Neill war zur Salzsäule erstarrt und glotzte verständnislos
auf die Szene, die sich seinen Augen darbot.
Mit einem gemurmelten »'schuldigung!« wandte sich
Kallsund zum Gehen. Er kam jedoch nicht weit.
»Nur immer herein!« ertönte Clevelands Stimme von
der Seite her. Der hochgewachsene, knochige Mann stand im Rahmen
einer halbgeöffneten Seitentür und unterstrich seine
Einladung mit einem Strahler, den er auf die ungebetenen
An-ptömmlinge richtete.
»Nehmt doch Platz!« forderte er sie auf. Aus den
Augenwinkeln heraus beobachtete Kallsund, wie O'Neills
Gesichtsausdruck die gesamte Skala von völligem Nichtverstehen
über allmähliches
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