PR TB 108 Der Arkonide Und Der Sonnenkönig
Sattel, bei diesem Licht, noch den
Klang der Hörner im Ohr, und vor uhs die Abenteuer einer Jagd.
Ich möchte ewig hier bleiben!«
Gabrielle rief lachend:
»Niemand hindert uns daran. Nur sollten wir die Entscheidung
noch verschieben. Noch kennen wirVersailles nur aus Bildern.«
Sie wollen aufdiesem Planeten bleiben! Halte dich in ihrerNähe
auf! rief der Extrasinn.
»Wir werden das herrlichste Leben führen können.
Mit unserem Wissen und unserer Begeisterungsfähigkeit. Ich
bleibe hier!« sagte Gabrielle und bewegte ihren Kopf unruhig im
kühlen Wind. Die Erregung, die Vorfreude, setzte sich
wellenförmig fort und griff auf die gesamte Jagdgesellschaft
über. Jemand feuerte aus Begeisterung seine Flinte ab. Ein
ungeheurer Vogelschwarm stob aus den Zweigen der nahen Bäume
auf. Einige verängstigte Hasen rasten hakenschlagend aus dem
Unterholz, und die Hunde gebärdeten sich wie rasend. Dann kamen
die ersten Stämme näher; ein Wald aus Nadelhölzern und
blätterabwerfenden Bäumen. Überall sah man frisches
Grün.
»Ich werde in Eurer Nähe bleiben, Beatrix«, rief
ich und wandte mich halb im Sattel. Meine beiden Hunde liefen zwanzig
Meter vor meinem Pferd und stöberten durch das Unterholz.
»Warum? Könnt Ihr Eure Augen nicht von mir losreißen?«
rief sie, riß sich den Hut vom Kopf und schwenkte ihn.
»Das auch. Aber ich will verhindern, daß Ihr und Euer
Pf erd sich die Beine brechen!«
»Sehr lobenswert. Ich könnte laut schreien vor
Vergnügen!« rief sie zurück.
Tairi bewies, was sie in ihrem ersten Leben gelernt hatte. Sie saß
im Sattel wie ein im Kampf ergrauter Samurai und preschte dicht neben
mir her. Wir rissen die Pferde im Zickzack zwischen den Baumstämmen
hin und her, sprangen über Gräben. Die Gruppen zogen sich
mehr und mehr auseinander. Nur wir sechs Personen blieben nahe
beieinander.
Die Pferde liefen, als wären sie von unserer Erregung und
Freude angesteckt. Sie galoppierten durch den Hochwald. Von allen
Seiten drang jetzt das Kläffen der Jagdhunde zu uns heran. Auch
unsere Gruppe bildete nun eine Reihe und sprengte mehr und mehr in
das Dunkel des dichteren Forstes hinein.
Diese Lebensfreude ist auffällig. Es hat etwas zu bedeuten!
flüsterte mißtrauisch der Extrasinn.
Ich mochte nicht daran denken.
»Ich habe dich selten so aufgeregt und vergnügt
gesehen!« rief mir Tairi zu. Sie hatte quer über dem
Rücken unser zweites, leichteres Jagdgewehr.
»Nicht anders fühle ich mich!« gab ich zurück.
Etwa zwanzig Minuten ritten wir nach Süden. Die Sonne
schimmerte in Unterbrechungen rechts von uns durch die Stämme,
und der schnelle, rhythmische Wechsel von Hell und Dunkel verwirrte.
Dann erreichten wir ein Waldgebiet, das mit Sicherheit selten
betreten wurde. Kein Pfad war zu erkennen, aber schon nach dem ersten
Bellen von Hector schoß ein großer Hirsch mit einem
prachtvollen Geweih aus den Büschen und setzte in riesigen
Fluchten davon. Ich hielt mein Pferd an und sah bewundernd die
eleganten Sprünge des Tieres. Gabrielle riß am Zügel,
und dicht neben mir und Tairi stieg ihr Pferd in die Höhe.
»Welch eine Welt!« sagte Gabrielle leise. Sie atmete
schwer, ihre Wangen waren gerötet. Das
Blitzen ihrer Augen verriet mir, daß sie sich ebenso über
dieses unvergleichlich elegante Bild freute. Sie schien Ähnliches
wirklich noch nie gesehen zu haben.
»Wir bekommen noch genug Wild!« riefTairi. »Nicht
schießen!«
Wir ritten weiter, als das rotbraune Tier zwischen den fernen
Stämmen verschwunden war. Das Wiehern, die seltsam hoch
klingenden Schüsse und das Hundegebell wurden immer leiser. Die
Jagd war angebrochen. Irgendwo schmetterte ein Hörn.
»Weiter! Schneller!« schrie Diannot de Jara.
Er schien in seinem Bein keinerlei Schmerzen mehr zu fühlen,
als wir hintereinander einen schmalen Wildwechsel hinaufritten. Der
kaum erkennbare Pfad schlängelte sich zwischen riesigen
Baumwurzeln, tauchte in morastige Gräben hinein, wurde in der
Nähe von knorrigen Eichen unsichtbar. Die Wühlspuren im
Boden ließen erkennen, daß es hier Schwarzwild gab. Ich
nahm vorsichtig die Flinte von der Schulter, als wir uns einer Zone
näherten, die aus verfilztem Gebüsch bestand. Frische
Zweige und altes Geäst, zusammengewehtes Laub und ein halbes
Geweih breiteten sich vor unseren Augen aus. Wie zwei Blitze schossen
die Jagdhunde in die dunklen Öffnungen zwischen den Sträuchern
und Dornen. Sekunden später ertönte ein ärgerliches
Grunzen, dann helle, quiekende
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