PR TB 109 Das Unsichtbare Netz
Grasland, aus dem an
vielen Stellen die grauen Aschenkegel inaktiver Vulkane ragten.
Der Robot-Jaguar war stehengeblieben, und so hielt Obo Nakuru auch
die Schildkröte an.
»Bitte, mir zu Fuß folgen!« wisperte es aus dem
Empfangsteil von Rhodans Kommandogerät. »In ein bis zwei
Kilometern Entfernung werden wir auf eine Herde von Blueskin-Grinds
treffen.«
»In Ordnung, danke«, erwiderte Perry.
Vor seinem geistigen Auge baute die Erinnerung ein Bild auf, das
Tarkus Lake ihm unter anderem gezeigt hatte, das Bild eines
Blueskin-Grinds, eines elefantengroßen, büffelartig
aussehenden Tieres mit Stahlbau schimmerndem Fell, einem
Drachenschädel und riesigen Reißzähnen.
Der Blueskin-Grind war kein Pflanzenfresser, sondern ein
gefährliches Raubtier. Darum gab es ihn auch nur noch auf
Anagaia; auf den anderen Kontinenten waren alle Raubtiere
systematisch ausgerottet worden. Anagaia blieb verschont, weil hier
kein Mensch leben wollte. Es war zu heiß. Wenn man später
das Land brauchte, hatte der Stadtdirektor für Ordnungskontrolle
den terranischen Besuchern erklärt, würde man das planetare
Klima vollautomatisch steuern, das Klima von Anagaia mäßigen
und die Wildtiere-und pflanzen durch Ultrabeschallung vernichten.
Perry hatte sich beherrscht und zu diesen Plänen geschwiegen,
obwohl er wußte, daß derart rigorose Methoden moralisch
verwerflich waren und außerdem auf die Dauer mehr schaden als
nützen würden. Eine Welt, deren natürliches
Gleichgewicht irreparabel geschädigt war, ging zugrunde.
Natürlich konnte man eine regenerationsunfähige Welt mit
den Mitteln der modernen Technik bewohnbar erhalten, indem man
Lufterneuerungsanlagen gigantischen Ausmaßes baute, den
Kreislauf des Wassers steuerte, Flüsse, Seen und Meere
chemotechnisch und energetisch laufend regenerierte, den Boden
durchfeuchtete und ständig mit neuen Bakterienkulturen
versetzte.
In dem Falle aber wäre es einfacher gewesen, statt einer
erdähnlichen Welt gleich eine tote Steinkugel zu besiedeln. Dort
brauchte man nicht erst große finanzielle Mittel aufzuwenden,
um den natürlichen Haushalt des Planeten zu zerstören.
Rhodan war sich darüber im klaren, daß etwas
unternommen werden mußte, aber noch war es zu früh dazu.
Nakuru und er mußten viel mehr über die Verhältnisse
auf Kasuir erfahren, bevor sie sich einen Plan zurechtlegten.
»Bitte, kommen Sie, Sir!« rief Obo Nakuru. Der
Nexialist war ausgestiegen und winkte von unten. Das Gras reichte ihm
bis zu den Schultern.
Perry nickte, nahm sein Pulsationsgewehr und schwang sich aus der
Steuerkanzel. Er kletterte an den außen angebrachten Tritten
nach unten.
Zur gleichen Zeit schaltete Nakuru an seinem Codegeber, und das
Kanzeldach glitt wieder zu.
Über der Savanne flimmerte die erhitzte Luft. Perry kam sich
vor wie unter einem Infrarotgrill. Aber bald fühlte er sich
besser. Die Klimaanlage des Expeditionsanzugs arbeitete auf
Hochtouren, bis im Anzug eine angenehme Kühle herrschte. Nur der
Kopf war der heißen Luft ausgesetzt, weil Perry Rhodan sich
nicht gegen die Umwelt hermetisch hatte abriegeln wollen.
Immerhin schützte ihn der breit ausladende Expeditionshelm
gegen die sengenden Strahlen der blauen Riesensonne Makolith.
»Wie geht es Ihnen, Sir?« erkundigte sich Obo.
»Ausgezeichnet«, antwortete Perry lächelnd.
»Gehen wir!«
Sie folgten im Gänsemarsch dem Robot-Jaguar, Obo Nakuru
zuerst. Der Massai bewegte sich geschmeidig und absolut geräuschlos;
Rhodan mußte neidlos anerkennen, daß er in dieser
Beziehung eine Klasse schlechter war.
Der Jaguar erwies sich als ausgezeichneter Führer, aber auch
als wachsamer Beschützer. Er tötete zwei grüne lange
Schlangen durch einen blitzschnellen Biß ins Genick. Die Tiere
zuckten und wanden sich noch, als Nakuru und Rhodan an ihnen
vorbeikamen - und wenig später stürzten sich zwei Raubvögel
auf die Schlangen und flogen mit ihnen davon.
Am Fuß des ersten Aschenkegels verharrte der Robot-Jaguar
reglos, bis die Jäger ihn fast erreicht hatten, dann lief er in
gleichmäßigem Tempo schräg aufwärts.
»Was soll das?« murmelte Perry verärgert. »Wir
sind Jäger, aber keine Bergsteiger.«
»Unser Scout wird wissen, was er will, Sir«, meinte
Nakuru gelassen und folgte dem Robot-Jaguar.
Perry Rhodan blieb nichts weiter übrig, als es dem Massai
gleichzutun. Der Aufstieg erwies sich als mühsam, weil die
ausgeglühte Vulkanasche zundertrocken war und unter den Füßen
nachgab. Außerdem mußten die
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