PR TB 109 Das Unsichtbare Netz
fest
umklammert.
Aber nachdem Mabel das erste Glas geleert hatte, schwanden seine
Bedenken. Nach dem dritten Glas willigte Guy sogar ein, daß
Mabel ihm die Pfeife stopfte und anzündete. Er fühlte sich
so richtig behaglich, streckte seine Beine weit von sich und paffte
vergnügt vor sich hin.
Mabel nippte an ihrem vierten Glas, kniff die Augen zusammen und
versuchte, Guys Gesicht halbwegs klar zu erkennen.
»Was macht eigentlich George zur Zeit?« fragte sie mit
schwerer Zunge.
»Keine Ahnung«, erwiderte Guy Nelson und goß
sich den achten Whisky ein.
Doch als er das Glas hob, stutzte er, setzte das Glas wieder ab,
dachte mit gerunzelter Stirn nach und sagte:
»Das war eine gute Frage, Schwesterlein. Ja, ich möchte
auch gern wissen,
was mein Sohn treibt.«
Mabel kicherte.
»Dein Sohn! Dazu müßte es erst einmal weibliche
Roboter geben.«
Guy bekam rote Ohren.
»Was du von mir denkst! Pfui! Du weißt ganz genau, daß
ich George aus Teilen zusammengebaut habe, die ich auf
Roboter-Schrottplätzen vieler Welten aufgelesen und repariert
habe. In dieser Hinsicht ist George so etwas wie mein Sohn.« Er
winkelte den Arm an, aktivierte seinen ArmbandTelekom und rief:
»George, du wandelnde Ölsardinenbüchse, melde
dich!«
Als keine Antwort kam, murmelte er:
»Der Bursche scheint ebenfalls ein Nickerchen zu machen.«
»Was sagst du?« fragte Mabel, hellhörig geworden.
Guy Nelson winkte ab und versuchte, das Gespräch in andere
Bahnen zu lenken.
Aber wenn Mabel Nelson erst einmal irgendwo einhakte, dann ließ
sie nicht locker, bevor sie nicht alles erfahren hatte, was sie
wissen wollte.
»Du hast also auch geschlafen, Bruderherz, stimmt's?«
fragte sie scheinheilig.
Guy zuckte die Schultern.
»Nun ja, ein kleines Nickerchen im Sessel. Ich muß
eingeschlafen sein, während ich über kosmonautische
Probleme nachdachte. Was ist schon dabei!«
Mabel Nelson blinzelte, weil ihr Bruder sich in Nebel aufzulösen
schien. Das Abbild wurde wieder klarer, dafür verdoppelte es
sich. Doch denken konnte die Schwester des Raumkapitäns noch,
und das ziemlich klar.
»Nein, es ist nichts dabei«, meinte sie, »aber
kommt es dir nicht seltsam vor, daß wir beide etwa zur gleichen
Zeit eingeschlafen sind?«
»Und etwa zur gleichen Zeit erwachten«, ergänzte
Guy düster. »Dieser Schelm!«
Er trat zur Biopos-Kommunikationsanlage und stellte eine
Verbindung mit dem Ego-Sektor der Bordpositronik her. Auf seine
gezielte Frage bekam er die Antwort, daß vor siebeneinhalb
Stunden die Schaltung SLEEPING AGGRESSOR aktiviert worden sei, die
Schaltung also, die im Falle des Eindringens von Angreifern eine
Strahlung aussandte, durch die biologische Gehirne in Schlaf versetzt
wurden.
»Aber warum hat er das getan?« fragte Mabel, nachdem
Guy die Verbindung wieder unterbrochen hatte.
»Tja!« machte der Raumkapitän zögernd. Doch
dann entschloß er sich, seiner Schwester reinen Wein
einzuschenken. »Ich hatte George gebeten, etwas gegen deinen
Zustand zu tun, dein Verhalten, das ich für hysterisch
überspannt hielt.« Guy zuckte die Schultern und grinste.
»Wie du siehst, hat George etwas getan - und es hat
geholfen. Auf ihn kann man sich eben verlassen.«
»Warum meldet er sich dann nicht?« fragte Mabel. Guy
Nelson leerte sein
Glas und grübelte, während er es in den Fingern drehte.
Nach einer Weile stellte er das Glas hart auf den Tisch, schlug sich
mit der flachen Hand auf den Oberschenkel und sagte:
»Er wird die H.B.M. verlassen haben, um etwas zu besorgen.
Vielleicht hat der Großadministrator seine Dienste benötigt.
Warum bin ich denn nicht gleich darauf gekommen!«
Mabel erhob sich und ging sehr gerade zur
Biopos-Kommunikationsanlage. Sie drückte nach einem mißlungenen
Versuch die Aktivierungstaste und sagte:
»Mabel Nelson an Ego! Hat George eine Nachricht für
meinen Bruder und mich hinterlassen?«
»Ja, Madam«, antwortete der Ego-Sektor der
Bordpositronik. »George sprach eine Nachricht auf
Speicher-How-Kristall. Soll ich sie abrufen und Ihnen überspielen,
Madam?«
»Selbstverständlich!« erwiderte Mabel.
Es knackte - und dann sagte die gespeicherte Stimme Georges:
»Der Tag ist jung aber die Nacht ist nicht alt und es stehen
zur Wahl Planeten
dreizehn an Zahl.
Der Himmel ist hell
und die Gedanken sind schnell
doch gut nur hier
denn hier
ist nicht Kasuir.
Ich gehe hinaus aus dem wärmenden Haus aber ihr bleibt hier
denn weit
ist der Weg nach Kasuir.«
Die Stimme verstummte.
Guy und
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