PR TB 114 Sternenlotus
Stunden noch einmal wie ein Film ab. Obwohl er sich in einem
deliriumähnlichen Zustand befand, wurden ihm plötzlich mit
unheimlicher Klarheit alle jene Fehler bewußt, die ihm bei den
Vorbereitungsarbeiten noch unterlaufen waren.
Er wollte sich von seinem Lager erheben, um die Fehler zu
korrigieren, die für seinen hohen Besuch tödliche Folgen
darstellten, hatte aber nicht mehr die Kraft dazu.
Von Magenkrämpfen geschüttelt und mit einem unlöschbaren
Brennen in der Kehle lag er da und erwartete die Katastrophe, die da
kommen mußte.
*
„Blumen für die Damen!“
Die Blumenfrau, die ihren Stammplatz nahe der Wasserspiele des
Zentralparks hatte, war die erste, die den Sternenlotos in Terrania
verkaufte. Das Mädchen, das täglich auf dem Weg von seiner
Arbeitsstätte zu seiner Wohnung hier vorbeikam, erstand drei
Wochen hindurch Abend für Abend eine dieser zauberhaften Blüten.
Sie war dem Sternenlotos verfallen, deshalb schmerzte es sie
zutiefst, wenn sie an jedem Morgen feststellen mußte, daß
die Blume verwelkt war. Als sie am 23. Tag zur Blumenfrau kam,
erklärte diese mit aufrichtigem Bedauern, daß die
Lieferung dieser exotischen Blume eingestellt worden war. Eine Woche
später starb die Blumenfrau, und auch das Mädchen, das
seine einsamen Abende nicht mehr mit dem Sternenlotos verschönern
konnte, verwelkte sichtlich. Eines Abends jedoch, als sie wieder
allein und verloren in ihrem Zimmer saß, läutete es an der
Tür, und ein Bote überreichte ihr einen kunstvoll
arrangierten Strauß Sternenlotos mit den besten Empfehlungen
der „Blumenkinder von Florina“. Das Mädchen erblühte
wieder, es war, als sei von den Blumen ein Funke auf es
übergesprungen, der das Leben bedeutete. Es lag die ganze Nacht
wach, liebkoste die Blumen und hauchte ihnen Küsse auf die
Blütenblätter. Und wie zum Dank für diese
Zärtlichkeit, überlebte eine der Blumen; während die
anderen verwelkten und abstarben, entfaltete sich diese eine zu
ungeahnter Pracht. Die Tage vergingen, und das Mädchen lebte nur
noch für den Sternenlotos, der sich auf wundersame Weise am
Leben erhielt.
Das neue Jahr löste das alte ab, das Mädchen kündigte
seinen Posten im Archiv der Solaren Abwehr auf und flog mit dem
nächsten Touristenschiff nach Florina, um sich den Blumenkindern
anzuschließen.
Die beiden Diskusraumer setzten fast gleichzeitig auf dem
Landefeld auf. Bei dem einen handelte es sich um eine Space-Jet des
USO-Kreuzers LAMBDA EUGAUL, der andere war eine Space-Jet des
Flaggschiffes IMPERATOR. Jedem der beiden Diskusse entstiegen elf
Personen.
Sie trugen Kampfanzüge, deren Helme zurückgeklappt
waren, und hielten ihre Strahlenwaffen schußbereit. Ihren
Vorsichtsmaßnahmen nach zu schließen, konnte man meinen,
daß sie in einen gefährlichen Einsatz gingen. Daran war
sogar etwas Wahres, denn sie waren über Walty Klackton bestens
informiert.
Der Besatzung des Beibootes der LAMBDA EUGAUL gehörte auch
eine Frau an - Annemy Traphunter. Sie verließ die Space-Jet als
erste, und sie war es auch, die die erste Falle entdeckte. Annemy,
mittelgroß, knabenhaft schlank, aber wohlproportioniert, das
hellblonde Haar unter einem Netz glatt an den Kopf gekämmt,
stieg von der Leiter und blickte sich mit ihren blauen Augen
mißtrauisch um. Als sie auf die Piste hinausgehen wollte,
merkte sie, daß sie fast bis zu den Knöcheln in dem
weichen Boden eingesunken war. Im selben Augenblick sah sie auch, daß
die Teleskopstützen der Space-Jet ebenfalls ziemlich tief im
Boden versunken waren.
„Das hast du wieder einmal toll hingekriegt, Klack-Klack“,
murmelte sie sarkastisch und versuchte, ihre Füße aus der
klebrigen Masse freizubekommen; es gelang ihr mit einiger Mühe.
An die übrigen Spezialisten gewandt, die ungeduldig auf der
Leiter und in der Luftschleuse warteten, sagte sie: „Es ist
besser, wenn ihr die Landepiste nicht betretet. Klack-Klack hat sie
mit einem neuen Belag versehen, der sich jedoch noch nicht gefestigt
hat. Benützt eure Antigravaggregate.“
Für drei Spezialisten der zweiten Space-Jet kam diese Warnung
zu spät. Sie hatten ebenfalls die Landepiste bereits betreten
und kämpften nun gegen die Tücken des klebrigen Bodens an.
Zusammen mit Annemy arbeiteten sie sich unter Aufwendung all ihrer
Kraft bis zum Rande der Landepiste vor.
Dort wurden sie von ihren schadenfroh grinsenden Kameraden
erwartet.
„Das Lachen wird euch schon noch vergehen - jedem einzelnen
von euch!“ herrschte Annemy Traphunter
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