PR TB 114 Sternenlotus
entschließen, sehen Sie sich die Blumen
erst einmal an. Es sind Meisterwerke der Natur.“
Der Mann warf den Zigarettenstummel fort und ging mit seinem
Kollegen voran. Klackton, dem der glühende Zigarettenrest ein
Dorn im Auge war, wollte ihn mit einem Fußtritt in Richtung des
Reinigungsroboters befördern. Das mißlang ihm jedoch
kläglich.
Nicht etwa, daß er in die Erde trat, nein, nein. Er traf
zwar den Zigarettenstummel mit unheimlicher Präzision,
beförderte ihn jedoch in eine gänzlich falsche Richtung. Er
sah mit wachsendem Entsetzen, wie die Zigarette auf den Mann
zusegelte, der sie weggeworfen hatte, und in dessen Halsausschnitt
verschwand.
Gleich darauf ertönte ein markerschütternder
Schmerzensschrei. Der Mann langte hinter sich und trommelte seine
Fäuste auf den Rücken.
„Warten Sie, ich bin Ihnen behilflich“, rief ihm
Klackton zu und wollte ihm in den Halsausschnitt langen. Aber der
Mann versetzte ihm einen so heftigen Stoß, daß Klackton
zu Boden stürzte.
Als er wieder auf die Beine kam, sah er, daß sich die Bluse
des Mannes blutrot verfärbt hatte. Klackton konnte sich nicht
vorstellen, daß eine so stark blutende Wunde nur von einer
brennenden Zigarette verursacht werden konnte.
Der Mann merkte seine Bestürzung und verbarg seinen Rücken
schnell vor ihm, indem er sich gegen die Wandung des Schwebers
lehnte.
„Gaffen Sie nicht!“ herrschte ihn der Mann an; er
hatte sich schon wieder einigermaßen gefangen. „Unterschreiben
Sie lieber die Rechnung, damit wir die Blumen ausladen und nach
Aiching zurückfliegen können! “
Klackton nickte eingeschüchtert, ließ sich von dem
anderen Mann die Rechnung und einen Schreibstift geben und setzte
seine Unterschrift unter die Summe von 5000 Solar. Die Rückgabe
des Schriftstückes war nicht einfach, weil es an Klacktons mit
Farbe beklecksten Fingern klebenblieb. Aber irgendwie konnte sich
Klackton dann doch des Papiers entledigen.
Der von Klacktons unterbewußten Attacken verschont
gebliebene Blumenhändler öffnete den Laderaum des
Schwebers.
Klackton vergaß für einen Moment zu atmen, als er die
Blütenpracht erblickte, die in allen Farben des Spektrums
leuchtete. Man sah auf den ersten Blick, daß es sich um nur
eine Spezies handelte, doch diese in mannigfaltigen Variationen.
„Sternenlotos ...“, sagte Walty Klackton ergriffen.
„Ich habe noch nie in meinem Leben eine schönere Blume
gesehen. Annemy wird entzückt sein ...“
„Alle Blüten gehören Ihnen, Sie können sie
später immer noch bestaunen“, sagte der Mann mit der
blutgetränkten Bluse. „Lassen Sie uns jetzt ausladen, denn
wir müssen zurück.“
„Ich werde Ihnen helfen, damit es schneller geht“,
erbot sich Klackton. Er runzelte die Stirn. „Wäre es nicht
klüger, wenn Sie hierblieben? Ich könnte einen
Sanitätsgleiter anfordern und Ihnen Erste Hilfe leisten.“
„Nein“, lehnte der blutende Mann ab. „Ich muß
unbedingt ins Glashaus... und zwar auf dem schnellsten Wege!“
Zehn Minuten später war der Schweber entladen, und
zehntausend exotische Blüten zierten den Boden rund um das
Wohngebäude. Klackton konnte sich an dieser Pracht einfach nicht
satt sehen. Er wußte auch schon, wie er die Blumen arrangieren
würde. Er wollte sie entlang des Weges vom Landeplatz bis zum
Haus einpflanzen, den Eingang, die Diele, den Wohnraum, den Tisch und
die Wände mit ihnen schmücken...
Plötzlich entsann er sich der Worte des Blumenhändlers,
der gesagt hatte, daß der Sternenlotos unter den
Umweltbedingungen, die Rustoner bot, keine lange Lebensdauer besaß.
Er mußte also schnellstens etwas unternehmen, um die Pracht der
Sternenlotosblüten zu erhalten. Die Blumen zu gießen,
würde allein wohl nicht genügen, sie mußten vor allem
gedüngt werden.
In diesem Augenblick entsann er sich des Düngemittels, das er
vor drei Monaten selbst gebraut hatte. Er war zwar noch nicht dazu
gekommen, es auszuprobieren, aber da er es nach einem Rezept
zusammengestellt hatte, das von den Bewohnern einer Agrarwelt
stammte, bedurfte es eigentlich keiner Erfolgsbestätigung. Auf
die Idee, daß er bei der Zusammenstellung des Düngemittels
einen Fehler begangen haben könnte, kam er erst gar nicht.
Er erinnerte sich auch noch daran, daß er es irgendwo im
Keller des Wohnhauses aufbewahrt hatte. Dort fand er die vorsorglich
verschlossene 1-Liter-Flasche auch in einem Regal - gleich neben der
tragbaren Motorspritze. Er nahm beides an sich und kehrte in das
Wohnzimmer
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