PR TB 116 Söldner Fur Rom
laufen
lassen?"
Marcus verbeugte sich.
„Es war der schnellste Weg zum Gefängnis.
Fünfundzwanzig Männer. Parther und Syrer. Und andere.
Sklaven und Material für die Arena. Ad bestias."
Nero wedelte mit der Hand und verschüttete Honigwein auf sein
kostbares Gewand. Die vielen Ringe an seinen dicken Fingern funkelten
im Licht der zahlreichen Öllampen.
„Das überlasse mir, Tribun. Etwas darunter, das ich
brauchen könnte?"
Marcus zog die Schultern hoch, ordnete verlegen eine Falte der
Toga und sagte leichthin:
„Vielleicht ein riesiger Mann, mehr als dreißig Jahre
alt, der in einer halben Stunde fünfzehn der besten berittenen
Krieger tötete."
Nero ließ beinahe seinen Becher fallen und sagte mit
gefährlicher Schärfe:
„Und...?"
Marcus wußte nicht, ob und wann er die richtigen Antworten
gab.
Er überließ sein Glück den Göttern und
erwiderte leise:
„Ich habe ihn an die Galeere gekettet. Er hat, unterstützt
von einigen Peitschenhieben, tüchtig gerudert. Ich dachte, ihn
dir zu schenken, wenn ich ihn aus dem Gefängnis geholt habe. Er
wird ein guter Gladiator werden. Ich denke ..."
Nero starrte den Mann, der einmal für die Stelle des
Proconsuls vorgeschlagen worden war, schweigend an. Marcus fühlte,
wie er gleichzeitig fror und schwitzte.
Er blickte in das weiche, runde Gesicht des Cäsars, und
Furcht überkam ihn.
„Im Gefängnis?"
„So ist es, Cäsar."
Nero zog ein Mädchen an sich, das gerade an ihm vorbeitanzte
und ihm einen lüsternen Blick unter langen schwarzen Wimpern
zuwarf. Das Mädchen setzte sich auf seine Oberschenkel und
wartete schweigend. Sie zitterten alle vor ihm.
„Fünfzehn Männer in einer halben Stunde? Du hast
einen Gott gefangen, Marcus!"
„Nein. Nur einen weißhaarigen Parther, der alle
Strafen schweigend erduldete und noch immer lebt."
Nero sagte mit brutaler Deutlichkeit:
„Du bist ein Kretin, mein Lieber. Du willst Proconsul werden
und weißt nicht einmal, was du zu tun hast. Ein Mann, der in
solch kurzer Zeit - was ist er, sagtest du?"
„Söldner, der für Regnum Parthorum kämpfte,
Cäsar!" erwiderte Vinicius und bemühte sich, Nero das
Zittern seiner Hände nicht zu zeigen.
„Ein solcher Mann muß für Rom gewonnen werden!
Für mich, für Cäsar. Für unsere Sache! Du hättest
ihn auf deinem dreckigen, schleichenden Schiff mit afrikanischen
Feigen, Hammelnieren und braunkrustigen Frischlingen bewirten sollen!
Du hättest ihm die schönsten Sklavinnen auf das
sternenbeschienene Deck legen und ihn mit Wein aus Marsala oder
Falerner bewirten sollen. Du bist und bleibst ein unfähiger
Narr, Marcus. Es tut mir leid, dir dies sagen zu müssen. Hast du
gut gegessen?"
Vinicius nickte schweigend. Er wurde abwechselnd bleich und
feuerrot. Er wußte, wenn Cäsar scherzte und sarkastisch
wurde, unter Umständen Köpfe rollten oder Männer in
die entlegensten Provinzen geschickt wurden. Er schluckte und
erwiderte:
„Ich habe gefehlt, Cäsar. Was befiehlst du?"
„Bringe ihn her! Eile dich, wenn du morgen noch deinen Rang
besitzen willst."
Marcus senkte den Kopf und verließ langsam den Saal, in dem
das Fest ungehindert seinen Fortgang nahm. Niemand sah ihm nach,
nicht einmal das Mädchen, das die gierige Hand Neros auf der
Haut spürte und plötzlich fror.
„Er ist ein gutaussehender Narr, nicht?" fragte Nero
und kicherte.
„Er hat einen scheußlichen Akzent. Und einen Weinfleck
auf der Toga", sagte das Mädchen. Sie stellte nur einen
winzigen Teil derjenigen Truppe von Mädchen und Knaben dar,
Tänzern, Musikanten, Rezitatoren und Sklaven, die das Fest
verschönern sollten. Wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hatten,
wurden sie vergessen. Neros Feste zogen magisch alles und jeden an,
der in Rom Zerstreuungen einer höheren Stufe suchte, was
gleichbedeutend mit größerem Raffinement war und mit
Perversion.
Nero war auf diesen Mann gespannt, der Rom innerhalb kurzer Zeit
fünfzehn Männer gekostet hatte. Er, der Cäsar, würde
versuchen, sich dafür zu rächen, indem er den
Barbarensöldner mit Aufträgen beschäftigte, die ihn im
Auftrag Roms umbrachten. Sehr langsam, fein abgestuft und mit
Delikatesse. Der Cäsar war im Ersinnen neuer Scheußlichkeiten
ebenso geschickt wie im Ausdenken solcher Aufträge. Sein
Einfallsreichtum übertraf bei
weitem sogar den der beiden Gallier, die zu Julius Cäsars
Zeiten Rom heimgesucht hatten. Ihre Kraft und der Barde, den sie
mitbrachten, erschreckten die Gladiatoren im Circus Maximus ebenso
wie der
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