PR TB 116 Söldner Fur Rom
einem großen,
etwas verwahrlosten Gutshof als einem Landsitz. Jedenfalls erwachte
ich am nächsten Mittag und fühlte mich zerschlagen, müde
und hungrig. Selbst mein Zellaktivator wirkte keine Wunder. Ich würde
Wochen brauchen, um mich richtig zu erholen. Jedenfalls mußte
ich handeln, solange ich eine gewisse Macht und einen zeitlich
begrenzten Einfluß besaß. Ich mußte aus Rom
fliehen.
Das bedeutete, daß ich einige Schritte unternehmen mußte.
Zuerst brauchte ich jemanden, der mich über die wahren
Verhältnisse Roms genau und zuverlässig aufklärte. Wer
konnte dies tun?
Was war wichtig?
Zuerst deine engste Umgebung. Versuche, dich zu erholen und die
Lage zu klären. Zeige den Dienern, wer du bist, was du kannst.
Du brauchst nichts dringender als Freunde und Vertraute, sagte der
Extrasinn warnend.
Ich ging im Verlauf der nächsten fünfzehn Tage in
kleinen Schritten vor. Zunächst ließ ich das verwilderte
Haus reinigen, baute mir ein bequemes Bett, einige Tische und einige
bequeme Sessel, die für jeden, der sie sah, eine ungewohnte
Neuigkeit darstellten. Die Römer standen entweder, oder sie
lagen auf jenen merkwürdigen, für mich unerträglichen
Liegen des Modells lectus. Ich kochte Seife und parfümierte sie
mit Kräutern, ich ließ Rasiermesser schleifen, ich ließ
neue Läden vor den Fenstern schreinern, mit lichtdurchlässigem
Pergament bespannt oder mit schräggestellten Lamellen. Ich
entwickelte mit beträchtlicher Eile einen Räderpflug, der
schnell Anklang fand - das Gerücht von dieser „Erfindung"
eilte bis zu Nero, der mir daraufhin 50 000 Sesterzen schickte und
einen kurzen Brief, daß er gewußt habe, wie wertvoll ich
sei. Ein kleiner Trost. Ich unterhielt mich mit den Sklaven und
Dienerinnen und fand mehr und mehr über die wahren
Machtstrukturen heraus, über Sitten und Bräuche und alles,
was ich wissen mußte, um mich in Rom so sicher zu bewegen wie
ein Fisch im Wasser.
Gleichzeitig erholte ich mich. Ich mied den Genuß von
allzuviel Wein und trainierte meinen Körper. Für unsere
Küche konstruierte ich einen neuen Ofen mit einem hervorragenden
Rauchabzug. Ich kaufte Stoffe und arbeitete mit dem Geld. Schließlich
gelang es mir, den Syrer Ktesios freizukaufen. Nach einer kurzen Zeit
begann er aufzuleben - er fühlte sich wie ich, nachdem mich Nero
befreit hatte.
Es war der zwanzigste Abend, den ich hier verbrachte. Bisher hatte
niemand meine Ruhe gestört. Ich begann, mich wieder kräftig
und handlungsfähig zu fühlen.
„Askhan Arcon - du bist mein Vater und meine Mutter, mein
Götze und mein Leben", sagte Ktesios. Wir saßen in
den fellbezogenen Sesseln, neben uns ein Glutbecken. Auf dem Tisch
lagen die Reste des Essens.
„Rede keinen Unsinn. Du bist, nach römischem Recht,
mein persönlicher Besitz. Mein Sklave. Und schon habe ich für
dich einen Auftrag. Du kennst Carrha im Partherland?"
„Flüchtig. Ich weiß, wo dieser Ort liegt",
sagte er leise. „Was hast du dort noch verloren?"
Ich griff nach dem Pergament, auf dem ich die Zeichnung
angefertigt hatte. Ktesios beugte sich vor, las die Bezeichnungen und
sagte dann:
„Das ist ein Teil der Küste. Ich glaube, ich kenne
ihn."
„Gut. Du wirst mit größter Eile dorthin reisen
und holen, was ich hier", ich deutete auf die Stelle, „vergraben
habe. Besonders folgende Gegenstände sind wichtig."
Ich ging ein Risiko ein, indem ich den Mann, der neben mir das
Ruder der Galeere bewegt hatte, mit einer derart heiklen Mission
betreute. Aber ich konnte Roms Bannkreis nicht verlassen. Er würde
es schaffen, gerissen und listenreich wie er war. Wenn er es
schaffte, nur zwei der bewußten Gegenstände hierher zu
bringen, konnte ich mit dem Roboter Rico in meinem Tiefseeversteck in
Verbindung treten, und alle Probleme waren fast völlig
ausgeschaltet.
Wir redeten bis tief in die Nacht darüber, dann wußte
er ganz genau, was er zu tun hatte. Er war mir in einem Maß
dankbar, daß ich Vertrauen zu ihm haben konnte.
Zudem waren die Gegenstände für ihn absolut wertlos.
„Wie lange wirst du brauchen?" fragte ich.
„Vierzig Tage ungefähr", sagte er. „Wenn ich
schnelle Pferde kaufen kann, wenn ich mit Bestechung arbeite und im
Schutz von Masken und Dunkelheit, bin ich nach dieser Zeit wieder
hier. Du gibst mir einen Schutzbrief mit?"
„Eine gekonnte Fälschung, mein Freund!"
versicherte ich.
„Jeder Zenturio, der lesen kann, wird dir helfen."
„Gut. Und jetzt zu dir, Arcon."
„Ja?"
Ich war neugierig, was er
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