PR TB 116 Söldner Fur Rom
verschiedenen Richtungen. Und was machen wir mit
Lalaga?"
Lalaga war die zwanzigjährige Sklavin.
„Wir haben noch Zeit. Versuchen wir, ihr das Gefühl zu
geben, daß sie hier auf deinem Gut Ruhe findet. Wenn wir beide
unsere Aufgaben hinter uns haben, sehen wir weiter."
„Es wird das Beste sein", sagte ich.
Ich hatte nur einige Stunden zu tun, um die schnelle Reise des
Syrers gründlich vorzubereiten. Dann sprach ich lange mit dem
Verwalter und zählte ihm genau auf, was in den nächsten
Tagen und Wochen alles zu geschehen hatte. Dann, nachdem der Syrer
auf einem gekauften Pferd losgeritten war, legte ich mich hin und
überlegte. Noch immer war ich wie gelähmt; ich wunderte
mich über mich selbst. Mein Schwung war dahin, ich ertappte mich
immer wieder dabei, wie ich nachdachte, wie ich versuchte, mich zu
konzentrieren. Aber offensichtlich hatte das Mißlingen des
parthischen Planes mich schockiert und maßlos enttäuscht,
dazu kamen die Gefangennahme, der Aufenthalt auf der Galeere und der
Abend vor Nero.
Du weißt ganz genau, daß es nicht richtig ist! sagte
scharf mein Logiksektor.
Ich stutzte und griff nach dem Weinbecher. Noch waren die
römischen Nächte kühl, und ich streckte meine Füße
in die Richtung des Glutbeckens aus.
Du bist ganz allein. Du hast keinerlei Unterstützung, die du
gewohnt bist, von zweiter Stelle Rückendeckung zu erhalten!
Ich trank mit trockenen Lippen einen tiefen Schluck des schweren
Weines.
Ja, so war es. Nicht zum erstenmal in meinem Leben, das mir heute
als zu lang erschien, zu sehr voller Enttäuschungen und
Rückschläge, erlebte ich den hoffnungslosen Zustand
gänzlicher Einsamkeit. Ein grausames Gefühl, das mich
zurückschleuderte in den Bereich der Teilnahmslosigkeit. Gut.
Ich war allein und konnte nur in beschränktem Maß handeln.
Was sollte ich tun?
Ich hatte aber bereits Helfer. Ktesios, den Syrer. Und das Mädchen
Lalaga, die ihr bitteres Schicksal mit mehr Würde und
Gelassenheit als ich trug.
Eigentlich sollte sie mein Vorbild sein.
Was hatte jener Philosoph der Stoa-Schule, Neros ehemaliger
Lehrer, geschrieben?
,,... und erst im Unglück finden wir den Weg zur Weisheit;
das Glück versperrt uns den Weg. Unsere Umgebung ist
Vergänglichkeit - aber jeder kann sich seine Last erleichtern:
durch Gleichmut!"
Ich lächelte nachdenklich.
„Gut", sagte ich. Und in diesem Augenblick entschloß
ich mich wieder, sinnvoll zu handeln. Wenn es jemand schaffte, dann
konnte ich es sein. „Erledigen wir Neros Aufträge. Und
warten wir in wahrer Gemessenheit auf den Erfolg des Syrers."
Unsere Umgebung und auf besondere Weise auch meine Umgebung hieß
Vergänglichkeit. Auch Nero, die Galeere und Marcus Vinicius
waren nur vorübergehende Erscheinungen, denen ich, der
biologisch so gut wie Unsterbliche, Gleichmut zu zeigen hatte.
Ich schlief ausgezeichnet, mit dieser neuen Entschlußkraft
erfüllt.
Am nächsten Vormittag meldete ich mich bei Nero und erhielt
meinen Auftrag:
„Reise mit einer kleinen, ausgesuchten Truppe nach Judäa.
Dort wirst du erfahren, was zu tun ist. Immer wieder kleine Aufstände
um Hierosolyma. Erledige dies, und ich erhebe dich in den
Ritterstand!"
Ich fragte:
„Rüstung, Cäsar? Waffen und dies alles?"
„Die Männer, die ich dir mitgebe, wissen alles.
Belästige mich nicht mit solchen kleinlichen Fragen."
Er hoffte vermutlich, daß ich gegen Ende der kriegerischen
Handlungen umkommen würde. Sonst hätte er nicht solche
Versprechungen machen können. Ich beschloß grimmig, ihm
und Marcus Vinicius einen Streich zu spielen.
Noch am selben Tag stachen wir von Ostia aus in See.
Der Sommer kam näher.
6.
ZELTLAGER NAHE HIEROSOLYMA:
Hier lagerte eine Kohorte der römischen Truppen. Dieser
Truppenverband war ein Zehntel einer Legion, bestand aus sechshundert
Männern und dem Troß. Ich würde einen Manipel
befehligen, also zweihundert Berittene, ein Drittel einer Kohorte.
Ich befand mich hier im Rang eines Zenturios; eigentlich zerfiel ein
Manipel in zwei Zenturien, also zweimal hundert Mann. Das Problem
unserer Truppe war, räuberische Stämme zu bekämpfen,
die nach jedem Überfall in der Wüste verschwanden.
Buchstäblich verschwanden - denn niemand hatte bisher Spuren
feststellen können.
Am zweiten Abend, als ich die Lagebesprechung beendet und
sämtliche Karten studiert hatte, sagte ich zu Zenturio Afer:
„Mann! Wir werden ihnen eine Falle bereiten. Ich sehe auf
dieser Karte, daß die Nomaden immer wieder auf dieser
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