PR TB 117 Unser Mann Im All
Ertruser uns aufspüren.“
Er gab uns noch fünfzehn Minuten Zeit zum Ausruhen. Ich
fragte mich, ob er ganz einfach vergessen habe, auf ein äußerst
wichtiges Thema einzugehen, oder ob er bewußt daran
vorbeigegangen sei. Dabei konnte man die Sache doch gar nicht außer
acht lassen. Sie war nun einmal da, sie hatte sich uns manifestiert
und mußte daher bei allen zukünftigen Überlegungen
mit in Betracht gezogen werden: Die unheimliche Macht, die vor zwei
Stunden aus dem Nichts heraus zehn schwerbewaffnete Ertruser
erschlagen hatte.
*
Nach Ablauf der Viertelstunde rückten wir wieder ab. Es war
still in den Hallen und Gängen der uralten Anlage. Die Verfolger
schienen unsere Spur verloren zu haben. Rhodan führte uns über
einen Gang, der sich in der Art einer Rampe neigte, weiter in die
Tiefe. Die Rampe erweiterte sich plötzlich und mündete in
eine riesige, kreisförmige Halle. Sie hatte einen Durchmesser
von wenigstens sechzig Metern, und über ihr wölbte sich die
Decke zu einer mächtigen Kuppel, die aus einer einzigen
Lumineszenzplatte zu bestehen schien. Den Boden der Halle bedeckten,
zu Sechsergruppen angeordnet, zylindrische Gebilde, die wie Wachtürme
im Kleinformat aussahen. Das waren die Speichergeräte, von denen
Rhodan gesprochen hatte. Der Boden selbst bestand aus regelmäßigen
rechteckigen Kunststoffplatten, die matt schimmerten und das Licht
der Kuppel sanft reflektierten.
Wir standen ehrfurchtsvoll und staunten. Wir alle hatten zumindest
eine Photographie dieser Anlage schon gesehen, einige waren sogar
schon hier gewesen, in jenen friedlichen Tagen, als es den
Carsual'schen Bund noch nicht gab. Und trotzdem packte uns die
Ehrfurcht. Vor uns standen Maschinen, die vor fünfzig
Jahrtausenden erschaffen worden waren - von einem Volk, das aus den
Vorfahren der heutigen Terraner, der Akonen und der Arkoniden
bestand. Fünfzigtausend Jahre hatten diese Geräte
überdauert - in einer sorgfältig konditionierten Atmosphäre
und bei ständig gleichbleibender Temperatur. Sie funktionierten
heute noch so wie am ersten Tage. Die Flotte hatte, als sie die
Station übernahm, an diesem Teil der lemurischen Installationen
nichts zu ändern brauchen. Die Rechner und ihre Peripheriegeräte
waren von der ersten Sekunde an bedingungslos einsatzbereit. Daß
die Anlage nach ihrer Errichtung nur wenige Jahre, nämlich bis
zum Untergang des lemurischen Reiches, in Betrieb gewesen war und
dann bis zu ihrer Wiederentdeckung durch die Terraner stillgelegen
hatte, verringerte den Wert der technischen Leistung nicht, die die
alten Lemurer hier vollbracht hatten.
Mir verkrampfte sich der Magen bei dem Gedanken, daß nun ein
Teil dieses Wunderwerks vernichtet werden sollte. Aber Rhodan hatte
recht: Es blieb uns keine Zeit, die kritischen Speicher durch
Rechnerzugriff zu löschen. Wir mußten sie zerstören,
wenn wir nicht wollten, daß den Carsualern Informationen in die
Hände fielen, die letzten Endes eine totale Umorganisierung der
Solaren Flotte und eine Neuformulierung der terranischen
Langzeit-Politik erforderlich gemacht hätten.
Rhodan und Keesom waren die einzigen, die genau wußten, um
welche Speicher es sich drehte. Es gab, das hatte ich inzwischen
abgezählt, in der Halle zwölf Sechsergruppen, also
insgesamt zweiundsiebzig Speicher. Acht davon mußten vernichtet
werden. Sie waren, einzeln oder zu zweit, Mitglied von fünf
verschiedenen Gruppen. Winters und Lavatte bauten sich auf Rhodans
Geheiß vor einer der Gruppen auf. Die schweren Blaster, die wir
von den Ertrusern erbeutet hatten, wurden in Anschlag gebracht. Ein
flüchtiger Gedanke schoß mir durch den Kopf, lächerlich
und zu grotesk, um länger beachtet zu werden: Würde sich
der riesige Rechner, der dort jenseits der Wand ruhte, sich gefallen
lassen, daß man seine
wertvollen Speicher zerstörte?
„Feuer. befahl Rhodan.
Ich sah, wie es in Lavattes Gesicht zuckte, als er auf den
Auslöser drückte. Im nächsten Augenblick jedoch machte
er große Augen. Winters erging es nicht anders. Nur war er
impulsiver. Wie ein Verrückter hämmerte er mit der
geballten Faust auf dem Auslöser herum und fluchte wütend.
Das zweite Wunder war geschehen! Die Waffen waren allem Anschein nach
einsatzbereit, aber wenn man ihren Auslöser drückte,
weigerten sie sich zu funktionieren.
Es kam noch schlimmer. Lavatte stieß plötzlich einen
wilden Schrei aus. Er schleuderte den Blaster von sich. Er stand auf
den Zehenspitzen und hatte die Arme steil in die Höhe
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