PR TB 119 Die Todesmaschine
ein Arbeitszimmer mit Bücherwänden,
Aktenschränken, einer elektronischen Rechenmaschine und einem
klobigen Schreibtisch. Hinter dem Tisch saß ein Mann in einem
ebenfalls klobigen Sessel, massig, breitschultrig, mit Stiernacken
und gelichtetem Kopfhaar.
Er blickte erst nach einiger Zeit auf, musterte Telem
durchdringend und wandte sich dann an den Fahrer:
»Du hast Besuch mitgebracht, Fredhan.«
Fredhan legte Telem eine Hand auf die Schulter.
»Das ist Lunor, Chef. Er war zu Fuß auf dem Weg nach
Vudhemme, und ich habe ihn mitgenommen, weil er mir wie ein Mann
aussah, der mit Burrogs umgehen kann.«
Rugbhor erhob sich bedächtig.
»Und, kann er?«
»Nein, Chef. Aber ich dachte, wir könnten ihn
vielleicht als Ersatz für Dirthan einsetzen.«
»So, dachtest du!« meinte Rughbor.
Er kam um den Schreibtisch herum, blieb dicht vor Telem stehen und
musterte ihn nochmals von oben bis unten. Dann blickte er ihm ins
Gesicht.
»Was hast du bisher getan, Lunor?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Telem, der sich
während der Fahrt eine Geschichte zurechtgelegt hatte, die den
Vorteil besaß, daß sie weitgehend der Wahrheit entsprach,
so daß er sich kaum in Widersprüche verwickeln konnte.
Bevor er weitersprechen konnte, herrschte Rugbhor ihn an:
»Du weiß es nicht?«
»So ist es«, erwiderte Telem unbeeindruckt. »Ich
leide an Amnesie.« Er lächelte. »Aber mein Gehör
ist völlig intakt.« Er sah aus den Augenwinkeln, daß
sich Fredhans Stirn mit Schweiß bedeckte.
Rugbhors Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. Es schien, als
wolle der Verwalter Telem
abermals anfahren. Aber dann entspannte er sich, lachte kurz auf
und meinte:
»Wenigstens bist du nicht auf den Mund gefallen, Lu-nor.
Aber merke dir eines: Echte Frechtheiten mir gegenüber dulde ich
nicht.«
Als Telem nichts darauf erwiderte, fuhr er fort: »Wir können
einen Stallburschen gebrauchen, weil einer vor ein paar Tagen von
einem Burrog angefallen wurde, der sich losgerissen hatte. Acht
Sidocks pro Tag. Einverstanden?«
Telem suchte seinen neuen Wortschatz nach einer Information über
den Wert eines Sidocks ab und fand, daß ein Brot anderthalb
Sidocks kostete, ein Paar Schuhe etwa neunzig Sidocks und eine
mittelmäßige Mahlzeit in einem mittelmäßigen
Restaurant sechzehn Sidocks.
»Zwölf«, entgegnete er.
»Zwölf?« echote der Verwalter ungläubig.
»Zwölf Sidocks am Tag, für einen Stallburschen? Bist
du größenwahnsinnig, Lunor?«
Telem zuckte die Schultern.
»Wenn Sie mich nicht haben wollen, kann ichja wieder gehen.«
»Nicht so hastig!« rief Rugbhor. »Ich werde dir
neun Sidocks zahlen, aber nur, weil ich dringend einen Stallburschen
brauche.«
»Elf«, sagte Telem mit unbewegtem Gesicht.
Rugbhor seufzte.
»Das kann ich dir nicht zahlen, Lunor. Die anderen
Stallburschen bekommen ja nur zehn Sidocks am Tag.«
»Dann bin ich mit zehn einverstanden«, erklärte
Telem, »obwohl das in keiner Weise meinem tatsächlichen
Wert gerecht wird.«
Der Verwalter sah ihn finster an.
»Das wird sich bald herausstellen!« sagte der drohend.
»Für zehn Sidocks pro Tag verlange ich gute Arbeit, sonst
fliegst du. Ist das klar?«
»Natürlich«, erwiderte Telem.
Rugbhor schüttelte den Kopf, eine bejahende Geste, wie Telem
inzwischen wußte, und sagte:
»Ich werde dich gleich in deine Arbeit einweisen und dir
später zeigen, wo du schläfst, Lunor. Fredhan, du wartest
inzwischen hier auf mich.«
»Ja, Chef«, sagte Fredhan, nachdem er aufgeatmet
hatte.
Wenig später stand Telem neben Rugbhor in einem Stallgebäude
mit zwanzig Einzelständen für Burrogs. Der Verwalter
erklärte ihm die Funktionsweise und Bedienung des
Kraftfuttermischers, des Fütterungsautomaten, der automatischen
Tränke und der langstieligen Fellpflegebürste. Die Boxen
waren durch starkwandige Bohlenwände voneinander getrennt, und
in die Mauern waren schwere Ringe eingelassen, an denen Stahlketten
hingen. Vor den Boxen hingen stählerne Fallgatter.
»Heute abend sollen vierzehn Einzelstände belegt
werden«, schloß er seinen Vortrag. »Bis dahin
müssen alle Stände gesäubert und frisch aufgeschüttet
sein. Außerdem muß der Futterautomat gefüllt sein,
damit die Tiere ihr Kraftfutter bekommen. Sie sollen in drei Tagen in
der Arena von Vudhemme kämpfen.«
»In drei Tagen?« wiederholte Telem. »Dann kann
ich ja nur zwei Tage hierbleiben. Ich will nämlich zu den Kampf
spielen ebenfalls in Vudhemme sein.«
»Das wird sich machen lassen«, meinte
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