PR TB 119 Die Todesmaschine

läßt bitten.«
    Vurlason dankte ihr mit einem Lächeln und stand gleich darauf
in einem großen Raum voller schwerer Holzmöbel. Der Boden
war mit einem Teppich ausgelegt, in dem die Füße zu
versinken drohten. Hinter einem überdimensionalen Schreibtisch
erhob sich ein beleibter Eingeborener, neigte den Kopf und sagte:
    »Bitte, nehmen Sie Platz, Professor Terthar.« Er
setzte sich wieder und musterte seinen Besucher. »Sie bewerben
sich also um die freie Stelle eines Kybernetikers. Wo sind Sie denn
zur Zeit beschäftigt?«
    Diese Frage ließ Vurlason ahnen, daß er sich wieder
einmal in Unkenntnis bestimmter Regeln

    falsch verhalten hatte. Er dachte angestrengt darüber nach,
wie er die Lage zu seinen Gunsten bereinigen könnte.
    »Ich bin in der Forschung tätig«, antwortete er.
»In erster Linie habe ich mich mit neuartigen Methoden
    der Datenverarbeitung und der Entwicklung von Totalprogrammen
befaßt.«
    Direktor Latham runzelte die Stirn.
    »Verzeihen Sie die Frage, Professor. Aber was meinen Sie mit
>Totalprogrammen    Schon wieder ein Fehler! dachte Vurlason. Anscheinend gibt es hier
so etwas wie Totalprogramme nicht. Er beschloß, zu bluffen.
    »Es handelt sich um eine Neuentwicklung von mir«,
erklärte er schwitzend. »So kann beispielsweise ein
Computer mit Totalprogramm eine Fabrikationsanlage aufbauen,
Rohstoffe beschaffen und daraus die Fertigprodukte herstellen, die
den größten Gewinn versprechen.«
    »Aber das sind doch Utopien!« wehrte Latham ab. »Eine
ganz und gar vollautomatisierte Fabrik kann ihre Produktion kaum noch
ändern, wenn die Marktlage es an und für sich erforderte.«
    »Warum nicht!« entgegnete Vurlason. »Sie muß
nur in sich variabel sein. Da ein Computer mit Totalprogramm ständig
Marktforschung betreibt und außerdem die Bedürfnisse
manipuliert, kann er die Fabrikationsanlage von einem Tag auf den
anderen von beispielsweise Automathäusern auf Fernsehgeräte
umstellen.«
    »Automathäuser?« fragte der Direktor mit
gepreßter Stimme. »Ich wußte gar nicht, daß
es so etwas schon gibt. Aber wechseln wir das Thema. Dürfte ich
Ihre Referenzen sehen, Professor Terthar?«
    »Referenzen?« fragte Vurlason.
    »Ihre Empfehlungen«, erklärte Latham ungeduldig.
»Sie werden doch nicht ohne Papiere gekommen sein.«
    »Doch«, erwiderte Vurlason mit dem Mute der
Verzweiflung. »Ich halte nichts von Empfehlungen, sondern bin
der Meinung, ein Mann muß durch seine Fähigkeiten und sein
Können überzeugen. Holen Sie einen Spezialisten, der mein
Wissen prüft, und Sie werden sehen, daß Sie keinen
Geeigneteren für die Stelle finden können als mich.«
    Der Direktor wirkte plötzlich nervös, beinahe furchtsam.
    »Selbstverständlich«, sagte er eilfertig.
»Selbstverständlich, Professor Terthar.« Er stand
auf. »Ich werde sofort einen Spezialisten holen. Bitte, bleiben
Sie solange sitzen, Professor.«
    Er hastete aus dem Zimmer.
    Vurlason lehnte sich in seinem Sessel zurück und überlegte,
ob er trotz einiger gravierender Fehler die Stelle bekommen würde.
Er war sicher, daß seine Kenntnisse und Fähigkeiten
ausreichten, um die hier gestellten Ansprüche zu befriedigen.
Seine größte Schwierigkeit war offenbar die, daß er
für xthornische Verhältnisse zuviel wußte. Folglich
würde er sich ein hohes Maß an Zurückhaltung
auferlegen müssen.
    Soweit mit seinen Überlegungen gekommen, beschäftigte
ihn ein weiteres Problem. Er brauchte nicht nur Geld, sondern er
brauchte sofort Geld. Folglich mußte er Direktor Latham um
einen Vorschuß bitten.
    Wo blieb der Direktor eigentlich?
    Es konnte doch nicht so lange dauern, einen der im Werk
beschäftigten Spezialisten zu holen.
    Vurlasons Blick fiel auf das Sprechgerät, das auf dem
Schreibtisch des Direktors stand. In seinem Bewußtsein bildete
sich der Begriff »Visiphon«, gleichzeitig sagte ihm sein
neuer Sprachschatz, daß derartige Geräte hier »Telefon«
genannt wurden.
    Warum hatte Latham also den Spezialisten nicht telefonisch
herbeordert?
    Plötzlich wurde Vurlason argwöhnisch. Er stand auf und
öffnete die Tür zum Vorzimmer. Das Zimmer war leer. Mit
raschen Schritten ging Vurlason zur Tür, die zum Flur führte
und drückte die Klinke nieder.
    Die Tür war verschlossen.
    Vurlason eilte ins Büro des Direktors zurück und blickte
aus einem der Fenster. Er konnte nichts

    Verdächtiges sehen.
    Als er sich wieder umdrehte, ging die Tür zum Vorzimmer auf.
Zwei Polizisten traten ein. Hinter ihnen der Direktor.
    »Das