PR TB 119 Die Todesmaschine
denen Telem in Vudhemme begegnet war, völlig
arglos gewesen. Manche hatten ihn verwundert angesehen, weil er eine
starke Ähnlichkeit mit dem Verhafteten besaß, doch sie
mußten sich schließlich sagen, daß es eben nur eine
gewisse Ähnlichkeit gab. Lunor befand sich in Polizeigewahrsam.
Inzwischen hatte er sein Äußeres verändert, bis
auf sein Gesicht. Er trug einen eleganten Anzug, Halbschuhe aus
weichem Leder und einen modischen Spitzhut. Das Geld, das Rugbhor ihm
gegeben hatte, war allerdings bis auf einen kleinen Rest verbraucht.
Telem hatte sich in einem Restaurant eine gute Mahlzeit gegönnt
- und nun befand er sich auf der Suche nach einem Verkehrsmittel, das
ihn weiter nach Norden bringen sollte.
Seine Illusionen, er könnte sich auf normale Art und Weise
Geld verdienen, um die Reise nach Norden zu finanzieren, waren
allerdings einem nüchternem Realismus gewichen. Spätestens
von dem Augenblick an, in dem sein Doppelgänger aus der Haft
entwich -wie immer er das auch anstellte - würde die Suche nach
ihm abermals beginnen. Dann würdejeder potentielle Arbeitgeber
sich sein Gesicht ansehen und zumindest
Verdacht schöpfen. Das durfte er nicht riskieren. Er mußte
immer Distanz zu anderen Personen halten. Keiner durfte Gelegenheit
bekommen, sein Gesicht für längere Zeit aus der Nähe
zu
betrachten.
Telem überlegte, ob er es wagen konnte, zur Burrog-Arena
zurückzukehren und zu versuchen, sein Saphan zu verkaufen, das
er dort gegen ein paar Sidocks einem Tierpfleger zur Betreuung
übergeben hatte.
Er entschied, daß die Zeit dazu zu knapp war. Sein
Doppelgänger konnte jeden Moment ausbrechen. Aber der Gedanke an
die Arena brachte ihn auf eine Idee, wie er zu Geld kommen konnte -
oder zu einem Fahrzeug. Er hatte rings um die Arena große
Parkplätze gesehen, außerdem aber auch Landeplätze
für Kleinflugzeuge und Helikopter. Heute würden sicher
schon die ersten Zuschauer nach Vudhemme kommen, und es waren
bestimmt Leute mit viel Geld dabei. Telem hatte erfahren, daß
vor den Stierkämpfen Wetten über große Summen
abgeschlossen wurden.
Es konnte nicht schwerfallen, sich etwas von dem Geld anzueignen.
Allerdings sträubte sich Telems Gewissen dagegen, einen
Diebstahl zu begehen oder jemandem sein Geld gewaltsam wegzunehmen.
Er sagte sich, daß ihm nichts anders übrig blieb, merkte
jedoch, daß er im entscheidenden Augenblick wieder zögern
würde.
Auf diese Art ging es also nicht.
Aber es gab noch eine andere Möglichkeit!
Telems Gesicht hellte sich auf. Es konnte nicht schwer sein, einen
der primitiven Flugapparate dieses Planeten zu steuern.
Nicht, wenn man Raumschiffe aller Art geflogen hatte!
Telem lauschte in sich hinein. Die innere Stimme hatte ihm nicht
nur eine wertvolle Information vermittelt, sie hatte auch an etwas in
ihm gerührt, das bis dahin geschlummert hatte.
Vor seinem geistigen Auge entstand das Bild einer
Raumschiffs-Kommandozentrale mit ihren Kontroll-und Steuerpulten und
der Panoramagalerie. Er glaubte, das Dröhnen starker Maschinen
zu hören, das Wispern elektronischer Apparaturen und die Stimmen
anderer Menschen, die mit ihm gemeinsam das Raumschiff durch das
Sternengewimmel der Galaxis steuerten.
Die LUNA CLAN!
Telem taumelte unter dem Schock der Erkenntnis, daß LUNA
CLAN der Name des Raumschiffes war, das er zuletzt geflogen hatte.
Aber der Schock resultierte nicht nur daraus, sondern auch aus den
Informationen, die aus dem Dunkel des Vergessens aufstiegen, als
Ergebnis der Erinnerung an die LUNA CLAN.
Er wußte plötzlich, daß er Telem Poswik Burian
hieß und ein Diplomat der IPC, des Intergalactic Peace Corps
war, einer Organisation, die es sich zur Aufgabe gestellt hatte, für
die Sicherung des Friedens zwischen den Völkern dieser Galaxis
und anderer Galaxien zu kämpfen, Konfliktstoffe mit friedlichen
Mitteln abzubauen und energisch gegen solche Kräfte vorzugehen,
die ihre Ziele mit kriegerischen Mitteln oder durch eine andere Art
von Gewaltantwendung durchsetzen wollten.
»Ist Ihnen übel?« fragtejemand.
Telems Bewußtsein tauchte aus der Flut der Erinnerungen auf
und konzentrierte sich auf das unmittelbare Geschehen. Telem sah, daß
er an einer Hauswand lehnte. Ein Polizist stand vor ihm und musterte
ihn besorgt.
»Mir war nur etwas schwindlig«, sagte er. »Eine
leichte Gleichgewichtsstörung. Vielen Dank, aber es geht
wieder.«
Der Polizist lächelte.
»Gut. Wissen Sie übrigens, daß Sie diesem
Verbrecher Lunor sehr ähnlich
Weitere Kostenlose Bücher