PR TB 119 Die Todesmaschine
fliehen?«
»Hat mein Doppelgänger das getan?«
»Ja, und er floh aus einer Zelle im achten Stock des
Polizeipräsidiums von Vudhemme. Folglich müssen sich die
Teile draußen fliegend entfernt haben, um sich in einem
Versteck wieder zusammenzufügen.«
»Ich werde verrückt!« entfuhr es Vurlason.
»Lubomir«, sagten beide IPC-Diplomaten wie aus einem
Mund.
»Wer ist Lubomir -oder vielmehr, was ist Lubomir?«
erkundigte sich Pulkar gespannt.
»Das ist ein Geheimnis unserer Organisation«, erklärte
Vurlason. »Es tut mir leid, aber mehr dürfen wir nicht
verraten.«
Lubomir! dachte er. Der unglaublich wandelbare und manchmal direkt
unheimliche Roboter, den Telem von seinem Vater Poswik Lotus Bunan
geerbt hatte! Zuletzt war er in der Gestalt eines Schwarzen Panthers
aufgetreten - vor dem Einsatz aufXthor. Wir hatten ihn deshalb
scherzhaft Orpheus genannt.
Die beiden Diplomaten sahen sich an.
»Lubomir weiß wahrscheinlich mehr über unsere
Mission als wir«, sagte Telem leise. »Soweit ich das
beurteilen kann, hätte er uns alle seine Informationen zur
Verfügung gestellt. Er machte mir gegenüber einige
Andeutungen, aber das war schon zuviel. Ich hatte das Gefühl,
als wollte mein Gehirn explodieren.«
»Mir erging es ähnlich, als mir die Frau, Prax, zu
erklären versuchte, warum sie mir nicht sagen durfte, was IPC
bedeutet. Sie sprach von einem Schock und einer Sekundärbarriere.«
Er stockte.
»Was ist?« fragte Telem. »Warum sprichst du
nicht weiter?«
Vurlasons Augen hatten sich geweitet.
»Ich ahne, was wirklich geschehen ist«, flüsterte
er. »Unsere Mission ist noch viel schwieriger, als ich bisher
angenommen hatte. Jetzt weiß ich auch, warum uns außer
Lubomir niemand unterstützt. Die Organisation kann uns nicht
helfen. Sie ... es ...«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich darf es nicht aussprechen. Aber wenigstens glaube ich
jetzt zu wissen, warum eine innere Sperre uns bisher die Wahrheit
verbarg und uns zwang, über gewisse Dinge zu schweigen.«
»Ich habe da eine Vermutung«, sagte Pulkar bedächtig.
»Sprechen Sie sie nicht aus!« sagte Telem heftig.
»Wenn Sie die Wahrheit ahnen, dann hüten Sie sie bis zu
Ihrem Tod. Sprechen Sie mit niemandem darüber und legen Sie auch
nichts Schriftliches nieder. Ich beschwöre Sie!«
Pulkar lächelte.
»Ich war bereits dazu entschlossen, Telem. Aber Ihre Warnung
hat mir endgültig bewiesen, daß ich Ihnen vertrauen darf.
Sagen Sie mir, wie ich Ihnen bei der Erfüllung Ihrer Mission
helfen kann. Ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht.«
Vurlason lächelte maskenhaft starr. Seine Stirn bedeckte sich
mit Schweiß.
»Ihre Hilfe wird sich im wesentlichen darauf beschränken,
mich zu erschießen«, sagte er tonlos.
*
Er entwickelte seinen Plan.
Der Plan war einfach. Die Durchführung allerdings brachte mit
großer Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten und Gefahren mit
sich. Gefahren in erster Linie für Vurlason Garfield, aber in
zweiter Linie auch für Xthor, denn im Ladungsumpoler mußten
sich unvorstellbare Mengen von Energie angesammelt haben, Energie,
die auf noch unerklärliche Weise aus der Sonne Hadror gezogen
wurde.
Wenn die Energie sich entlud, würden sie den Planeten
vernichten, zumindest aber alles Leben auf ihm zerstören.
Folglich mußte der Ladungsumpoler innerhalb einer eng
begrenzten Zeitspanne unschädlich gemacht werden.
Als Vurlason erfuhr, daß die Konturen der
»Experimentalstation« regelmäßig in Abständen
von jeweils vier Tagen verschwammen und daß dieses Ereignis
zuletzt am Abend des 18. Tages des laufenden Monats stattgefunden
hatte, konnte er sich ausrechnen, daß es sich am Abend des 22.
Tages wiederholen würde.
Das war der folgende Tag.
Er sagte, wie Pulkhar die Aktion vorbereiten mußte, damit
die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges so groß wie möglich
wurde. Der Geheimdienstchef verließ die Zelle, um die
notwendigen Befehle zu erteilen.
In der Zwischenzeit unterhielten sich Vurlason und Telem, indem
sie lautlos die Lippen bewegten und die Worte jeweils vom Mund des
Gesprächspartners ablasen. Sie wollten nicht riskieren, daß
Pulkar ihnen, vom Wissensdurst getrieben, trotz gegenteiliger
Versicherung heimlich zuhörte. Zwecks doppelter Absicherung
»sprachen« sie Interkosmo.
»Wir befinden uns doch in unserer Galaxis, nicht wahr?«
meinte Telem, als sich die Tür hinter Pulkar geschlossen hatte.
»Ja«, antwortete Vurlason. »Ahnst du ebenfalls,
warum es dennoch keine Spuren der Verdummung
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