PR TB 123 Das Sonnenkraftwerk
Lagerraumschotte zu erteilen?«
»Der Erste und ich während des Fluges«,
antwortete Rahman. »Zusätzlich der Ladeoffizier bei
Hafenaufenthalt.«
»Ich möchte wissen, ob eine solche Erlaubnis erteilt
wurde, nachdem die Polizei das Schiff durchsucht hatte.«
Rahman erkundigte sich sofort.
»Nein«, lautete die Antwort.
Damit war eine Möglichkeit ausgeschaltet, auf die Mark
ohnehin nicht viel Hoffnung gesetzt hatte. Wer eine Bombe in seinem
Gepäck verstecken wollte, der bat nicht offiziell um Erlaubnis,
einen Lagerraum zu betreten. Elektronische Riegel waren im
allgemeinen sichere Schutzmittel; aber den Kenntnissen eines
Elektronikexperten hielten sie nicht stand. Ein vergleichsweise
einfacher Pulsgenerator entriegelte in der Hand des Sachverständigen
selbst komplizierte Schlösser.
Da kam Mark ein Gedanke. Von Rahman Es Said begleitet, fuhr er von
neuem zu den Lastdecks hinab. Diesmal unterzog er sein Gepäck
einer genauen Inspektion. Zuerst schien es, als könnte er nicht
finden, wonach er suchte. Aber schließlich entdeckte er es
doch, ironischerweise ausgerechnet in dem kleinen
Plastikmetallkasten, dessentwegen er ursprünglich hier
herabgekommen war. Er war bei seinem ersten Besuch nicht dazu
gekommen, ihn zu öffnen. Jetzt jedoch klappte er den Deckel auf
und sah auf den ersten Blick, daß sich jemand vor ihm an den
Instrumenten zu schaffen gemacht hatte. Zwei Meßsonden, die zur
Ausstattung des Prüfpulsgenerators gehörten, waren aus
ihren Halterungen gelöst und lagen auf dem Boden des Kastens,
als hätte jemand sie in der Hand gehabt und nicht genug Zeit
gefunden, sie wieder ordentlich zu verstauen.
Das war des Rätsels Lösung! Daß der Attentäter
die Bombe, die Mark Richter galt, ausgerechnet in Mark Richters
Gepäck versteckt hatte, war ohne besondere Bedeutung. Er war
hiergewesen, um Marks Gepäck zu durchsuchen, und hatte sich hier
der Bombe entledigt, weil dieser Platz ebenso gut war wie irgendein
anderes Versteck.
Mark teilte Rahman Es Said seine Überlegungen mit.
»Aber wer wird so etwas Verrücktes tun?« fragte
der Araber in ratloser Verzweiflung.
»Darüber werden wir uns den Kopf zerbrechen müssen.
Wie steht's mit Ihren Leuten? Haben Sie vor kurzem einen neuen Mann
angestellt?«
Die Vorstellung, es könne jemand seine Mannschaft
verdächtigen, versetzte Rahman Es Said in Rage.
»Glauben Sie wirklich, meine Leute wären dumm genug,
sich selbst mitten im Linearraum in die Luft zu jagen?«
ereiferte er sich. »Wie verrückt, meinen Sie .«
»Wann haben Sie das letzte Mal ein neues Mannschaftsmitglied
angeheuert«, unterbrach ihn Mark.
Rahman beruhigte sich sofort. Er sah ein, daß es hier um
mehr ging als den väterlichen Stolz, den er für sein Schiff
und seine Leute empfand.
»Wenigstens zwei Standardjahre«, antwortete er
finster. »Ich plage mich nicht gerne mit Neulingen ab, und ich
behandle meine Männer so, daß sie lange bei mir bleiben.«
Damit schied die Möglichkeit aus, daß der Gegner den
Attentäter als ein neues Mitglied der Mannschaft an Bord
geschmuggelt hatte -es sei denn, man wollte die Möglichkeit in
Betracht ziehen, daß der feindliche Agent als eines der
Mannschaftsmitglieder verkleidet worden war. Aber rein intuitiv war
Mark Richter bereit zu glauben, daß ein Mann, der die Raumfahrt
zu seinem Beruf gemacht hatte, niemals daran denken würde, sein
eigenes Schiff zu vernichten, vor allen Dingen dann nicht, wenn er
sich selber an Bord befand. Vom ersten Augenblick an war er, ohne
seine Ansicht logisch erklären zu können, davon überzeugt
gewesen, daß der Attentäter unter den Passagieren zu
suchen war.
Damit hatte er vier Verdächtige.
Reine Sallandt, die Fürsorgerin.
Sibald Tilly, den Ingenieur.
Dr. Aristid Erystach, den verschrobenen Biologen.
Und Sullivan Roch, den Undurchsichtigen.
Einer von ihnen war derjenige, dessen Überzeugungen so
intensiv waren, daß er sich selbst für sie hatte opfern
wollen.
3.
Infolge des Auftauchens aus dem Linearraum verzögerte sich
der Flug der Enyllia um ein weiteres. Mit fünfeinhalb Stunden
Verspätung setzte das alte Schiff zur Landung auf Ariovist an.
Vom Raum betrachtet, zeigte die Oberfläche des kleinen Planeten
sich in gelbgrünen Farben, nur hier und dort unterbrochen von
den blauen Flecken der Meere, die in ihrer Gesamtheit nicht mehr als
fünfundzwanzig Prozent der planetarischen Oberfläche
ausmachten. Ariovist war, mit der Erde verglichen, ein trockener
Planet. Die Saaten, die hier gediehen,
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