PR TB 123 Das Sonnenkraftwerk
Schraubgewindes, das
die beiden Kugelhälften zusammenhielt. Nach wenigen Drehungen
hielt Mark zwei Halbkugeln in der Hand - die eine leer und leicht,
die andere mit kleinen und kleinsten Geräten vollgepfropft. Er
zog ein kleines Taschenmesser hervor, ließ die Klinge aus
Plastikmetall aufspringen und stocherte zwischen den Mikrogeräten
herum. Dabei stellte er fest, daß die unterste Lage auf einer
zweiten Metalloberfläche ruhte, die wie eine flache Platte auf
der unteren Hälfte der Halbkugel aufsaß. Die Platte
vermochte Mark nicht zu entfernen. Er sah jedoch eine Reihe dünner
Drähte, die auf der Platte mündeten und sie wahrscheinlich
durchdrangen.
Eine merkwürdige Unruhe packte ihn. Er untersuchte eines der
Geräte nach dem andern. Schließlich blieb seine
Aufmerksamkeit auf einem haften, das mit einem winzigen
Knebelschalter ausgestattet war. Er hob die Halbkugel in die Höhe
und legte das Ohr an den kleinen Schalter. Mit angehaltenem Atem
hörte er ein leises, langsames Ticken.
Er hatte eine Bombe gefunden.
Er zwang sich zur Ruhe. Das ungewöhnliche Gewicht der Kugel
war ihm kein Rätsel mehr. Die Bombe funktionierte nach dem
Fusionsprinzip. Die von Natur aus unterkritische Masse spaltbaren
Sprengstoffs, wahrscheinlich Plutonium, wurde in einem von dem Wust
von Geräten erzeugten Prallfeld aufbewahrt, das im Augenblick
der Zündung das Entweichen von Neutronen verhinderte und den
Spaltstoff zur Explosion brachte. Der Zeitpunkt der Explosion war
vorherbestimmt. Das Gerät mit dem Knebelschalter diente als Uhr.
Mark untersuchte den Schalter mit so viel Geduld, wie ihm
angesichts der drohenden Gefahr noch verblieb. Schließlich
glaubte er, eine winzige, rillenförmige Markierung zu erkennen,
von der die Spitze des Knebels nur noch wenige Millimeter entfernt
war. Er beobachtete den Schalter eine Weile und stellte fest, daß
die Spitze im Laufe von drei Minuten etwa einen halben Millimeter
zurücklegte. Stellte die Markierung wirklich das Ende der
Laufstrecke dar, dann blieben ihm bis zur Explosion der Bombe noch
etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten. Es schoß ihm durch den
Sinn, den Schalter einfach ein Stück zurückzudrehen und
sich dadurch zusätzlichen Spielraum zu verschaffen, aber er
verwarf die Idee rasch. Der Konstrukteur der Bombe mochte sich gegen
einen derartigen Eingriff geschützt haben. Womöglich ging
das Ding los, sobald er sich am Schalter zu schaffen machte.
Er erinnerte sich, auf dem Decksgang einen Interkomanschluß
gesehen zu haben. Er stürmte hinaus. Der Erste Offizier war
etwas erstaunt ob seiner offensichtlichen Erregung.
»Wir haben eine Bombe an Bord«, stieß Mark
hervor. »Fallen Sie ins Einstein-Kontinuum zurück und
bereiten Sie alles zur Ausschleusung des Sprengkörpers vor!«
»Unmöglich!« war die erste Reaktion des
Offiziers. »Das Schiff wurde von oben bis unten durchsucht.«
»Das weiß ich!« bellte Mark. »Wir haben
trotzdem eine Bombe an Bord. Wenn dieser alte Kasten einen Interkom
mit Bildverbindung hätte, könnte ich sie Ihnen zeigen.«
»Selbst wenn Sie recht hätten ...«, begann der
Offizier von neuem, aber Mark ließ ihn nicht ausreden.
»Zum Donnerwetter, ich habe recht!« schrie er in das
Mikrophon. »Ich bin Technischer Spezialist und werde noch eine
Bombe erkennen können, wenn ich sie in der Hand halte.«
»Ich kann auf eigene Verantwortung kein solch
schwerwiegendes Manöver ausführen«, lautete die
Antwort. »Dazu muß der Kommandant seinen Segen geben.«
Mark holte tief Luft. Seine Stimme war gefährlich ruhig, als
er sagte:
»Ich komme hinauf zum Hauptdeck. Bis ich oben bin, sind Sie
aus dem Linearraum aufgetaucht, oder ich lasse Sie auf der Bombe
sitzen, bis sie explodiert!«
Er legte auf. Auf dem Weg nach oben schraubte er den Bombenkörper
wieder zusammen. Als er gegenüber dem Kommandostandschott aus
dem Aufzugschacht trat, kam Rahman Es Said ihm armefuchtelnd
entgegen.
»Was ist das für ein Gerede über eine Bombe? Ich
höre, daß Sie .«
Mark hielt ihm die metallene Kugel entgegen, da unterbrach er sich
mitten im Satz, und seine Augen weiteten sich vor Schreck.
»Heiliger Prophet!« hauchte er.
»Sind Sie aufgetaucht?« erkundigte sich Mark.
»Wir sind im Begriff .«
»Wie lange noch?«
»Zwei bis drei Minuten.«
»Drücken Sie den Daumen, daß ich mich in der
Laufzeit der Uhr nicht verschätzt habe. Welche Schleuse benützen
wir?«
»Das Mannluk neben der Hauptschleuse.«
»Raumanzüge?«
»Sind dort.«
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