PR TB 126 Brennpunkt Wega
Erinnerung setzte plötzlich ein. Als sie ihn vorhin
aus dem Gleiter gezerrt hatten, hatte er jenseits einer der beiden
Lampen einen finsteren Einschnitt gesehen. Eine Schlucht?
EMiundertundfünfrig Meter tief? Und ersolte hnabgestürzt
werden...!
Die Erkenntnis des nahen Todes ließ ihn die Schlaffheit
überwinden. Mark hielt die Augen offen, auch wenn das Licht ihm
Schmerzen bereitete. Er sah den Mast, an dem die Lampe hing, auf sich
zukommen. Dahinter begann die Finsternis. Sein Wächter hatte ihn
jetzt beim Kragen gepackt, als fürchte er, daß sein Opfer
ihm noch im letzten . Augenblick ausreißen würde. Mark
Richter wog seine Chancen ab. Erwar schwach. Das Verhör hatte
ihm den letzten Tropfen Kraft aus den Muskeln gesogen. Es war
unmöglich, den Ferronen zu überwältigen. Aber wenn er
nahe genug an den Rand des Abgrunds herantrat .-?
Plötzlich erstarrte Mark Richter. Er hatte einen Ruf
vernommen.
„Paß auf! Gleich werde ich dir helfen ...”
Der Wächter hielt sein Stehenbleiben für Störrischkeit
und gab ihm einen Tritt Mark musterte ihn und versuchte zu erkennen,
ob er den Ruf ebenfalls gehört hätte. Aber das Gesicht des
Ferronen zeigte nur Wut und Rachsucht. Mark bewegte sich, so langsam
er konnte. Wer auch immer sein unbekannter Helfer war, er mußte
ihm Zeit verschaffen.
Der Wächter wurde ungeduldig.
„Dort gehts hinab!” knurrte erwütend
Sie kamen an dem Mast vorbei. Der Rand des Abgrunds war nur noch
wenige Schritte entfernt Der Wächter, der bisher schräg
hinter seinem Gefangenen geschritten war, gab sich jetzt Mühe,
sich direkt hinter ihm zu halten. Noch drei Schritte ... noch zwei
...
„Hinunter mit dir!” brüllte der Ferrone.
Da knickte Mark Richter in den Knien ein. Den Wächter schien
etwas zu blenden, denn er folgte der Bewegung nicht, und sein
wütender Stoß fuhr über Mark hinweg ins Leere. Der
eigene Schwung riß den Ferronen mit. Schreiend und mit den
Armen um sich schlagend, taumelte er auf die Kante zu. Da nahm Mark
Richter alle Kraft zusammen, bekam den Taumelnden bei den Füßen
zu fassen und riß sie ihm unter dem Leib weg. Mit einem
grausigen Schrei stürzte der Wächter in die Tiefe, und Mark
hatte die Geistesgegenwart, ebenso zu schreien.
Damit war sein Problem nur zur Hälfte gelöst. Er
brauchte ein Versteck, und er brauchte es schnei. Vorsichtig kroch er
auf den Rand des Abgrunds zu. Spuren von Streulicht halfen ihm, die
Konturen des Felssturzes zu erkennen. Drei Meter unterhalb gab es ein
Fëlsband, das sich nach links hin in derDunkelheit verlor.
Erwußte nicht, wohin es führte, und es mochte sein, daß
er im Begriff stand, sich einer Falle anzuvertrauen, in der er in
wenigen T agen verhungern oder verdursten würde. Aber er hatte
keine Wahl.
Erließ sich über die Kante gleiten und landete unsanft
auf dem Felsband. Hastig richtete er sich auf und schob sich auf dem
Band dorthin, wo das Streulicht der Lampe gegen die
Dunkelheit nichts mehr auszurichten vermochte. Das Band war kaum
anderthalb Meter breit
Er kroch, bis er die Lampe nicht mehr sehen konnte.
Dann legte er sich flach auf den Boden. Fürs erste war er in
Sicherheit. In der Dunkelheit konnte er nichts untemehmenL Was er
jetzt brauchte, war Ruhe. Er mußte Kräfte sammeln
Nach einer Weile hörte er Stimmen. Sie kamen aus der Höhe.
„Es waren zwei SchreieT’ erklärte Bakrach Qorn
aufgeregt.
„Ja zwei”, bestätigte der zweite Wachtposten
„Dann hat der Kerl es fertiggebracht”, knurrte Singmai
Sakhahat, „Wurlop mit in die Tiefe zu reißen. Leuchte
hierher!”
Der Strahl einer kleinen Lampe glitt über die Kante des
Abgrunds.
„Da unten ist ein VorsprungP’ rief Qorn.
„Leuchte nach beiden SeftenF’ befahl Sakhahat.
Der Strahl wanderte zunächst von Richter weg, dann kehrte er
um und kam auf ihn zu. Mark preßte sich dicht an die Felswand.
Oben sagte Singmar Sakhahat:
„Das ist genug! Der Kerl hatte keinen Funken Kraft mehr im
Leibe und kann unmöglich so weit gekrochen sein. Er ist mit
Wuriop in die Tiefe gestürzt”
Die Lampe erlosch. Schrittgeräusche entfernten sich. Mark
Richter empfand ein unbeschreibliches Gefühl der Erleichterung.
Später hörte er oben einen Gleitermotor anspringen, und
dann noch einen. Die Lampen erloschen. Surrend und fauchend hoben die
beiden Fahrzeuge ab und verschwanden in der Finsternis. Mark Richter
war allein. Allein in einer Wildnis, die er nicht kannte und in der
fremde Gefahren lauerten. Er war waffenlos, und mit dem
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