PR TB 129 Die Invasion Findet Nicht Statt
die in die engere Wahl kommen“,
antwortete Varesch.
„Was heißt engere Wahl?“
„Wir fingen mit der Zeichnung an, die Ronsko, der Wächter,
uns lieferte. Es gibt auf Sinfal insgesamt vierhundert Millionen
Männer, auf die Ronskos Beschreibung paßt. Aber nur
dreihundertfünfzigtausend besitzen genug technische Kenntnisse,
um einen positronischen Rechner dazu zu veranlassen, geheime Daten
herauszugeben. Von diesen sind wieder höchstens
dreiundzwanzigtausend kenntnisreich genug, das FunksteuerSystem so zu
verwirren, wie es vor zwei Tagen geschah.“
Es las die Ziffern von einem Stück Folie, das er aus der
Tasche gezogen hatte. Stephor Ginsk hörte mit gespannter
Aufmerksamkeit zu.
„Von diesen dreiundzwanzigtausend“, fuhr Varesch fort,
„bleiben schließlich nur fünfzehnhundert übrig,
die entweder zu Ladus Tonkars Freundeskreis gehören oder reich
genug sind, um einen Mann wie Tonkar wirksam bestechen zu können.“
„Wenn man sich nur auf Tonkars Freundeskreis beschränkt
und die Möglichkeit der Bestechung außer acht läßt,
wieviel bleiben dann übrig?“ wollte Ginks wissen.
„Neunzehn“, antwortete Varesch.
Ginsk lächelte.
„Und jetzt zu meiner Lieblingstheorie: Wenn der Unbekannte,
wie ich vermute, tatsächlich in der westlichen Vorstadt wohnt
und von dort aus das Verkehrschaos gestiftet hat.., wie viele bleiben
uns dann noch?“
Varesch kratzte sich hinter dem Ohr.
„Daraufhin haben wir die Daten nicht ausgewertet, Chef“,
bekannte er mißmutig. „Aber ich weiß ungefähr,
wo diese Leute wohnen.., warten Sie... ich glaube... na also: Drei
bleiben übrig, Chef!“
Er strahlte ob der vollbrachten Leistung.
„Wer?“ forschte Gins schroff.
„Senhor Butta, Chef des Rechenzentrums für Statistik
und Verwaltung, Kalpar Rhumin, Präsident der Bank der Westlichen
Welten, und Patsch Kulluk.“
Verwirrt sah Ginsk auf.
„Wer ist Patsch Kulluk?“
„Ein reicher Privatier. Soweit wir wissen, tut er überhaupt
nichts. Er ist jedoch ausgebildeter Techniker.“
Gins brummte mürrisch.
„Sehen Sie sich diesen Kulluk an“, empfahl er Varesch.
4.
Am Morgen des 18. November machte Mark Richter alias Gengnar Soik
seinen Antrittsbesuch im Staatsamt für Wirtschaft und Finanzen.
Der Raum 2469 befand sich, wie die Ziffer besagte, im
vierundzwanzigsten Stockwerk und entpuppte sich als eine Art
Klassenzimmer, in dem sich bereits fünf Männer und drei
Frauen befanden, die ebenso wie Gengnar Soik am heutigen Tag ihren
,Dienst antreten sollten. Bevor die Uhr auf zehn klickte, waren noch
weitere sechs dazu gekommen. Pünktlich um zehn Uhr erhellte sich
die im Vordergrund des Raumes gelegene Projektionswand. Ein
plastischer Film, von mehreren Sprechern kommentiert, rollte vor den
Neuankömmlingen ab und informierte sie über die Umgebung,
in der sie von nun an arbeiten würden. Dem Eingeweihten entging
nicht die unterschwellige Propaganda, die dem Zuschauer klarmachen
wollte, daß er keinen besseren Arbeitsplatz gewählt haben
könne als das Staatsamt für Wirtschaft und Finanzen. Am
Ende des Films wurden die neuen Angestellten aufgefordert, auf ihre
Vorgesetzten zu warten, die sie abholen würden. Der Film war
kaum zu Ende, da öffnete sich in der Projektionswand eine Tür,
und fünf Männer traten der Reihe nach ein, jeder ein Stück
Notizfolie in der Hand haltend, von der er Namen ablas. Gengnar Soiks
Name wurde von einem Mann verlesen, der Anfang der Fünfzig sein
mochte. Er trug eine Art Laborkittel und machte einen intelligenten
Eindruck. Nachdem er den Namen verlesen hatte, sah er auf und
überflog die in Bewegung geratene Gruppe der Neuankömmlinge.
Mark Richter erhob sich und ging auf ihn zu.
„Gengnar Soik“, stellte er sieh mit leichter
Verbeugung vor.
Sein Vorgesetzter antwortete mit einem matten Lächeln.
„Nett, Sie an Bord zu haben“, verkündete er. „Wir
brauchen tüchtige Leute. Kommen Sie!“
Sie verließen den Raum durch die Tür, durch die Mark
Richter vor mehr als einer halben Stunde gekommen war. Es ging durch
Gänge und Aufzugschächte, und die Neugierde des Mannes, für
den Richter von nun an arbeiten sollte, erwies sich als unersättlich.
„Sie verstehen sich auf die Systemanalyse?“
„Ich halte mich für einen Fachmann“, antwortete
Richter im Brustton der Überzeugung.
„Welche Systeme kennen Sie?“
Richter antwortete mit einem Blick, der die Frage als Zumutung
zurückzuweisen schien.
„Alle, die gegenwärtig auf dem Markt sind.“
„Hm“,
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