PR TB 129 Die Invasion Findet Nicht Statt
paar Stunden hinter seiner Konsole
gesessen hatte, würde es schwer fallen zu verdächtigen;
denn er konnte sich unmöglich schon so gut auskennen, wie es zur
Durchführung des Vorhabens erforderlich war. Richter zweifelte
nicht daran, daß die Polizei ihm wie auch anderen Angestellten
des Staatsamts ihre besondere Aufmerksamkeit schenken würde. Für
diesen Fall wollte er sich auf den Umstand berufen können, daß
er nach zweistündiger Einarbeitung unmöglich die
Sachkenntnis besessen haben könne, die erforderlich war, um ein
so kompliziertes und weitreichendes Unternehmen durchzuführen.
Nachdem er die Mikrobänder abgespielt hatte, verbarg er sie
sorgfältig wieder in der Tasche. Die Vorarbeit war geleistet.
Zehntausende von Privat- und Geschäftskonten standen ihm offen.
Er brachte ein letztes Band zum Vorschein, das er Im Laufe der
vergangenen Wochen nach Informationen, die er selbst auf Sinfal
gewonnen hatte, zusammengestellt hatte. Es ersparte ihm die Mühe,
einzelne Konten per Hand von seiner Konsole her anzugehen, indem es
automatisch und in Sekundenschnelle die Mehrzahl aller erreichbaren
Konten manipulierte. Gleichzeitig verfuhr es dabei nach einem Schema,
das außer dem Hauptzweck des Unternehmens noch einen Nebenzweck
erfüllen würde - den nämlich, den Verdacht noch
wirksamer von Mark Richter abzulenken.
Es war wenige Minuten nach zwölf, da hatte Richter seine
Arbeit getan. In wenigen Stunden würde auf Sinfal die akute
Inflation ausbrechen. Er barg auch das letzte Band in seiner Tasche
und wandte sich von neuem der Lektüre der Inforrrlationsschrift
zu.
Es war nicht mehr als eine Laune des Zufalls, daß Polko
Varesch mit zu den ersten gehörte, die in die von Mark Richter
vorbereitete Falle tappten. Varesch war in der Vormittagspause, die
von zwölf Uhr dreißig bis vierzehn Uhr dauerte, nach Hause
gefahren, um dort das zweite Frühstück einzunehmen und
einige Privatangelegenheiten zu ordnen, mit denen er am Vortag nicht
ganz zu Rande gekommen war. Polko Varesch war ein Mann mit hohen
Ansprüchen. Diesen Ansprüchen gegenüber stand ein
Gehalt, das nicht zu den opulentesten gehörte. Infolgedessen
befand Polko Varesch sich mitunter in finanziellen Schwierigkeiten,
die besonders dann äußerst schmerzhaft empfunden wurden,
wenn Varesch - so wie jetzt—eine größere Anschaffung
zu machen gedachte.
Im Augenblick ging es ihm darum, einen neuen Wagen zu erwerben,
Sein jetziges Fahrzeug war schon vier Jahre alt und verlor allmählich
seine Zugkraft als Statussymbol des flott lebenden Junggesellen.
Varesch hatte ein neues Modell im Auge, einen sportlichen Gleiter mit
leistungsstarkem Triebwerk, der auf dem Markt zu knapp zwanzigtausend
Galaxi gehandelt wurde. Mit den Zusatzeinrichtungen, die Varesch sich
wünschte, würde er auf dreiundzwanzigtausend kommen.
Demgegenüber stand ein Guthaben von nur viertausend Galaxi aus
Polko Vareschs Konto.
Er hatte sieh einen Plan zurechtgelegt, das Fahrzeug zu
finanzieren. Als er sein zweites Frühstück beendet hatte,
setzte er sich an seinen Datenterminal, um sich nach dem genauen
Stand seines Kontos zu erkundigen. Die Antwort, die er auf seine
Anfrage erhielt, warf ihn beinahe vom Stuhl.
HABEN 83455 GAL, stand auf dem Bildschirm.
Überzeugt, daß da irgend jemand ein Fehler unterlaufen
sein müsse, wiederholte Varesch die Anfrage. Die Antwort blieb
dieselbe. Sein Konto wies auf der Haben-Seite einen Stand von 83455
Galaxi auf. Verwirrt und mit vorsichtigem, verhaltenem Jubel ließ
Varesch sich die letzten Transaktionen angeben, die auf seinem Konto
stattgefunden hatte. Wie sich herausstellte, hatte sein Haben-Saldo
noch vor anderthalb Stunden 3955 Galaxi betragen, wie er es in
Erinnerung hatte. Um elf Uhr dreiundfünfzig war jedoch eine
Überweisung in Höhe von 79500 Galaxi eingegangen. Die
Anweisung stammte von einer Person oder einer Institution namens
ALSOP, und als Anmerkung war angegeben: RÜCKVERGÜTUNG
KLASSE IIIC. Polko Varesch, der sich weder unter ALSOP etwas
vorzustellen wußte, noch eine Ahnung hatte, wofür und von
wem er rückvergütet werden solle, setzte sich mit der
rechnergesteuerten Auskunftei in Verbindung und bat um Auskünfte
über eine Firma oder eine Privatperson namens Alsop. Es gab, wie
sich herausstellte, alleine im Bereich Zebulon mehr als ein Dutzend
Bürger, aber kein einziges Unternehmen dieses Namens. Auf ganz
Sinfal gab es insgesamt mehr als siebentausend Alsops, aber auf den
ersten Blick schien keiner der Spender von
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