PR TB 130 Insel Der Bewährung
Es waren die Kleider der Novizinnen und Novizen, wie ihnen
eine Leuchtschrift mitteilte; silberfarbene Anzüge mit einem
langen blauen Mantel, der in seiner Mitte das Zeichen der Abtei trug.
Sie fühlten sich wunderbar erfrischt.
„Eine Frage!" rief Ariete. „Was hat die
Untersuchung ergeben?"
Eine Lautsprecherstimme erwiderte:
„Bei beiden Testpersonen wurde völlig organische
Gesundheit diagnostiziert, abgesehen von unwichtigen Verletzungen,
die schnell heilen. Zur Vertiefung des vollendeten Heilungserfolgs
müssen die Programme noch einige Tage lang fortgesetzt werden."
„Danke!" beendete Yantro das seltsame Zwiegespräch.
Sie sammelten ihre Waffen und die Ausrüstung ein, steckten
einiges davon in die Taschen und folgten demjungen Novizen, der sie
zum Essen abholte. Sie hatten Gelegenheit, an diesem späten
Abend mit den insgesamt neunzig Insassen dieses Gebäudekomplexes
Erfahrungen auszutauschen. Dabei merkten sie, daß sie auf dem
Weg des „Selbsterkennens" am weitesten fortgeschritten
waren.
Man wies ihnen eine einfache, aber brauchbar ausgestattete Zelle
zu, teilte sie für den nächsten Tag ein und ließ sie
allein; sie sollten mit Aviohippos die Herbstaussaat beginnen. Gesät,
hieß es, wurde aus der Luft.
„Eine Zone des Friedens!" stellte das Mädchen
fest. Sie saßen an dem langen Tisch des Speisesaals und waren,
bis auf ein paar Roboter in Blau, allein.
„Ich traue diesem Frieden nicht", erklärte Yantro
und nippte an seiner Tasse; sie enthielt ein Getränk, dessen
Geruch an Kaffee und dessen Farbe an Tee erinnerte.
„Noch immer mißtrauisch?"
Sie aßen und tranken und stärkten sich mit ausgesucht
guten, aber einfachen Gerichten für den kommenden Tag. Es gab
Brot und Schinken, gebratene Eier und Speck,jenes mysteriöse
Getränk und einen klaren Schnaps, der ihnen wie Adrenalin durch
den Kreislauf fuhr.
„Immer mißtrauisch. Ich erinnere mich recht lebhaft an
die kurze Projektion im Tempel. Danach müßten längst
irgendwelche Horden angrei... Was ist das?" Draußen
ertönte das dumpfe Signal einer großen Orgel, anschließend
ein schmetterndes Stakkato eines hellen Blasinstruments. Eine
Fanfare? Es waren Instrumente des Krieges.
„Frühstückspause ...!" sagte Ariete.
Draußen wieherten Aviohippos. Stimmen schrien durcheinander.
Man hörte überall hastende Schritte. Eine ungeheure
Aufregung brach los. Die Robots, die den langen Tisch abräumten,
erstarrten, als habe man ihnen die Energiezellen abgeschaltet. Jemand
riß die Tür auf und brüllte hinein, ohne die beiden
Sitzenden zu sehen:
„Yakars Horde! Wir sind verloren! Yakars Horde ...!"
Er rannte davon und schrie draußen auf dem Korridor
ununterbrochen: „Yakars wilde Horde. Rettet euch. Die Androiden
kommen! Rettet euch. Eure Kostbarkeit..."
Yantro stand auf und stürzte den Rest des heißen
Getränks hinunter.
„Nun wissen wir es. Yakars Horde greift an. Wer auch immer
das sein mag - es klingt wieder einmal..."
„... nach Gefahr!" beendete Ariete aufgeregt den Satz
und steckte eine Scheibe geräucherten Schinken in den Mund.
Sie stürmten aus dem Speisesaal davon, hinauf in ihre Zelle.
Von deren Fenster aus konnten sie erkennen, wie aus allen Richtungen
die Insassen der Priorei zusammenströmten und sich mit allem
bewaffneten, was sie fanden. Hastig legtenYantro und das Mädchen
ihre Waffen an. Dann suchten sie nach einer Stelle, von der aus sie
einen ersten Überblick haben konnten. Endlich stoben sie eine
gerade Treppe aus Bruchsteinen hinauf und landeten auf der Plattform
des Hauptgebäudes, auf der Vinea Craych-gouer mit einigen
anderen Männern stand. Ihre Arme deuteten in den Morgenhimmel.
„Sie kommen!" dröhnte Craychgouer. „Ich habe
es immer geahnt, daß wir hier nicht in Ruhe leben können!"
Ariete und Yantro sahen nach oben. Die Sonne blendete sie; Yakars
Horden kamen von Osten und kämpften mit der Sonne im Rücken.
Erschreckt keuchte Yantro auf:
„Lastensegler!"
„Von Aviohippos geschleppt! Es ist unvorstellbar!"
Zwanzig oder mehr riesige Maschinen waren am Himmel. Es waren
Fluggeräte mit dicken Bäuchen und langen, schmalen
Schwingen. Sie bewegten sich völlig lautlos. Sie waren
tiefschwarz und wirkten wie eine schweigende Drohung. Vor jeder
Flugmaschine waren in einer langen Kette fünf oder sechs Apra
gespannt, die mit den Flügeln schlugen.
„Seid ihr kriegsgeübt?" fragte Yantro laut.
„Nur wenige von uns!" rief Craychgouer dröhnend.
„Diese Angreifer ... ich las
es in
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