PR TB 131 Abteilung Psi
Komponente, die wegen ihrer relativen Lichtschwäche nun
wie ein finsteres Loch wirkte, wie mit einem flammenden
Heiligenschein. Es war ein merkwürdiges Schauspiel, wie Yorn
Bekker es nie zuvor gesehen hatte. Er fühlte eine Beklommenheit
in sich aufsteigen, die er nur schwer von sich abschütteln
konnte.
Drunten beim Dorf rührte sich nichts. Die Leute von Mügarra
waren an diesen Anblick gewohnt. Oder vielleicht verband sich auch
mit ihm für ihre Begriffe etwas Magisches, vor dem sie sich
fürchteten, so daß sie lieber in ihren Hütten
blieben. Es war merkwürdig, in welchem Maße die Menschen
dieser Welt von der Furcht beherrscht wurden.
Wie war das gekommen? Welche unheimliche Macht hatte die Siedler
unter ihren Bann gezwungen? Gedankenverloren wandte Yorn Bekker sich
ab und kehrte zur Hütte zurück. Er hatte die Tür noch
nicht erreicht, da wuchs eine Gestalt neben ihm aus dem Halbdunkel.
Er erschrak. Er hatte nicht bemerkt, daß jemand sich genähert
hatte. Der Fremde schien aus dem Nichts zu materialisieren.
Der Fremde ...?
Die Gestalt war von derselben Größe wie Yorn Bekker.
Ein weiter Mantel umhüllte sie, bis auf den Boden reichend.
Spangen und Ornamente aus kostbarem Metall bedeckten den rötlichen
Stoff. Das Gesicht war das einer Frau von eigenartiger, fremder,
unwiderstehlicher Schönheit. Von den großen dunklen Augen
schien ein magischer Zwang auszugehen, der Yorn Bekker zu der Fremden
hinzog, ohne daß er sich dagegen wehren konnte. Ein seltsames
Gefühl der Wärme begann ihn zu erfüllen. Er trat einen
weiteren Schritt auf die Fremde zu und streckte die Hand aus, um sie
zu berühren. Sie lächelte ihn an.
„Du bist der Führer der Fremden, nicht wahr?"
sagte sie.
Ihre Stimme hatte einen dunklen, kehligen Klang, dem Yorn Bekker
lange nachhorchte. Plötzlich wußte er, wen er vor sich
hatte. Es war eine Gewißheit, die von einem Atemzug zum ändern
in seinem Bewußtsein entstand.
Er nickte, um ihre Frage zu beantworten. Dann sagte er: „Und
du bist Maridan, die Zauberin ...!"
5.
Sunik trat aus der Tür und sah sich um. Sein Auftauchen
reichte aus, um den Bann zu lüften, unter dem sich Yorn Bekker
befand. Er atmete auf, als sei ihm ein drückendes Gewicht von
der Brust genommen worden. Von dieser Frau ging eine starke
suggestive Kraft aus. Man mußte sich vor ihr in acht nehmen.
Yorn Bekker fragte sich, was geschehen wäre, wenn sich der
Roboter nicht rechtzeitig hätte sehen lassen.
Maridan schien über die Störung enttäuscht. Ihr
Lächeln wurde um einen Grad weniger freundlich.
„Einer deiner Leute?" fragte sie.
„Der Zauberer Sunik", antwortete Bekker.
Er sah, wie sie die Lippen schürzte.
„Der Mann, vor dem Falib sich fürchtet", ergänzte
sie nachdenklich. „Ich habe von der Gerichtsverhandlung
gehört."
„Ist Falib einer deiner Untergebenen?" wollte Bekker
wissen.
„Alle Menschen dieser Gegend sind meine Untergebenen",
antwortete sie stolz. „Maridan ist eine der groß-ten
Zauberinnen im Land, und ihre Macht reicht weit."
Sie musterte Vorn Bekker von oben bis unten, nahm Maß, als
ob sie ermitteln wolle, wie er für eine bestimmte Rolle geeignet
sei. Das Ergebnis schien sie zu befriedigen.
„Ich bin gekommen, um dir zu sagen, wie du an meiner Macht
teilnehmen kannst", sagte sie.
Er war überrascht, aber gleichzeitig begann im Hintergrund
seines Bewußtseins ein Alarmsignal zu ertönen. Sunik stand
noch immer bei der Tür und rührte sich nicht. Es genügte
ihm, da zu sein. Er brauchte nicht in die Unterhaltung einzugreifen.
Er verstand ohnehin jedes Wort, das gesprochen wurde, obwohl er mehr
als zwanzig Schritte entfernt stand.
„Ich weiß, du hast keinen besonderen Anlaß, mir
zu trauen", lächelte Maridan und überraschte Bekker
durch die Leichtigkeit, mit der sie seine Bedenken durchschaute.
„Andererseits kann ich mir nicht denken, daß du mit
deinen Leuten nach Gungadin gekommen bist, um mit ihnen hier das
Leben einfacher Bauern zu führen."
„Nein ...?" fragte er.
„Du suchst nach Macht. Unter deinen Leuten befindet sich ein
Zauberer, aber du selbst mußt, obwohl du es nicht zugeben
willst, noch mächtiger sein als er, sonst würde er dir
nicht gehorchen. Du willst aufsteigen. Du willst zu den Mächtigen
dieser Welt gehören. Ich biete dir dazu die Möglichkeit."
Der Aspekt, der sich hier auftat, war abenteuerlich,
atemberaubend. Maridan glaubte, daß er nach Gungadin gekommen
sei, weil er das hierarchische Herrschaftssystem der Magier,
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