PR TB 134 Das Parachron Attentat
glückliche Gemeinschaft
gegeben hat, in der nicht zuerst die Mehrzahl der individuellen
Mitglieder glücklich gewesen wäre.
Du hast die Menschen auf den Straßen gesehen. Machen sie
einen glücklichen Eindruck auf dich? Nein. Selbst in deiner
Notlage siehst du, ein Mensch von einer fremden Welt, noch hundertmal
zufriedener aus als die Puppen, die dieses System an Fäden
zieht.
Du willst diese Welt verlassen, und du tust recht daran. Aber ich
sage dir: dein Wunsch wird schwer, wenn nicht gar unmöglich zu
erfüllen sein. Es bedarf einer Revolution, um das Tempo, mit dem
die Räder dieses Systems sich drehen, zu beschleunigen.«
Als er eine Zeitlang geschwiegen hatte, sagte Julian Tifflor:
»Nun, dann machen wir eben eine Revolution!«
Dr. Sabonne interessierte sich derart für Julian Tif-flors
Schicksal, daß er ihm eine Unterkunft in seinem Hospital anbot.
Diese Unterkunft bestand nicht nur aus einem Bett, sondern auch aus
drei Mahlzeiten pro Tag, so daß Julian damit wenigstens der
Sorgen um die rein physische Existenz vorläufig enthoben war.
Das Hospital war eine Zweigeinrichtung des »Ministerialamtes
für Soziales«, und dank der Sonderstellung der Mediziner
genoß Sabonne hier ein gewisses Maß an Autorität,
das ihm erlaubte, einen Bedürftigen aufzunehmen, auch ohne daß
dieser amtlich anerkannt war.
Außer Unterkunft und Verpflegung hatte Sabonne jedoch noch
mehr zu bieten. So riet er Julian, sich mit seinem Anliegen an das
Ministerium für Wissenschaft zu wenden, wo er vorgeben konnte,
ein neues Prinzip entdeckt zu haben, für dessen Demonstrierung
er Bauteile und Energie benötigte.
Am nächsten Tag machte Julian Tifflor sich dorthin auf. Das
Ministerium für Wissenschaft residierte in einem noch pompöseren
Bau als das Ministerialamt für Soziales; aber die große
Empfangshalle im Erdgeschoß war fast völlig leer. Julian
wendete sich zunächst an einen Auskunftsrobot. Er habe ein
neues, revolutionäres wissenschaftliches Prinzip entdeckt,
behauptete er, und wolle mit einem für solche Dinge zuständigen
Beamten darüber sprechen. Der Robot verwies ihn an das Referat
für
Sonderprojekte und beschrieb ihm den Weg.
Julian belangte zunächst in eine Art Vorzimmer, in dem vier
Menschen in eine heftige Diskussion verstrickt waren. Julian, an die
Gebräuche dieser Welt mittlerweile gewöhnt, wartete
geduldig, bis das Streitgespräch sich von selbst totlief, ohne
ein erkennbares Ergebnis zu erzielen. Das männliche Mitglied der
Diskussionsgruppe wandte sich an den Geduldigen mit der Frage:
»Was können wir für dich tun, Freund?«
»Ich möchte dem Referenten über ein neues
wissenschaftliches Prinzip berichten, das ich entdeckt habe«,
antwortete Julian.
»Ist es ein wichtiges Prinzip?« lautete die nächste
Frage.
»Ein weltumstürzendes Prinzip«, behauptete
Julian, der sich nicht sicher war, ob es überhaupt erlaubt sei,
wissenschaftliche Prinzipien in wichtige und unwichtige zu
unterteilen.
»Vielleicht erzählst du uns ein wenig darüber,
Freund«, wurde er aufgefordert, »damit wir hier uns ein
Bild über die Dringlichkeit deines Antrags machen können.«
Julian entsprach diesem Wunsch. Er rekapitulierte kurz die
Hypothese der parallelen Universen, stellte dabei fest, daß er
hoch über die Köpfe seiner Zuhörer hinwegredete, und
beschrieb schließlich sein Prinzip als ein solches, das Reisen
von einem Universum zum anderen ermögliche. Als er geendet
hatte, sahen die vier Vorzimmerbeamten einander fragend an. Sie
nickten wie auf Kommando, und der vorige Sprecher erklärte
Julian:
»Wir haben Einvernehmen darüber erzielt, daß dein
Prinzip ein wichtiges Prinzip ist, Freund. Du darfst also mit dem
Referenten sprechen.«
Er wies auf eine zweite Tür. Julian gelangte in einen
größeren Raum, der mit stil- und farblosen Möbelstük-ken
vollgestellt war. Hinter einem kleinen Schreibtisch hockte ein Mann
mit langem, ungepflegtem Haar und musterte den Eintretenden mißmutig.
»Ich habe deine Rede gehört, Freund«, sagte er,
bevor Julian noch zu Wort kommen konnte. »Die Tür dort ist
dünn genug. Du hast ein wichtiges Prinzip entdeckt, und ich
bitte dich, es mir vorzuführen.«
Julian Tif flors Herz tat einen begeisterten Sprung.
»Dazu bin ich gerne bereit, Freund«, antwortete er.
»Allerdings brauche ich dazu allerlei Gerät, das mir nicht
zur Verfügung steht. Vielleicht kannst du mir aushelfen.«
»Wenn sich deine Forderungen in Maßen halten, werde
ich dir helfen können«,
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