PR TB 139 Die Sonnengeister
noch
Opfer der Quapax waren, aus, um den Masten mit den bläulich
schimmernden Kugeln ernsthaft zu Leibe zu rücken. Infolge der
Vorsorgemaßnahmen, die Sunik getroffen hatte, wurde dieses
Unternehmen zu einem völligen Fehlschlag. Die Befallenen kamen
wegen des Prallfelds nicht an die Mäste heran, und ihre
Strahlersalven erwiesen sich ebenfalls als wirkungslos. Die blauen
Kugeln jedoch blitzten weiterhin in unaufhörlicher Reihenfolge.
Yorn Bekker hatte das Schirmfeld der PUNTA ARENAS um einige
hundert Meter erweitern lassen, so dass es jetzt nahezu das ganze
nordwestliche Viertel von Belezinde umschloss. Die Quapax Opfer, die
dadurch von der Umwelt abgetrennt wurden, behandelte man in derselben
Manier wie Kaditsch und seine Freunde: die aus ihren Körpern
entweichenden Quapax wurden mit Hilfe einer von Suniks Fallen
gefangen und damit unschädlich gemacht.
Unter den auf diese Weise Befreiten befand sich auch Yehoo Valmar,
der Arzt, und seit Nibor Terhaans Tod Vorsitzender der
Stadtgenossenschaft. Inzwischen war Merwina, deren Depressionen
langsam wichen, wieder in ihr Haus eingezogen, das durch die letzte
Erweiterung des Schirmfeldes freigelegt worden war. Als sie von
Valmars Befreiung hörte, lud sie ihn und Yorn Bekker mit seiner
Gruppe zu einem Festessen ein.
Die Gäste enttäuschten Merwina nicht. Yehoo Valmar
erschien im Vollgefühl seiner neugewonnenen Freiheit. In der
Abwesenheitjeglichen Straßenverkehrs hatte man die Tische
einfach vor das Haus getragen und mitten in der Straße
aufgestellt. Dem Dargebotenen wurde fleißig zugesprochen, und
Merwina lebte sichtlich auf, als sie die Begeisterung ihrer Gäste
sah.
»Wie wird es nun weitergehen?« fragte Yehoo Valmar,
nachdem das Essen beendet war. »Was geschieht als nächstes?«
»Ich glaube, dass die Quapax und ihre Opfer den
nächsten Schritt tun werden«, antwortete Yorn Bekker.
»Für sie hat sich die Lage eingependelt. Es gibt keine
Feinde mehr — wenigstens keine, die sie erreichen können.
Man kann nichts mehr unternehmen und fällt in die alten
Gewohnheiten zurück, die im Erfahrungsschatz des von dem Quapax
Beherrschten gespeichert sind. Ich bin sicher, dass die Quapax von
ihrem Erzeuger nicht mit dem Auftrag versehen sind, sich damit
zufriedenzugeben. Der Unbekannte verlangt mehr. Die Unterjochung der
Bürger von Neuffun war für ihn erst der Anfang. Jetzt muss
es weitergehen. Und dazu braucht er vor allen Dingen eines!«
»Was ist das?« fragte Valmar.
»Information.«
»Und wie bekommt er sie?«
»Er wird die Opfer seiner Geschöpfe dazu bewegen, das
letzte verbleibende Raumschiff zu besteigen und sich auf die Reise zu
machen.«
»NachShine...?!«
»Ja. Genau wie die STARRY SKIES. Er wird aus den Eindrücken,
die die Quapax gesammelt haben, lernen und danach seine
Entscheidungen treffen.«
»Sie halten die BROOMRIDER also für gefährdet?«
erkundigte sich der Arzt.
Die BROOMRIDER war das letzte der drei Raumschiffe, die Neuffun
besessen hatte. Yorn Bekker lächelte eigentümlich.
»Nicht eigentlich«, antwortete er. »Ich habe
nämlich dafür sorgen lassen, dass das Triebwerkssystem des
Raumschiffs nicht aktiviert werden kann. Ich habe mit der BROOMRIDER
meine eigenen Pläne ...«
Er hörte ein hässliches Brummen und sah eine fette,
grünlich schimmernde Fliege sich auf dem Rand des Tisches
niederlassen. Vor wenigen Tagen noch hatte es die widerlichen
Geschöpfe zu Hunderttausenden in Belezinde gegeben. Aber seitdem
die Roboter die Straßen geräumt hatten, war ihre Zahl
gesunken. Yorn Bekker wollte das Insekt mit der Hand davon scheuchen,
da fiel sein Blick auf Merwina.
Sie saß stocksteif und aufrecht in ihrem Sessel, den Blick
wie hypnotisiert auf die Fliege gerichtet. Ihr Mund öffnete und
schloss sich, ohne einen Laut hervorzubringen. Sie wollte etwas
sagen; aber die Erregung in ihr war so groß, dass sie kein Wort
zustande brachte.
»Was ist, Merwina?« erkundigte sich Yorn Bekker
freundlich.
Beim Klang seiner Stimme erhob sich die grünschillernde
Fliege und brummte, nachdem sie zwei rasche Kreise über dem
Tisch gedreht hatte, davon.
»Die Fliege!« stieß Merwina hervor. »Ihr
wolltet von mir wissen, wovor Neumann sich fürchtete. Wovor er
sich ekelte. Die Fliege! Genau das ist es! Er hasste dicke,
grünschillernde Fliegen wie die Pest. Er wurde tatsächlich
krank, wenn es zu viele von ihnen gab. Er fürchtete sich auch
vor ihrer Berührung. Wenn sie in seinem Haus auftauchten, gab er
keine Ruhe, bis er auch
Weitere Kostenlose Bücher