PR TB 143 Der Mann Mit Der Maske
Vancouver war erschrocken, als er von der Einschaltung der
SolAb hörte. Vielleicht war unter den vier Leuten, die vor dem
Maskierten saßen, auch der eine oder andere, der Schreck
empfand. Aber sie waren besonnen genug, um ihre Reaktion zu
verbergen. Ruhig und unbeeindruckt blickten sie den Mann mit der
Maske an.
„Den Mann, den man an diese Aufgabe gesetzt hat", fuhr
der Kommandant fort, „halte ich für besonders gefährlich:
Mark Richter. Ich nehme als sicher an, daß die SolAb eine
Beziehung zwischen dem Verschwinden der Sextadim-Experten und dem Tod
von Nodger Barsov sieht, der nach meinen Informationen im Begriff
stand, uns zu verraten und daher liquidiert wurde. Mehr noch: Ich bin
sicher, daß ein Mann wie Mark Richter nur ein paar Stunden
brauchen wird, um das Geheimnis des Rufkodes zu entschlüsseln,
der in Nodger Barsovs RADA-Anschluß ebenso gespeichert ist wie
in euren Anschlüssen."
Da zeigten seine Zuhörer die erste Reaktion. Die
Entschlüsselung des Rufkodes bedeutete Gefahr: So dachten sie,
das sah er ihnen an. Denn der Rufkode führte zu einem geheimen
Knoten im RADA-Netz, einem Verteiler, der mit einem weiteren
Minirechner gekoppelt war. Und in den Speichern des Minirechners
standen die echten Rufkodes aller wichtigen Mitglieder der
Organisation - also auch die ihren.
„Es gibt nun zwei Möglichkeiten", legte er ihnen
dar: „Entweder wir vernichten den Knoten, bevor Mark Richter
ihn aufspüren kann, oder wir lassen ihn bestehen und nützen
ihn, um Richter eine Falle zu stellen."
Noch wagte keiner von ihnen zu sprechen. Erst wollten sie hören,
was das für eine Falle sei, die da aufgestellt werden sollte.
„Es gibt hier eine Möglichkeit, uns des gefährlichen
Gegners ein für allemal zu entledigen", erklärte der
Mann mit der Blechmaske. „Es dauert nicht mehr als zwei oder
drei Stunden, dann ist ein transportabler Wegprojektor in
unmittelbarer Nähe des Knotens installiert. Der Projektor wird
durch eine Schaltung aktiviert, die Mark Richter unwissentlich
betätigt, wenn er sich an dem Minirechner zu schaffen macht. Der
Weg wird geöffnet, und Richter ist für immer verschwunden."
Der Maskierte machte eine Pause, um seine Zuhörer überdenken
zu lassen, was er ihnen vorgetragen hatte. Als er wieder zu sprechen
begann, klang seine Stimme noch härter als zuvor.
„Ich habe mich für diese letztere Möglichkeit
entschlossen. Nun will ich eure Meinung dazu hören. Kleng
Dreyfous - fang du an!"
Kleng Dreyfous war der Jüngste in der Gruppe, ein
hochgewachsener, schlaksiger junger Mann, der kaum die Dreißig
hinter sich hatte. Er stand auf. Mit unbeteiligtem Gesicht sagte er:
„Ich halte deinen Plan für gut, mein Kommandant."
Dann setzte er sich wieder.
„Paal Medijah...!"
Medijah war ein kleiner, dunkelhäutiger Typ. Er hatte kleine,
glänzende, schwarze Augen, die dauernd hin und her huschten, als
nähme ihr Besitzer viel mehr Vorgänge wahr als andere
Menschen mit normalen Augen. Medijah trug auf der Oberlippe ein
schütteres Bärtchen, und seine Kleidung wirkte ein wenig
altmodisch.
„Ich bin einverstanden, mein Kommandant", erklärte
er mit einer Stimme, deren Tiefe in keinem Einvernehmen mit seiner
schmächtigen Statur stand.
„Gut. Najdouche...?"
Die Frau erhob sich. Sie mochte vierzig Jahre alt sein und war
ohne Zweifel eine Schönheit. Ihre Vorfahren mußten aus
allen Bezirken der Erde gestammt haben; denn ihre Züge trugen in
sich vereint die Merkmale mehrerer Volksgruppen. Sie war von
mittlerer Größe und trug teure, raffiniert geschnittene,
weich fallende Kleidung, die das Vorhandensein wohlproportionierter
weiblicher Formen unaufdringlich erkennen ließ. Najdouches Haar
war von jenem bläulich schimmernden Schwarz, das einst die
Ureinwohner des amerikanischen Kontinents ausgezeichnet hatte. In
verblüffendem Gegensatz dazu stand das strahlende Blau ihrer
Augen. Sie trug das Haar zu einem umfangreichen Knoten geschürzt.
Der Knoten, der sich auf der Hauptmitte auftürmte, wurde durch
eine metallene Nadel gehalten, deren Ende ein funkelnder Stein
außerirdischer Herkunft zierte.
Um Najdouches wohlgeformten Mund spielte ein spöttisches
Lächeln, als sie sagte:
„Ich finde deinen Plan ausgezeichnet, mein Kommandant. Nur
muß dafür gesorgt werden, daß der Knoten nach
Richters Verschwinden zu existieren aufhört. Denn mit Richter
verschwindet nicht zugleich auch das Wissen um den Geheimkode."
Ungerührt erwiderte der Maskierte:
„Ich habe das bedacht. Maravin
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