PR TB 143 Der Mann Mit Der Maske
durch ein schweres Schott
verschlossen. Es gab keinerlei Öffnungsmechanismus. Mark
vermutete eine elektronische Verriegelung, die mittels eines
besonderen Signalgeräts bedient wurde. Ihm fehlte jegliches
Hilfsmittel, dem komplizierten Riegel beizukommen.
Er kehrte zur Pumpe zurück und fand am Gehäuse einen
Kippschalter. Als er ihn betätigte, fing das Aggregat surrend an
zu laufen. Über dem Ansaugstutzen entstand ein deutlicher Sog.
Mark Richter kletterte die Leiter hinauf. Oben angekommen, schob er
die Platte über die Schachtöffnung und bemerkte, daß
sie sich sofort fest auf die Unterlage preßte. Wenn er das Ohr
gegen die Platte hielt, hörte er undeutlich noch das Surren der
Pumpe. Erst nach einer Minute hörte es auf. Er probierte an der
Platte; aber die ließ sich nicht mehr bewegen. Der Unterdruck
war hergestellt.
Vorsichtig, die Spuren hinter sich verwischend, zog Mark sich
zurück. Menchenk hatte recht: Der Wind war spürbar
kräftiger geworden. Er blickte in die Höhe, aber den
fremden Sternenhimmel trübte noch immer kein einziges Wölkchen.
Mit dem Anbruch der alle fünf Jahre wiederkehrenden Regenzeit
hatte es seine gute Weile.
Abseits des Gewitterbaums gab es eine leichte Bodenwelle. Mark
Richter hielt darauf zu. Wenn er sich hinter der Welle dicht gegen
den Sand preßte, konnte er von der Umgebung des Baumes aus
nicht mehr gesehen werden. Nachdem er die letzten Fußabdrücke
im Sand eingeebnet hatte, bezog er sein Versteck.
„Du glaubst wirklich, sie werden heute nacht kommen, wie?"
bemerkte Menchenk nicht ohne Spott.
„Du hast mir Hoffnung gemacht", konterte Mark Richter.
„Du sagtest, in letzter Zeit erschienen sie immer öfter.
Also werden wir warten."
Die Nacht war nicht so kühl wie die anderen Nächte auf
dieser fremden Welt, an die Mark Richter sich erinnerte. Nach einer
Stunde aufmerksamen Beobachtens wurde er dösig. Der Odykenaler
bemerkte es.
„Warum ruhst du dich nicht ein wenig aus?" fragte er.
„Ich bin nicht müde. Ich kann die Augen offenhalten."
Mark nahm das Angebot dankbar an. Das Einschlafen verursachte ihm
keinerlei Mühe. Er spürte noch, wie Menchenk von seiner
Schulter auf den Kamm der Bodenwelle hinaufsprang, dann fielen ihm
die Augen zu.
Er wußte nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er
Menchenks aufgeregt wispernde Stimme unmittelbar neben sich hörte.
„Wach auf, Terraner!" zischte der Odykenaler. „Sie
kommen!"
Mit einem Schlag war Mark Richter hellwach. Er spähte
vorsichtig über den Kamm der Bodenwelle, erblickte die finstere
Silhouette des Gewitterbaumes und sah die drei Leuchterscheinungen,
die wie diffus leuchtende Nebelbälle dicht über dem
Wüstenboden schwebten.
Da wußte er, daß der Augenblick der Entscheidung
unmittelbar bevorstand.
*
Der Materialisierungsvorgang verlief blitzschnell. Plötzlich
erschienen inmitten der Nebelflecke die Umrisse dreier Gestalten. Das
merkwürdige Leuchten hielt noch zwei oder drei Sekunden an, dann
sank es in sich zusammen. Da, wo bis vor kurzem noch die Nebelballen
geschwebt hatten, standen jetzt drei Männer. Mark Richter war
nicht mehr als zwanzig Meter von ihnen entfernt. Er sah, daß
einer der drei hager und hochgewachsen war, der zweite dagegen klein
und zierlich. Am meisten aber beeindruckte ihn der dritte. Er war von
mittlerer Größe und ziemlich breitschultrig. Seine
Bewegungen waren von einer verblüffenden Geschmeidigkeit. Bei
dem Versuch, die Physiognomie des Fremden auszumachen, stellte Mark
Richter fest, daß der Mann eine Maske trug. Sie mußte aus
einer metallischen Substanz bestehen; denn sie schimmerte im Glanz
der Sterne.
„Alles klar?" hörte er den Maskierten fragen.
Er hatte eine eigenartig harte, abrupte Stimme.
„Alles klar, mein Kommandant", meldete der Hagere, der
sich inzwischen umgesehen hatte.
„öffnen!" befahl der Maskierte.
Der Kleine hatte ein Kästchen in der Hand, an dem er
manipulierte. In der Stille der Nacht war das Zischen deutlich zu
hören, mit dem der Rest des Druckausgleichs unter dem Rand der
Schachtplatte hinweg erfolgte. Der Hagere war hinzugetreten und hob
die Platte auf. Nachdem er sie beiseite gestellt hatte, kletterte der
Maskierte als erster in den Schacht hinab. Der Kleine und der Hagere
folgten ihm auf dem Fuße.
Mark ließ eine Minute verstreichen. Als keiner der Männer
sich mehr sehen ließ, war er sicher, daß sie unten in den
Stollen eingedrungen waren.
„War Jantzon dabei?" fragte er Menchenk.
„Nein, auch diesmal nicht",
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