PR TB 147 Flucht Der Androiden
ihrer Bewegungen.
Sie war schön, das flackernde rote Feuer machte aus jeder ihrer
Bewegungen einen geheimnisvollen Vorgang. Ich spürte, daß
ich sie zu begehren begann. Es war eines dieser Treffen, eine
Zusammenkunft, die unter solch ungewöhnlichen Bedingungen vor
sich ging, daß sie den Charakter der Ausschließlichkeit
bekam. Sie schien es zu bemerken und verhielt sich entsprechend.
»Ich hoffe, du hast recht«, sagte ich. »Aber -
du wirst hungrig und müde sein, Adrar!«
»Ja.«
Ich trug nichts als meinen Lendenschurz, und sie hatte ebenfalls
einen Schurz aus dünnem Leder und eine Art Jacke, die locker
um ihren Oberkörper lag. In einem schmalen Gürtel steckten
ein kleiner und ein großer Dolch. Die Haut war voller Schrammen
und entzündeter Stellen, schmutzig und staubig. Das Haar war
lang und hing bis über die Brust. Adrar hatte volle Lippen und
schneeweiße Zähne, die im zuckenden Licht aufblitzten. Das
Mädchen besaß die natürliche Eleganz einer Raubkatze.
»Zu trinken habe ich auch nur Wasser«, erklärte
ich und deutete in die Richtung des Teiches. »Aber hier ist
noch ein Rest gebratenes Fleisch, und hier gibt es einige Beeren.«
Ich schlug die Tücher zurück, entfernte einige Insekten
und streute Salz über das kalte Fleisch, ehe ich es ihr gab. Sie
aß schnell und wie ein junges Tier. Sie warf immer wieder
angstvolle Blicke in meine Richtung, aber inzwischen saß ich
wieder auf meinen Fellen, hatte einen Teil davon über meine
Schultern gelegt und lehnte am Baumstamm. Jetzt würde ich
Informationen bekommen. Und ich hatte nicht nur einen Menschen, den
ich fragen konnte und der mir antworten würde, sondern eine
junge Frau, die meine Sinne beschäftigte. Sie aß die
letzten Beeren aus der hohlen Hand, warf ein Stück Knorpel ins
Feuer und sagte, auf meine Felle deutend:
»Die Nacht ist halb vorbei. Ich habe dich lange beobachtet.
Morgen werden wir über alles reden. Du wirst wachsam sein, wenn
wir schlafen?«
Es fiel mir leicht, zu lächeln. Sie war naiv wie ein Kind,
aber inzwischen spürte sie die Wirkung, die sie auf mich
ausübte. Sie kokettierte auf frauliche Art mit mir. Sie wußte,
daß ich sie begehrte. Und sie schien es auch zu wollen. Sie
stand mit der Bewegung eines jungen Raubtiers auf.
»Ich werde wachsam sein«, sagte ich. »Und morgen
werden wir reden. Auch ich bin müde.«
Sie wandte sich wortlos um, warf ihre Jacke und ihren Schurz ab
und sprang mit einem gewaltigen Satz ins Wasser. Ich stand auf und
schichtete das Holz auf eine Weise um, die das Feuer ziemlich lange
in Gang halten würde. Adrar kam langsam und in einer Weise
zurück, die ich eindeutig auslegen mußte. Sie setzte sich
neben meinen Füßen hin, wandte mir ihren langen, schmalen
Rücken zu und sagte:
»Ich weiß nicht, ob es gut war, dich zu treffen,
Atlan.«
Dachte ich an Katya, das Mädchen vom Stamm der Jäger,
dann mußte ich zugeben, daß Adrar schöner war. Ich
verschränkte die Arme hinter dem Nacken und erwiderte zögernd:
»Ich verstehe dich nicht.«
Sie hob die Schultern, drehte sich halb herum und zog die Knie ans
Kinn heran. Sie warf mir einen berechnenden und zugleich hilflosen
Blick zu und erklärte:
»Ich bin geflüchtet. Tage und Tage bin ich gerannt. Ein
Mond und eine halbe Mondrinde lang. Ich wollte nicht denen dienen.
Ich weiß, wie die anderen gestorben sind. Sie wollen zu
Herrschern werden und das Land regieren. Und jetzt treffe ich dich.
Du bist wie sie. Klug, schnell und grausam. Du wirst eine Sklavin aus
mir machen.«
Ich atmete seufzend aus, nahm meine Decke und schob mich darunter.
Ich zog den Rand bis ans Kinn, starrte in die kleiner werdenden
Flammen und in den Haufen aus Glut, der immer größer
wurde, dann sagte ich mürrisch, was meiner Verfassung voll
entsprach:
»Du kannst gehen. Ich werde dich nicht halten und nicht
verfolgen. Meine Jagd ist lang, schwer und tödlich. Ich lasse
mich nicht durch das dumme Geschwätz von Weibern aufhalten.«
Ich zog die Decke höher und drehte den Kopf.
Du denkst an Ischtar und an Arkon, Atlan. Hier herrschen andere
Bräuche, sagte der Logiksektor.
»Meinetwegen!« sagte ich in Arkonidisch und gähnte.
Ich war rechtschaffen müde und wollte nicht mehr diskutieren.
Kurze Zeit später spürte ich, wie Adrar an meiner Decke
zog. Sie kauerte neben mir und flüsterte:
»Es wird kalt. Ich friere. Dein Arm wird mich wärmen,
Jäger.«
»Mein Arm«, knurrte ich unwillig und schläfrig,
»wird dich morgen früh strafen, Adrar.«
Wir
Weitere Kostenlose Bücher