PR TB 147 Flucht Der Androiden
schliefen ein. Ich lag auf dem Rücken, fühlte unter
meinem Kopf das Moos und unter den Schultern die Felle. Sie hatte
einen Arm über meine Brust gelegt, ihr Köpfchen lag in
meiner linken Armbeuge, und unsere Knie berührten sich immer
wieder. Wir schliefen wie die Tiere, tief und traumlos, ohne gestört
zu werden, und als ich aufwachte, schien die Sonne bereits einige
Zeit.
ein neuer tag, blendendes licht, das licht kennzeichnete einen
neuen abschnitt, die luft roch wunderbar kühl und feucht, über
uns war nichts als ein gewirr grüner blätter und der
kristallene himmel. es war, als wäre ich neu geboren worden, im
Vollbesitz allen Wissens und sämtlicher kräfte. ich fühlte
mich, als könne ich die bahn dieses planeten ändern,
langsam drehte ich mich herum und betrachtete das entspannte gesicht
des mädchens adrar. jung, aber gezeichnet von erfahrungen, die
ich nicht kannte, das mittelbraune haar lag wie eine erstarrte welle
über der stirn und einem auge, insekten waren zu hören,
frösche und geschäftige, kleine tiere. sie waren die musik,
als ich meine hände an das gesicht legte und mit den fingern das
haar wegschob, ich versuchte, adrar zu küssen, ein fehler? nein!
halb im schlaf, halb wach erwiderten ihre flinken finger die
Zärtlichkeiten, adrar lächelte, ohne die augen zu öffnen,
wir hatten uns getroffen, jetzt lernten wir uns kennen.
alle gedanken an gefahren waren vergessen, wir erforschten unsere
körper. wir begannen uns zu lieben wie fremde und lernten uns
mit jedem atemzug mehr kennen, es war wie ein kleiner vulkan, wie
eine bewegung der erde, weder adrar noch ich wollten es anders, wir
genossen jeden moment. als wir uns voneinander lösten, flüsterte
sie: »du bist ein großer jäger, atlan. ngarto hat
mich zu dir geführt.« ich erwiderte atemlos: »ich
weiß nicht, wer ngarto ist, aber sie hatte recht.« adrar
riß die augen auf, blickte mich unsicher und angstvoll an und
flüsterte zurück: »es ist die göttin der liebe,
eine der fremden, sie hat viele jünglinge getötet.«
es war, als träfe mich ein dolch in den nackten rücken.
Immer wieder die bekannten Bewegungen und Gerüche. Die
schnelle Jagd, der heulende Pfeil, die im Sprung zusammenbrechende
Gazelle. Jetzt drehte sich der Braten über der weißen
Glut. Adrar kannte Würzkräuter und sammelte Beeren und
Früchte, und ich hatte das Salz. Wir waren allein und hungrig.
Wir hatten uns in dem kleinen See gebadet, und eine Stunde lang hatte
ich mit meiner Ausrüstung die kleinen Wunden des Mädchens
behandelt, ihr Haar mit dem scharf geschliffenen Arkonstahl des
Dolches etwas gekürzt, meine Reservestiefel verkleinert und mich
um den Braten gekümmert. Adrar war noch immer mißtrauisch
und von den Ereignissen irgendwie überrascht. Einmal fragte sie:
»Woher kommst du, Atlan?«
Ich deutete nach Süden, dachte an meine verlassene
Tiefseekuppel und erwiderte leise:
»Aus einem fernen Land. Ein Ruf erfolgte. Ich muß ihm
gehorchen, denn er läßt mir keine andere Möglichkeit.«
»Was sagte dein Herr? Was befahl er?«
»Eine Hand und zwei Finger, also zwölf Fremde sind
erschienen. Sie versklaven das Land und wollen mächtige Könige
werden. Ich soll die Verbrecher unter ihnen töten.«
Während wir uns um unser körperliches Wohlbefinden
kümmerten, hatte Adrar meine Waffen und meine Ausrüstung
entdeckt. Sie prüfte die langen Pfeile, die Schaffungen der
Speere, die verschiedenen Vorratsbehälter, die wie Knochenstücke
aussahen. Ich hatte die gesamte Ausrüstung in der Oase gefunden,
nachdem ich mich aus dem Wasser hatte erheben können. ES hatte
verhindert, daß ich auch nur die geringste Energie verwendete.
Das ließ sich annehmen, daß die Fremden über
Möglichkeiten verfügten, mich entdecken zu können. Ich
mußte also bis zum bitteren Ende den fremden Jäger
spielen, der über kein Mittel verfügte, das »unangemessen«
war. Die perfekte Tarnung des Henkers.
»Sie sind mächtig. Sie schleudern Blitze. Dort, wo sie
leben, haben
alle Furcht vor ihnen.«
»Wo leben sie?«
Ich erfuhr, daß Tausende von Familien rund um das ferne
Gebirge lebten, dort auf den Hochebenen und in den Tälern. Ich
hatte also doch Rauchsäulen gesehen, obwohl die Plateaus viele
Tagesreisen entfernt waren. Dort schien es so etwas wie den Anfang
eines städtischen Lebens zu geben. Das bedeutete, daß die
Sammler, Hirten und Jäger, vielleicht auch die Bauern, soviel
Nahrung erzeugten, daß sich andere Männer einem Beruf
widmen konnten,
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