PR TB 148 Göttin Der Galaxis
Pierre bewußtlos zusammen.
Sofort richtete Vymur die Waffe auf Holy, ohne jedoch den
Feuerknopf zu berühren.
Aber Holy reagierte ganz anders, als er befürchtet hatte. Sie
schlug die Hände vors Gesicht und sank weinend auf die Knie. Es
dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder reden konnte. Doch dann
redete sie mit der Geschwindigkeit eines Wasserfalls.
Offenbar hatte sie der Göttin von Glymore noch keine
konkreten Befehle hinsichtlich einer »Befriedung« der
Galaxis gegeben, weil sie überhaupt keine klaren Vorstellungen
über all die zahllosen kleinen Zwischenschritte besaß, die
bei einer derart großangelegten Operation vor dem letzten
Schritt getan werden mußten.
Ihr Mann mußte ihr ständig hart zugesetzt haben.
Wahrscheinlich war er die treibende Kraft gewesen. Da aber nicht er,
sondern Holy die Befehlsgewalt über die Statue besaß,
konnte er sie zu nichts zwingen, was sie in ihren irrealistischen
Vorstellungen nicht selbst bejahte.
Als sie schwieg, nickte Vymur Alsaya nachdenklich.
»Ich glaube, Sie sind ein fehlgeleiteter Schwarmgeist,
Holy«, sagte er. »Aber beinahe hätten Sie ein Chaos
unvorstellbaren Ausmaßes ausgelöst.«
Holy wischte sich die Tränen vom Gesicht.
»Was geschieht mit mir?« fragte sie zaghaft.
»Ich denke, daß bei Ihnen eine einfache psychiatrische
Behandlung genügt«, antwortete Vymur. »Pierre
allerdings dürfte nicht um eine Persönlichkeitsumformung
herumkommen. Aber Sie haben noch etwas gutzumachen, Holy.«
Er bat Gol-Tsen, über Funk Idris Rabbani und Omar Ben Said zu
verständigen und sich danach um seine Crew und Verena Schakaize
zu kümmern. Anschließend führte er Holy Chableau zur
Space-Jet und startete in Richtung See. Unterwegs erklärte er
ihr, was sie zu tun hatte.
Die Göttin von Glymore holte die beiden Menschen wie beim
erstenmal in die Halle der Wahrheit. Aber es war ganz offensichtlich,
daß sie Vymur nicht bemerkte.
Vymur Alsaya tastete unwillkürlich nach der Tasche seines
Chiuwagur, in der er die goldfarben schimmernde Kugel von Mmoran
untergebracht hatte, dann nickte er der Kunstmalerin zu.
»Ich habe neue Befehle für dich!« sagte Holy zu
der Statue.
»Ich erwarte deine Befehle«, erwiderte die Göttin
von Glymore.
»Zuerst eine Frage!« sagte Holy. »Gibt es eine
Möglichkeit, mit einem Raumschiff von unserem Universum nach
Mmoran zu kommen?«
»Es gibt diese Möglichkeit«, antwortete die
Statue. »Aber dazu müßte das betreffende Raumschiff
mit einem Struktur-Neutralisator ausgerüstet werden.«
»Gib mir die Konstruktionsdaten für einen solchen
StrukturNeutralisator!« forderte Holy.
Die Statue erwiderte nichts darauf. Sie strahlte für kurze
Zeit etwas heller, dann materialisierte vor Holy eine etwa fünfzehn
Zentimeter lange, zirka fünf Zentimeter durchmessende
zylindrische Kapsel aus goldfarbenem Material.
»Sie enthält alle Konstruktionsdaten über den
StrukturNeutralisator«, sagte die Statue.
Holy nahm die Kapsel in die Hand und starrte sie eigenartig an.
Sie schreckte auf, als Vymur ihr eine Hand auf die Schulter legte.
»Danke!« sagte sie. »Mein letzter Befehl an dich
lautet, fortan weder von mir noch von einer anderen Person Befehle
entgegenzunehmen und niemals einem intelligenten Lebewesen Schaden
zuzufügen!«
Die Göttin von Glymore schwieg lange, dann erklärte sie:
»Dein letzter Befehl zeugt von der Reife und Weisheit einer
Gemeinschaft intelligenter Lebewesen, die der höchsten Stufe
entgegenstrebt, denn es entspricht der höchsten Ethik, niemals
eine Maschine schwerwiegende Entscheidungen über das eigene
Schicksal treffen zu lassen.«
Die Göttin von Glymore strahlte heller und heller, bis Vymur
und Holy vor dem strahlenden Glanz die Augen schlossen. Als sie sie
wieder öffneten, war die Statue verschwunden.
Vymur Alsaya hielt die Hand auf, und Holy legte die Datenkapsel
hinein.
»Haben Sie tatsächlich vor, eine Expedition nach Mmoran
durchzuführen, Vymur?« fragte sie.
Vymur lächelte.
»Aber sicher«, antwortete er. »Mmoran birgt noch
viele Geheimnisse, und es ist mein Hobby, Geheimnisse zu lösen.
Außerdem will ich versuchen, den Verbannten zu helfen.«
»Nehmen Sie mich mit - wenn ich geheilt bin?«
erkundigte sich Holy Chableau.
Vymur Alsaya wölbte die Brauen, dann meinte er:
»Vielleicht. Aber nur, wenn Sie mir versprechen, ganz brav
zu sein. Und nun wollen wir zu den anderen zurückkehren. Wir
werden Glymore verlassen - aber wir kommen wieder.«
ENDE
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