PR TB 150 Der Letzte Kurier
v. Chr. Kein
Wunder, daß Raqnor sie zu den Verwandten seiner Urahnen
rechnete.
„Sie wurden zur Landung gezwungen", resümierte
Mark. „Wer zwang Sie?"
„Eine unbeschreibliche Gestalt. Von den Eingeborenen wurde
sie als Göttin bezeichnet... eine Göttin namens Cariinda."
Ein etwas überhebliches Lächeln spielte auf seinem Gesicht.
„Natürlich glauben wir an solche Dinge nicht. Die Göttin
ist in Wirklichkeit eine fremde Macht, die über bedeutende
technische Mittel verfügt."
„Man stahl die Triebwerke aus Ihrem Raumschiff",
mutmaßte Mark.
„Ganz richtig. Wir wurden betäubt, und als wir wieder
zu uns kamen, waren ..."
„Und dann erschien Ihnen die Göttin", fiel ihm
Mark ins Wort, „und ließ Ihnen die Wahl, Ihr Leben
friedlich auf dieser Welt zu beenden oder sich ein-frieren zu
lassen."
„Auch das ist richtig", gab Raqnor zu. Es schien ihn zu
stören, daß Mark seine Geschichte ebenso gut kannte wie er
selbst.
„Und Sie entschieden sich für das Einfrierenlassen."
Raqnor machte die arkonidische Geste der Zustimmung, und meinte:
„Wenn Sie es so bezeichnen müssen ...ja."
„Haben Sie eine Vorstellung", fragte Mark Richter,
„wieviel Zeit seit Ihrer Landung auf dieser Welt vergangen
ist?"
„Die Reife der Zeit ist noch nicht gekommen",
antwortete Raqnor. „Das ist alles, was ich weiß."
„Die Reife der Zeit... was ist das?"
„Ein Zeitpunkt, den der unbekannte Machtfaktor bestimmt."
„Der Ihnen gerade mitgeteilt hat, daß die Reife der
Zeit noch nicht gekommen ist...?"
„Eben so ist es!" erklärte Raqnor steif.
„Ich habe das Gefühl", sagte Mark, „daß
die Reifeder Zeit ein gänzlich irrealer Bezugspunkt ist. Ich bin
fast sicher, daß dem Urteilsvermögen des fremden
Machtfaktors besonders in Hinsicht auf Zeitempfindungen kein
Vertrauen geschenkt werden kann. Seit Ihrer Landung auf dieser Welt
sind fast siebentausend Jahre meiner Zeitrechnung vergangen ... und
mein Jahr unterscheidet sich von Ihrem Jahr nur um einen geringen
Betrag. Wie lange wollen Sie noch auf die Reife der Zeit warten?"
Raqnor da Quertamagin stand wie vom Donner gerührt.
„Siebentausend...", hauchte er.
„Siebentausend!" hämmerte Mark Richter ihm die
furchtbare Zahl ein. „Sie sind aus dem Tiefschlaf geweckt
worden. Welche Begründung wurde Ihnen dafür gegeben?"
Raqnor antwortete mechanisch, wie ein Sprechgerät.
„Die Göttin Cariinda werde angegriffen. Der Plan, die
Reife der Zeit abzuwarten, sei in Gefahr. Die Mittel der Göttin,
sich zu verteidigen, seien erschöpft. Es sei unsere Aufgabe, der
Göttin zu helfen." „Unsere?" fragte Mark
überrascht. „Wie viele sind Sie?"
„Die gesamte Mannschaft meines Raumschiffs wurde erweckt,
mehr als zweihundert Mann ...?" Raqnor deutete in den Stollen
hinein.
„Sie wartet dort oben ..."
Auf dem Weg durch den Stollen übersetzte Mark Richter hastig
das Notwendigste. Die Lage war prekär. Wenn die Arkoniden
erkannten, daß gerade Mark und seine Truppe diejenigen waren,
die es im Namen der Göttin zu bekämpfen galt, konnte es zu
Kurzschlußreaktionen kommen. Die Arkoniden waren bewaffnet:
Raqnor hatte es gesagt. Die Göttin, der unbekannte Machtfaktor,
schöpfte aus einem riesigen Reservoir technischen Geräts,
das sie aus den Raumschiffen geborgen hatte, die im Laufe der
Jahrtausende zur Landung gezwungen worden waren.
„Er nennt sie Cariinda", sagte Sarru, die sich dicht
hinter Mark Richter durch den sanft ansteigenden Stollen schob. „Pahu
kennt sie als Reenda. Gibt es da einen Zusammenhang?"
„Ganz sicher", behauptete Mark. „Ein paar tausend
Jahre setzen einem ohnehin unverständlichen Wort arg zu. Durch
Abschleifung wurde aus Cariinda Reenda."
Sarru sah den nachdenklichen Ausdruck in Marks Gesicht nicht,
sonst hätte sie sich wohl gewundert. Der Stollen wand sich
einige hundert Meter weit durch das Felsgestein. Dann mündete er
in die Wand einer Halle, die nahezu ebenso groß war wie der
Raum, in dem der Gleiter gelandet war. In der Nähe des
Stollenausgangs hielt eine schwer übersehbare Menge von
Arkoniden, die unschlüssig auf die Rückkehr ihres Anführers
wartete.
Auf den letzten Metern des Stollens hatte Mark Richter den
Arkoniden vorausgehen lassen. Raqnor da Quertamagin trat vor seine
Leute hin und berichtete mit knappen Worten von der Begegnung mit den
Fremden. Es wurden ihm ein paar Fragen gestellt, die er nicht
beantworten konnte: wer die Fremden seien, woher sie kamen und ob sie
nicht womöglich mit den feindlichen
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