PR TB 153 Notlandung Auf Virginis II
zu melden. Die Sache verlor allerdings an Substanz,
weil Hank genau wußte, daß sämtliche Instrumente
auch von dort aus überwacht werden konnten.
Gerad Berger saß in der Funkzentrale, und zu seiner
Beruhigung wußte er John Pendrake gleich nebenan im Orterraum.
Nur die meist offenstehende Tür trennte sie.
Ohne besonderen Zwischenfall überstanden sie alle die erste
Transition. Roger selbst hatte sie durchgeführt, ohne den
Kadetten Daten bekanntzugeben. Über den Bordinterkom sagte er,
nachdem sich die Kadetten von ihrem ersten Entstofflichungsschock
erholt hatten:
„Es handelte sich um eine simulierte Blind-Transition, das
bedeutet, daß wir unsere Position nicht mehr kennen. Wir
befinden uns mitten im Weltraum, viele Lichtjahre von der Erde
entfernt. Es ist Ihre Aufgabe, sich nun zu orientieren und die neue
Position festzustellen. Das ist in erster Linie Aufgabe der
Navigation, aber ich wünsche, daß auch Funk und Ortung
sich an der Koordinatensuche beteiligen. Von der astronomischen
Beobachtungskuppel aus ist unsere Sonne zu erkennen. Ich wünsche
ihre Identifikation innerhalb einer halben Stunde Bordzeit. Ende."
John betrachtete nachdenklich seinen ungewöhnlich großen
Ring, beschloß aber dann, seine neueste Konstruktion nur in
einem wirklichen Notfall einzusetzen. Schließlich stand ihm ja
auch der Bordfunk zur Verfügung. Und der war auch nicht
schlecht. Gerad, der nebenan in der Funkzentrale saß, rief:
„He, John, soll ich alle Frequenzen durchgehen? Müßte
doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich nicht eine brauchbare
Positionsmeldung von einem unserer Schiffe erhalte."
Aus dem Lautsprecher kam Captain Sherrys Stimme: „Vergessen
Sie es, Kadett Berger. Die Funkstation ist ausgefallen."
„Die Funkstation ist... was?" entfuhr es Gerad. „Sie
haben richtig gehört! Sie ist ausgefallen! Sie können keine
Sendungen mehr empfangen. Verstanden?"
„Verstanden, Captain. Ausgefallen!" Gerad lehnte sich
im Sessel zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
Na schön, dann konnte er sich ausruhen. Ihn traf nun keine
Verantwortung mehr -Gott sei Dank! Sollten die anderen versuchen,
ihre Position zu bestimmen.
„Sind die Orter ebenfalls ausgefallen?" erkundigte sich
John sachlich. Als keine Antwort kam, wiederholte er seine Frage und
fügte respektvoll hinzu: „Captain Sherry." Diesmal
reagierte der Erste Offizier sofort:
„Nein, Kadett Pendrake. die Orter funktionieren. Versuchen
Sie, etwas damit anzufangen. Der Kontrollschirm in der
Kommandozentrale ist aktiviert. Falls Sie astronomische Daten
benötigen, erhalten Sie diese aus der Kuppel. Kadett Melbert hat
dort Dienst."
Gottfried Melbert war John kein Unbekannter. Auf der Akademie
hatte er sich zwar mehr für Musik als für Sterne
interessiert, aber das machte ihn nicht gerade unsympathisch.
Allerdings bestand kaum die Möglichkeit, daß er in dem
Gewimmel der auf dem Bildschirm sichtbaren Sterne ausgerechnet die
heimatliche Sonne entdeckte.
Über die kleineren Orterschirme huschten Schatten und Echos,
mit denen auch John nicht viel anfangen konnte. Im Lehrsaal der
Akademie hatte das alles ganz anders ausgesehen. Hier wurde ja kein
Mensch schlau daraus.
Nach einer Weile, in der nichts geschah, meldete sich Melbert aus
der Beobachtungskuppel:
„Captain Sherry, ich glaube, ich habe die Sonne gefunden."
„Gut, Kadett, ich schalte den Übertragungsschirm ein.
Errechnen Sie inzwischen die notwendigen Daten zur
Positionsbestimmung."
Es dauerte keine ganze Minute, dann ließ sich Kommandant
Roger vernehmen:
„Kadett Melbert, was Sie uns da als Sol präsentieren
wollen, ist Alpha Auriga im Sternbild Kapella, ziemlich exakt 44,7
Lichtjahre von der Erde entfernt. Suchen Sie weiter."
„Danke, Sir", kam es absolut nicht niedergeschlagen
zurück. „Mehr wollte ich nicht wissen."
John grinste in sich hinein. Fast hätte er Gottfried
unterschätzt.
Er widmete den Orterschirmen nur noch wenig Aufmerksamkeit, denn
er war überzeugt, daß die Position der Sonne und damit der
Erde in wenigen Minuten bestimmt werden konnte. Seine beschauliche
Ruhe wurde durch den Eintritt Sergeant Brülls erheblich gestört,
der in einem der Sessel Platz nahm und ihm zusah.
„Na, noch immer nichts?" erkundigte er sich
schließlich, und seiner Stimme war nicht anzumerken, ob er
traurig darüber war oder sich freute. „Ist wohl nicht so
einfach, wie...?"
„Wieviel Zeit haben wir überhaupt, Sergeant?"
„Soviel Sie wollen, nur schlägt sich das negativ
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