PR TB 180 Das Goldland
ruderten zurück.
Die PHARAO war in Not. Von ihrem Bug blitzte ein spiegelnder
Metallschild die Hilfesignale. Der Mast lag halb im Wasser, und ich
sah die Ruderer, die verzweifelt versuchten, Wasser aus dem Schiff zu
schöpfen.
Wenn das Schiff sinkt, sind die Vorräte verloren. Wenn die
Männer ins Wasser springen, zerfleischen sie die Haie! sagte der
Extrasinn. Lasse dir etwas einfallen, At-lan\
Ich überlegte, während sich die Entfernung verringerte.
Dann brüllte ich zum Kapitän der PUNT hinüber:
„Wir fahren von achtern an beiden Seiten an die PHARAO
heran. Achtgeben auf die Riemen."
„Verstanden, Horus!" schallte es zurück.
Schwitzend warfen sich die Ruderer gegen die Schäfte. Die drei
Schiffe rauschten gegen die langen Wellen, entfernten sich nach
beiden Richtungen von der Linie der Flotte und leiteten Kurven ein.
Die DELTA fuhr zwischen uns auf der kurzen Strecke hindurch, drehte
eine riskante Kurve und näherte sich schnell dem gezogenen
Frachtboot hinter der PHARAO. Die Männer begriffen und kappten
das Verbindungstau, dann flogen die losgemachten Sicherungsleinen
hinüber zu dem eingreifenden Schiff. Sobald die Verbindung
hergestellt war, fielen Boot und Schiff zurück, und wir konnten
uns nähern.
„Wahkare!" schrie ich. „Steuerbordriemen
einziehen. Werft Taue!"
Auch auf unserem Schiff machten sich die Männer bereit. Das
havarierte Schiff zog die Riemen ein. Die Männer schlugen mit
den wenigen Äxten, die uns noch geblieben waren, auf Tauwerk und
Mast los, bis das Gewirr aus Seilen, Tauen, Segelleinwand und Holz
ins Wasser kippte und davongerissen wurde. Die Mannschaft des
nächsthinteren Schiffes machte sich bereit, die kostbaren Teile
aufzufischen. Die ersten Rückenflossen der ewig hungrigen Wölfe
des Meeres schnitten durch das Wasser heran und beschrieben immer
enger werdende Kreise.
Das Manöver, das ich plante, schien weiterhin gut zu
verlaufen. Unsere beiden Schiffe fuhren an den Havaristen heran.
Jeweils eine Seite der Riemen wurde genau in dem Moment eingezogen,
als die riesige Rah in Griffnähe der Mannschaft auftauchte. Ein
Teil unserer Ruderer sprang auf die andere Seite und brachte das
Schiff mit Hilfe von paddelnden Bewegungen seitlich an die PHARAO
heran, deren Männer mit allen Kräften an der Rah zogen und
sich festhielten, als alle drei Bordwände gegeneinander
schlugen. Jetzt befand sich die PHARAO zwischen der PUNT und der
HATHOR.
„Was ist geschehen! Warum der Mastbruch?"
Ipuki stürzte sich auf die Ruderbänke hinunter und
begann Befehle zu brüllen. Sofort begannen sie mit dem Umladen.
Ich atmete auf.
„Plötzlich riß ein Seil, ein zweites brach kurz
darauf, und dann riß sich alles los", gab Wahkare zurück.
„Und neben dem Kiel hat sich ein Spalt geöffnet. Er ist zu
breit, auch können wir wegen der Ladung nicht heran!"
„Segelt weiter!" brüllte Zakanza einem Schiff zu,
das an unserer Gruppe vorbeirauschte. „Ihr übernehmt
später Männer und Waren!"
Sieben Schiffe hatten sich hinter der PHARAO befunden. Jetzt sahen
wir im Süden noch vier Einheiten. Ich gab meine Befehle an den
Signalbläser, und kurz darauf fielen die Segel von drei
Schiffen, die langsam an uns heranruderten und an Heck und Bug
anlegten. In der PHARAO stieg das Wasser immer langsamer. Mehr und
mehr Krüge, Ballen und Häute wurden über die Bordwände
gereicht.
Hilfsmannschaften kamen von den anderen Schiffen und übernahmen
ebenfalls Lasten und ein paar Männer. Ich rannte und sprang über
mindestens fünf Decks hin und her und gab meine Anordnungen.
Irgendwie schafften wir es, die Ladung schnellstens auf vier Schiffe
zu verteilen, von denen zwei weitersegelten, nachdem jeweils acht
Ruderer übergewechselt waren. Die erste Gefahr schien vorbei.
Ich blieb auf der überspülten Ruderbank der PHARAO stehen
und hielt mich am Maststumpf fest. Das harte Holz war unter dem Sog
des großen Segels in speerartigen Splittern
auseinandergebrochen.
„Was tun?" murmelte ich und wandte mich fragend an
Ptah, der neben mir auf das Holz sprang. Das Schiff befand sich jetzt
im stabilen Gleichgewicht, nur noch die Eigenbewegungen ließen
schwallweise Wasser eindringen. Fünf Handbreit unter dem Rand
der Bordwand hörte das Wasser auf.
„Schöpfen ist natürlich sinnlos. Wo genau ist der
Riß?"
„Hier unten. Ziemlich groß. Ich denke, wir müssen
an Land!"
Die anderen Schiffe waren weitergesegelt und wurden zusehends
kleiner. Nur wir drei, der Havarist und die zwei Helfer, befanden uns
noch
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