PR TB 180 Das Goldland
das in einem Topf in den Flammen
stand. Die Handwerker fingen an, das Ersatzholz zu schnitzen und zu
sägen, während wir auf die Ebbe warteten.
„Es kostet uns einen ganzen Tag", sagte ich finster.
„Kein Kapitän wird auf uns warten."
„So war es abgemacht", erklärte mir
Zakanza-Upuaut. „Wir sind drei Schiffe, und wir werden einander
helfen können - und müssen."
Wahkare sah zu unseren ankernden Schiffen hinüber und schloß
knurrend:
„Es hätte viel schlimmer kommen können. Alles ist
sicher. Sogar das Schiff."
„Wir werden sie schleppen, wenn guter Wind ist. Sie können
nur rudern."
„Besser schmerzende Muskel als von den Haien zerrissen",
rief Chutaui und winkte. „Ich werde für uns alle eine
herrliche Suppe kochen."
„Nichts kann so schlecht sein", lachte Ne-Tefnacht und
ließ ihre schlanken Beine vom Heck baumeln, „als daß
es nicht einen schönen Moment gäbe."
Wir stemmten, als die Flut zurücklief, das Schiff hoch und
zogen es ohne viel Mühe höher auf den Strand und kippten es
zur Seite. Wir brauchten fast einen Tag, bis das
Schiff wieder schwamm und uns langsam folgte, als wir ruderten und
das Segel setzten, mitten in der Nacht.
Enttäuscht folgten uns die Haifische.
Sieben Tage lang blies uns ein guter, starker Wind vor sich her.
Vom Gebirge herunter wehten lange, braune und goldene Sandschleier,
die uns jegliche Sicht nahmen und ins Meer sanken. Aber sie konnten
uns nicht ernsthaft aufhalten. Unsere Segel waren prall, aber
zerschlissen; sie bestanden fast nur noch aus Nähten und
Flicken. Die LOB DER HATHOR führte die winzige Flotte an; die
schwersten Lasten, Wasser und Nahrungsmittel waren in die PHARAO
umgeladen worden. Zwischen dem Heck - am Ende einer doppelten
Schleife, die verhinderte, daß ein hartes Manöver das
Schiff auseinanderriß - der HATHOR und dem Bug der PHARAO
spannten sich drei Taue.
Die dreißig Riemen der PHARAO waren weit ausgestreckt, die
Ruderer unterstützten unsere Schleppversuche, und seitlich
hinter uns segelte die HERRIN VON PUNT mit Wahkare, jederzeit bereit,
einzugreifen und uns zu helfen. Siebenmal vierundzwanzig Stunden
versuchten wir, den Anschluß an die Flotte wiederzufinden, aber
da gab es keinen weißen Punkt vor uns,. der plötzlich
sichtbar wurde.
Windhosen, die schnell kamen und ebenso schnell vergingen, rasten
vom Gebirge wie von einer Schanze tags und nachts über uns
hinweg und ins Wasser.
Eine Windstille, die von Mittag bis kurz vor Mitternacht dauerte,
zwang alle drei Schiffe, ihre Ruderer einzusetzen.
Ich saß im Heck und betrachtete die kaum mehr sichtbaren
Konturen auf der Karte. Wir hatten den Ort, an dem die Schiffe
zusammengebaut worden waren, bereits passiert. Die einzige Änderung
war, daß die Berge, Felsen und Hänge immer weniger schroff
wurden und teilweise in die Dünen der Wüste übergingen.
Immer wieder, meist im letzten Moment, gelang es uns, den Felsen und
Riffen auszuweichen.
Dann, urplötzlich, setzte der Wind wieder ein. Ich spürte,
wie die Unruhe auch auf mich übergriff.
Es ist nicht mehr sehr weit, pflichtete mir das Extrahirn bei.
Ich rechnete und verglich. Die Schätzung meines Logiksektors
konnte stimmen. Bisher hatte ich mich genau an die Formationen des
Ufers erinnert, aber dieses Gebiet war völlig neu für mich.
Meer, Sand und Himmel - sonst gab es nichts. Hin und wieder strich
ein Geier über uns hinweg, aber auch diese Vögel hatten wir
auf dem letzten Teil der Fahrt jeden Tag gesehen.
Als wir, nahe des Ufers, das letzte Stück der langen Fahrt
vor uns hatten, hob derselbe Wind, der uns auf die beiden wuchtigen
Türme am Ende des Kanals zutrieb, wieder eine riesige Sandwolke
hoch, verteilte sie zu einem weiten und dünnen Schleier und
wirbelte sie über die Gegend. Wieder einmal waren wir völlig
blind. Ich glaubte, durch den peitschenden Sand über dem Deck
und durch das prasselnde Geräusch des Sandes gegen die Leinwand
einen flatternden Schatten zu sehen und das Klatschen großer
Schwingungen zu hören. Ich duckte mich hinter Ipuki, der seine
Augen mit dem erhobenen Arm schützte. Dann, wieder ein Geräusch.
Hinter dir, sagte scharf der Logiksektor.
Ich drehte mich um, meine Hand fuhr zum Dolchstrahler. Ein grauer
Vogel mit langen schwarzen Schwungfedern saß da und bohrte
seine Krallen in das Holz der Papyrosblüte. Das Tier schlug mit
den Flügeln, um im Sturm das Gleichgewicht zu behalten. Der Kopf
mit dem wuchtigen Hakenschnabel reckte sich vor; große,
silberne Augen starrten
Weitere Kostenlose Bücher