PR TB 180 Das Goldland
packte, sich am Bug und am Segeltuch fing
und die Bewegung der HATHOR fast völlig abbremste. Die Flammen
bewegten sich nicht, sondern deuteten unverändert schräg
nach oben. Sie wurden, alle gleichzeitig, etwas kürzer und dann
wieder länger, in langsamen, rätselhaften Bewegungen. Ich
hob beide Arme und machte, obwohl ich mich selbst fürchtete,
beschwichtigende Bewegungen hinunter zu den Ruderern, die teilweise
aus dem Takt gekommen waren. Der Sturm zerrte an uns und warf uns
immer höhere Wellen entgegen. Die orangefarbenen Flammen zuckten
und flackerten, während der Gegenwind zunahm, immer mehr Schaum
und Sand gegen uns und das Holz prasselten, während Wellen,
knarrendes Holz, Sturm und die Menschen einen chaotischen Lärm
verursachten.
„Geht in den Takt! Schneller, tiefer!" schrie ich, so
laut ich konnte. Die Körper der Ruderer streckten sich und
krümmten sich kraftvoll.
Die HATHOR hob den Bug hoch, als die erste wirklich große
Welle heranrauschte und die hölzerne Nußschale erfaßte.
Das Schiff stieg wie ein Pferd in einem viel zu steilen Winkel hoch.
Packen, Ballen und einzelne Riemen rutschten und purzelten ins Heck.
Im Kielraum klammerten sich die Ruderer an allem fest, was sie
ergreifen konnten. Ein gewaltiger Schwall Wasser schlug über der
HATHOR zusammen. Die schlanken Riemen fuhren ziellos durch die Luft,
schlugen aneinander, einige brachen. Eine kleine Ewigkeit lang blieb
der federnde hölzerne Körper in dieser gefährlichen
Stellung. Die Welle, vom stumpfen Bug geteilt, packte die Enden der
Rahen und des Segels und schüttelten sie, dann kippte das Schiff
wieder nach vorn. Ein harter Schlag, der uns alle aufs Deck warf oder
von den Ruderbänken schleuderte, ließ den Schiffskörper
tief eintauchen. Wasser schwappte über die Bordwände,
spritzte auf die halbnackten Körper und lief im Kiel zusammen.
Als die nächste Wolke Gischt und Wasser, vermischt mit Sand,
über die HATHOR hereinbrach und uns blind und durchnäßt
zurückließ, erloschen schlagartig alle
Leuchterscheinungen.
Ein Effekt atmosphärischer Elektrizität, erklärte
der Logiksektor. Der nasse Sand ist euer schwerster Feind!
Jetzt steigerten sich Schnelligkeit und Heftigkeit der
aufeinanderfolgenden Wogen und des Sandsturms.
Der gigantische Sandwirbel war verschwunden, aber er schien sich
nicht aufgelöst zu haben. Wir sahen weder die Stelle, an der
sich die Sonne befinden mußte, noch andere deutlich
unterscheidbare Vorgänge. Es gab keinen Nebel mehr, keinen
klaren Himmel und keine deutlich sichtbaren Gebirgsteile. Der gesamte
Luftraum war braun und gelb. Sandmassen wurden hin und her geworfen,
wehten waagrecht über das
Schiff und gegen die Bordwände und fielen in breiten Bahnen
schräg aus dem Himmel. Das Heulen des Sturms und die Reibung der
Myriaden winziger Körner aneinander war so laut geworden, daß
jeder Versuch, sich zu verständigen, sinnlos wurde. Aber die
Ruderer hatten sich wieder gefaßt. Sie bewegten fast im
gleichen Takt die Riemen, auch wenn die nächste Bewegung des
Schiffes sie wieder auf die Holzbretter zurückstauchte. Ipuki
stemmte sich einmal gegen die Seite des Ruders, dann wieder gegen den
anderen Hebel. Zakanza und ich halfen ihm, wenn wir dazu in der Lage
waren. Meist jedoch hatten wir zu tun, um nicht auszurutschen oder
uns wieder auf den Beinen zu halten. Das Schiff führte eine
lange Serie verrückter Bewegungen aus, und es war keiner unter
uns, der nicht fürchtete, die Bohlen und Planken würden
auseinanderbrechen.
Einige Männer schöpften den Brei aus Seewasser und Sand
aus dem Kielraum.
Die Konstruktion hob und senkte sich, kletterte schräg die
Wellenberge hinauf, durchstieß mit dem gekrümmten Bug die
weiße Schaumkrone und verschwand in einer riesigen Wolke aus
Gischt. Dann taumelte die HATHOR wieder das lange Wellental hinunter,
stellte sich schräg, wurde von den Rudern gegen den Sturm in
gerade Position gezwungen und setzte sofort hart ein. Die krachenden
Stöße, die furchtbaren Schläge versetzten das Schiff
in ächzende Vibrationen. Die Enden der Rahen tauchten ein,
tauchten tropfend wieder auf, die Taue zitterten, der Mast bog sich,
und ungeheure Kräfte zerrten an den Schwertern der Ruderanlage.
Die Ruderer spien mit schreckverzerrten Gesichtern zwischen ihre
Knie. Sand bedeckte unsere Körper, mischte sich mit dem Schweiß
und dem Wasser und lief in breiten Bahnen und Fladen wieder herunter.
Es war noch immer heiß zum Ersticken. Aber mit einiger
Regelmäßigkeit
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