PR TB 181 Flammende Welten
wie die bereits eingedrungenen Schwaden
in der warmen Sauerstoffatmosphäre des Maschinensaals zerfielen.
Wahrscheinlich vertrugen sie die Wärme nicht, aber auch der
Sauerstoff mochte ihnen nicht bekommen, da er in seiner
naturgegebenen Aggressivität sofort Verbindungen mit den
Riesenmolekülen anorganischer Substanzen einging.
Nach einem Blick auf seinen Armband-Detektor sagte Guy:
»Hier dürfen wir die Helme öffnen, Mabel.«
Er klappte seinen Helm zurück und atmete tief die Luft der
Maschinenhalle ein. In seiner irrationalen Einbildung schmeckte sie
frischer als die »abgestandene« Luft aus dem
Vorrats-Reduktions-System.
Aber Mabel ließ ihren Helm geschlossen.
»Du vergeudest deinen Vorrat, Mabel«, sagte Guy
vorwurfsvoll und besorgt.
»Vielleicht gibt es hier Viren oder Bakterien, gegen die wir
keine Immunität besitzen«, wandte Mabel ein.
Guy runzelte die Stirn.
»Auf dem Ewigkeitsschiff gibt es Mittel gegen alle
Krankheiten, Kind. Du kommst aber wahrscheinlich nur dann lebend
hinein, wenn du nicht deinen Sauerstoffvorrat verschwendest. Außerdem
hat Tengri Lethos unsere Kleidung mit ähnlichen semiorganischen
Fäden imprägnieren lassen wie seinen Lichtanzug, so daß
wir nicht nur nicht altern, sondern auch alle Krankheitserreger
abwehren können.«
Er streckte die Hand aus, um den Öffnungsmechanismus an
Mabels Helm zu betätigen - und stockte in der Bewegung, als er
den kombinierten Hebel-Schalter nicht sah.
Er begriff zuerst vor Fassungslosigkeit überhaupt nichts, da
anstelle des Hebel-Schalters keine Bruchstelle zu sehen war. Es sah
so aus, als hätte sich an Mabels Anzug niemals ein
Öffnungsmechanismus befunden. Und das war absolut unmöglich.
Ohne sich etwas dabei zu denken, in einer Art Reflex, suchte Guy
mit den Blicken die Schaltung und Einstellung für Mabels
Helmtelekom.
Als er auch das nicht sah - und als er durch die Helmscheibe
erkannte, daß sich im Helm kein Telekom befand -, kam die erste
Ahnung der Wahrheit, und mit ihr kam das Grauen.
Guys Reaktionen waren dadurch nicht lange gelähmt, aber die
Zeitspanne reichte aus, um ihm zuvorzukommen. Sein Geist wollte
soeben den Befehl an die Muskeln und Sehnen der Arme und Hände
schicken, das Nadelgewehr anzuheben, zu entsichern und die Mündung
auf den Bauch des Monstrums zu richten, das Mabels Gestalt angenommen
hatte, da legten sich zwei Hände schwer auf seine Schultern.
In einer der beiden Hände befand sich der ovale mattglänzende
Gegenstand, den »Mabel« als Peilsender bezeichnet hatte.
Dieser Gegenstand wurde mit unmenschlicher Kraft auf die linke
Schulter Guys gedrückt. Hunderte mikroskopisch feiner Nadeln
schossen durch das Material des Raumanzugs und Unterzeugs und bohrten
sich ins Fleisch.
Ein programmierter Impulsstrom fädelte sich in die
Nervenbahnen des Menschen ein, erreichte das Gehirn und blockierte
die Realisierung des eigenen freien Willens.
Psionische Energien folgten - auf einem anderen Wege, der weder
Raum noch Zeit beanspruchte. Sie zwangen den seines Willens beraubten
Menschen in einen kataleptischen Zustand, in dem er für Realität
hielt, was ein unglaublich fremder Geist ihm aufoktroyierte.
Die Türme des Himmelsherrn riefen die Seelen, unzählige
schlanke türkisfarbene Türme, deren verdickte Gipfel weit
über die Wolken ragten.
Ulam Khar war gleich den Mitgliedern der Karawane von seinem Chark
geglitten, hatte ebenfalls die Haltung der lodernden Flamme
eingenommen und sich auf den Kontakt mit dem alles durchwebenden
Geist des Himmelsherrn konzentriert.
Die von den Türmen rings um den Planeten ausgestrahlte Musik
übte eine stimulierende und hypnotisierende Wirkung aus. Ulam
Khar drückte sich verstohlen die Wachskügelchen in die
Ohren, die er in einem Beutel vor der Brust mitführte.
Gleichzeitig versuchte er, sich nicht innerlich zu verkrampfen, damit
der Geist des Himmelsherrn nicht merkte, daß er sich gegen die
Musik abgekapselt hatte.
Nach einiger Zeit spürte er bohrende Unruhe in seinem Gehirn.
Er stöhnte unterdrückt. Rings um ihn streckten die Männer,
Frauen und Kinder ihre Arme noch höher, wiegten ihre Oberkörper
rhythmisch hin und her - bis ihre Bewegungen schwächer wurden
und sie langsam vornüber sanken und in den Schlaf tiefster
Erschöpfung fielen.
Ulam zitterte, als er sich erhob und die Wachskügelchen aus
den Ohren entfernte. Ihm war, als könnte der Himmelsherr ihn
sehen, wie
er als einziger Thalter aufrecht stand. Aber die Türme riefen
nicht mehr, und Ulam
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