PR TB 183 Der Fall Oberon

sorgen."
    Ronald Tekener schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, daß
es knallte.
    „Und das kommt Ihnen so heraus, ohne daß Sie sich
etwas dabei denken?" rief er. „Tyrio Pament - wenn er es
wirklich ist - hat also ganz richtig kalkuliert! Die Erde reagiert
wie einstudiert! Eines ihrer Schiffe wird abgeschossen, also rückt
eine Flotte an, um den Schuldigen zu bestrafen. Genau das ist es, was
Pament von uns erwartet! Anhand dieses Vorfalls will er beweisen, daß
Terra das Streben nach Macht trotz aller frommen Beteuerungen noch
immer nicht aufgegeben hat!"
    Kochern Ahab sah perplex drein.
    „Aber...das würde doch bedeuten...daß Tyrio
Pament ein ganz unverschämtes Glück gehabt hat!" stieß
er hervor. „Denn es war weiter nichts als Zufall, daß die
OBERON gerade in diesen Tagen..."
    Er unterbrach sich mitten im Satz und starrte nachdenklich vor
sich hin. Plötzlich ging es wie Wetterleuchten über sein
jungenhaftes Gesicht. Er sah auf.
    „VanMaaghem!" rief er. „Es war nicht wirklich
VanMaaghem, der von uns forderte, daß wir ihn abholen! Pament
muß es gewesen sein. Er..."
    „Es kann nur VanMaaghem gewesen sein", fiel Tekener ihm
ins Wort. „Erinnern Sie sich: Sein Logo war auf dem Ausdruck!
Aber er handelte nicht aus eigenem Antrieb. Er wurde gezwungen! Tyrio
Pament benutzte ihn, um uns eine Falle zu stellen. Und in diesem
Augenblick wartet er darauf, daß wir mit Macht über ihn
herfallen."
    „Aber er wartet umsonst", antwortete Kochern Ahab
unsicher.
    „Ja, er wartet umsonst."
    „Wollen Sie die OBERON einfach...vergessen?"
    „Das habe ich nicht vor", entgegnete Tekener hart.
„Aber die Art, wie wir gegen die Drahtzieher auf Maaghem
vorgehen, wird ihm keine Gelegenheit geben, große Reden über
die Machtgelüste der Erde zu schwingen."
    „Ich nehme an, Sie werden mich wissen lassen, wie das
zugehen soll", äußerte sich Kochern Ahab.
    Tekener grinste.
    „Auf der Stelle, junger Mann! Sie spielen nämlich die
Hauptrolle dabei."
    Nachdem Ronald Tekener seinen Plan erläutert hatte, fragte
Kochern Ahab:
    „Auf der Basis welchen Rechts wird hier gehandelt?"
    „Ich dachte mir, daß Sie das würden wissen
wollen", antwortete Tekener und machte ein mißmutiges
Gesicht. „Die Lage ist ziemlich kompliziert, aber ich bin
überzeugt, daß wir sie vor jedem interstellaren
Schiedsgericht erfolgreich durchfechten könnten.
    Da ist zuerst die OBERON. Sie hat sich harmlos dem Planeten
Maaghem genähert und ist dabei angegriffen und vernichtet
worden. Maaghem war bis zur Auflösung des Solaren Imperiums ein
terranisches Protektorat. Das Imperium besteht nicht mehr. Maaghem
ist im Privatbesitz der Familie VanMaaghem. Davon, daß die
VanMaaghems die Gewalt über den Planeten an irgend jemand
anderen abgetreten haben, ist nichts bekannt. Eine sogenannte Task
Force achtzehn der GAVÖK gibt es nicht. Im übrigen erklärt
das Hauptquartier der GAVÖK unzweideutig, daß die
Koalition keinen Anspruch auf Maaghem erhebt. Ich frage Sie: Was war
also der Überfall auf die OBERON?"
    „Ein Akt der Piraterie", antwortete Kochern Ahab.
    „Das ist die einzig richtige Antwort. Die Erde hat zwar
allen Machtgelüsten abgeschworen, aber Piratenakte braucht sie
sich nicht gefallen zu lassen. Die Regierung der Liga Freier Terraner
wäre völlig in ihrem Recht, eine Strafexpedition nach
Maaghem zu schicken. Wenn statt dessen ein Team von Spezialisten auf
den Weg gebracht wird, das auf Maaghem im Untergrund arbeiten soll,
so hat das mit Recht und Unrecht nichts zu tun, sondern nur mit
politischer Klugheit."
    „Der Punkt ist völlig klar", gestand Kochern Ahab
und wollte aufstehen.
    Aber Tekener hielt ihn zurück.
    „Warten Sie! Das ist noch nicht alles. Was, glauben Sie, ist
aus VanMaaghem geworden?"
    Kochern war einigermaßen ratlos.
    „Das weiß ich nicht", lautete seine Antwort.
„Wahrscheinlich befindet er sich noch immer in Tyrio Paments
Gewahrsam."
    Ronald Tekener schüttelte den Kopf.
    „Wenn die Geschichte wirklich so gelaufen ist, wie ich
vermute, dann täuschen Sie sich wahrscheinlich. VanMaaghem ist
der einzige Zeuge, der Pament ernsthaft belasten kann. Pament ist ein
Fanatiker. Er kennt keine Skrupel, wenn es um die
    Sache geht, an die er glaubt. Van Maaghem ist entweder tot, oder
er hat eine Bewußtseinsneutralisierung hinter sich."
    „Da ist nicht viel Unterschied", bemerkte Kochern Ahab.
    „Richtig. Womit wir bei meinem zweiten Punkt wären.
VanMaaghem genießt als Besitzer eines Planeten, der