PR TB 183 Der Fall Oberon
unversehens herausgefahren. Das überhebliche Gebaren des
Aras hatte sie herausgefordert. Erst jetzt erinnerte sich Ahab, daß
Sem Dohenny davon gesprochen hatte, die Task Force der GAVÖK
werde von einem Ära befehligt, den niemand je zu Gesicht
bekommen hatte und der von seinen Leuten „der Meister"
genannt wurde.
Tyrio Pament hatte den Spott in seiner Äußerung nicht
bemerkt. Das mußte daran liegen, daß er gewohnt war,
„Meister" genannt zu werden.
Kochern Ahab hatte Grund genug, den Spürsinn Ronald Tekeners
zu bewundern, der allein aus der Bezeichnung Task Force achtzehn als
erster darauf geschlossen hatte, daß Tyrio Pament seine Hand
hier im Spiel haben könne. Tekeners Vermutung hatte sich als
richtig erwiesen. Tyrio Pament war der Befehlshaber der Task Force,
von der man im Hauptquartier der GAVÖK nichts wußte. Für
Ahab bestand kein Zweifel mehr daran, daß Pament unmittelbar
für die Vernichtung der OBERON verantwortlich war.
Paments Religion war der Haß gegen Terra und alles, was mit
Terra zusammenhing. Dadurch wurden weitere Fragen aufgeworfen. Warum
hielten Paments Leute das Büro der Bergwerksverwaltung und
VanMaaghems Landhaus besetzt? Tyrio Pament hatte sich VanMaaghems
bedient, um den Rückführungsantrag zu stellen und auf diese
Weise die OBERON nach Maaghem zu locken. Er hatte dieses getan, wie
man vermutete, um eine Vergeltungsaktion Terras zu bewirken, mit
deren Hilfe er würde beweisen können, daß die
Terraner ihre Machtgelüste noch immer nicht aufgegeben hatten.
Was war aus VanMaaghem geworden? Von Tyrio Pament hätte man
erwartet, daß er den Großen Mann sofort verschwinden
ließ, nachdem er sein Ziel, nämlich die Herbeilockung
eines Schiffes der Sammlerflotte, erreicht hatte. Wie konnte man sich
dann erklären, daß Paments Leute alle Orte bewachten, an
denen VanMaaghem in der Vergangenheit tätig gewesen war?
Man mußte das, überlegte Kochern Ahab schließlich,
noch in einem anderen Licht sehen. VanMaaghem hatte nicht nur einen
Antrag auf Rückführung gestellt, sondern auch sein Logo
nach Terra senden lassen, so daß ein Bevollmächtigter in
seinem Namen den Güterausgleich beantragen konnte.
Konnte es sein, daß VanMaaghem dem Ära durch die Lappen
gegangen war? Wenn es sich wirklich so verhielt, wo befand er sich
dann jetzt? War er sein eigener Herr, oder hatte er seine Flucht nur
bewirkt, um einer anderen Interessengruppe in die Hände zu
fallen?
Soweit war Kochern Ahab mit seinen Gedanken gekommen, da geschah
etwas höchst Absonderliches. Er saß auf derselben Liege,
auf der er vor etwa zwei Stunden
das Bewußtsein wiedererlangt hatte. Er hörte den
Öffnungsmechanismus der Außentür in Tätigkeit
treten und erwartete, die zwei Neuarkoniden eintreten zu sehen.
Statt dessen erblickte er einen älteren Mann von mittlerer
Größe und offenbar terranischer Herkunft. Sein Haar war
unordentlich und wirkte schmutzig, weil es aus Braun und Grau
gemischt war. Er trug eine verlotterte Montur, die halb aus Uniform
und halb aus abgetragener Abendkleidung bestand. Er sah sich
mißtrauisch um. Schließlich blickte er Kochern Ahab, der
von der Liege aufgestanden war und den Besucher anstarrte, als traue
er dem eigenen Verstand nicht mehr.
„Ah, da sind Sie ja!" rief der Zerlumpte.
„Dohenny!" stieß Kochern Ahab hervor. „Wie
kommen ausgerechnet Sie..."
Der Alte winkte ab.
„Das wird sich noch erklären lassen", meinte er.
„Fürs erste ist es wichtig, daß wir von hier
verschwinden. Ich glaube, die Gegend ist nicht besonders sicher."
Kochern Ahab hätte dazu eine passende Bemerkung gehabt. Aber
in einer Lage wie dieser waren Worte von geringem Wert. Er folgte Sem
Dohenny, der zu wissen schien, wohin er sich zu wenden hatte. Er trat
auf denselben Gang hinaus, durch den ihn vor kurzem die beiden
Arkoniden geführt hatten. Aber der Alte wandte sich nach links,
anstatt nach rechts. An einer Gangkreuzung wandte er sich abermals
links und führte Ahab schließlich in einen Raum, in dem
ein altmodisches Transmitteraggregat stand.
Kochern Ahab fühlte sich sofort an seine Entdeckung in
VanMaaghems Landhaus erinnert. Aber Dohenny ließ ihm keine
Zeit, darüber lange nachzudenken.
„Ich hoffe, das Ding funktioniert noch", brummte er,
während er den Transmitter einschaltete.
„Wie sind Sie hierhergekommen?" wollte Ahab wissen.
„Eben durch diese Maschine", antwortete Dohenny. „Aber
das besagt nicht, daß sie jetzt immer noch auf dasselbe Ziel
eingestellt ist,
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