PR TB 183 Der Fall Oberon
das Feuer
eröffnen, wenn ich nicht sofort abdrehte. Es schien mir damals,
daß diese Leute unmöglich die Mittel be- • sitzen
könnten, ihre Drohung wahrzumachen. Deswegen schlug ich auch die
zweite Warnung in den Wind, von der ich annahm, sie komme aus
derselben Quelle. Heute dagegen bin ich überzeugt, daß die
zweite Warnung von einer anderen Partei kam.
Ich will Ihnen die Einzelheiten meiner Analyse ersparen. Auf jeden
Fall kam ich schließlich zu folgendem Ergebnis: Auf Maaghem
existieren zwei Parteien. Die eine ist eine Gruppe von Fanatikern,
denen es darum geht, die Erde in eine bewaffnete Auseinandersetzung
zu verwickeln, wodurch der galaktischen Öffentlichkeit bewiesen
werden kann, daß Terra ihre Machtbestrebungen trotz aller
gegenteiligen Versicherungen noch immer nicht aufgegeben hat. Diese
Gruppe, unter Führung..."
„...von Tyrio Pament", fiel ihm Kochern Ahab ins Wort.
„Aha!" machte Ruph. „Sie sind ihm also begegnet!
Ganz richtig: Tyrio Pament ließ VanMaaghem entführen und
stellte in seinem Namen Rückführungsantrag nach Terra. Er
wußte, daß darauf über kurz oder lang eine Einheit
der Sammlerflotte erscheinen würde. Das war die OBERON. Er schoß
die OBERON ab und rechnete nun damit, daß die Erde massiv
eingreifen werde. Seine Erwartungen waren also gleich den meinen, und
mir wurde bald klar, daß Terra gar nicht daran dachte, auf
Paments groben Trick hereinzufallen. Sie würde ihn eines Tages
für Piraterie bestrafen, aber nicht, indem sie mit großer
Heeresmacht gegen ihn anrückte. Seitdem ich das erkannte,
wartete ich auf die Ankunft eines terranischen Spezialisten.
Aber weiter: die zweite Partei hatte es ebenfalls auf VanMaaghem
abgesehen. Ich bin nicht sicher, aus welchem Grund. Aber ich nehme
an, daß man sich das Vermögen des Großen Mannes
unter den Nagel reißen wollte. Als die OBERON sich Maaghem
näherte, befand sich VanMaaghem noch in Paments Händen.
Aber die zweite Partei hatte bereits einen Plan ausgearbeitet, wie
sie ihn in ihre Gewalt bringen könne. Es muß mindestens
ein Mitglied der zweiten Partei gegeben haben, das Einblick in Tyrio
Paments Vorhaben hatte. Dieser Unbekannte hat die Batterie, mit der
die OBERON ursprünglich abgeschossen werden sollte, so
hergerichtet, daß die Zielautomatik völlig verwirrt war.
Von dem Unbekannten stammt nach meiner Ansicht auch die zweite
Warnung. Der zweiten Partei lag also erstens daran, die Vernichtung
der OBERON zu verhindern, und zweitens, die Verwirrung, die beim
Versagen der Geschütze entstand, für die Entführung
VanMaaghems zu nützen.
Es scheint allerdings, daß Tyrio Pament auf der Hut war. Er
hielt eine zweite Batterie in Reserve, der die OBERON dann auch
prompt zum Opfer fiel. Bei der Schnelligkeit, mit der Pament
reagierte, fürchtete ich sehr um das weitere Schicksal des
geheimnisvollen Unbekannten. Die Entwicklung muß für ihn
völlig überraschend gekommen sein. Ich nehme an, daß
er nicht mehr am Leben ist."
„Wie haben Sie sich das alles zusammengereimt?" fragte
Kochern Ahab mit unverhohlener Bewunderung.
Maester Ruph grinste.
„Das ist der zweite Teil meiner Geschichte. Ich war
ungeheuer beschäftigt. In den ersten drei Tagen auf Maaghem habe
ich, glaube ich, nicht mehr als zwei Stunden geschlafen. Ich war
unweit einer verlassenen Siedlung gelandet. Dort trieb ich ein
Fahrzeug auf, das ich mit einiger Mühe wieder in Gang setzte.
Der Spezialist, auf den ich wartete, würde durch den Raumhafen
Maaghem-City kommen. Ich mußte dort also einen Aufpasser haben.
Ich selbst konnte es nicht sein, denn wenn Tyrio Pament erfuhr, daß
ausgerechnet der Kommandant der OBERON überlebt hatte, war es um
mich geschehen.
Am Raumhafen stieß ich auf Sem Dohenny, der sich sein Geld
als Taxifahrer verdiente. Wir wurden schnell handelseinig, besonders
als ich Dohenny erzählte, daß ich auf der Suche nach
VanMaaghem sei. Sein Herz hängt nämlich an dem Großen
Mann. Dohenny brachte seinen Freund Yosengi mit in den Verein, also
hatte ich schon zwei Leute, auf die ich mich verlassen konnte.
Dann ging ich zu VanMaaghems Büro. Inzwischen hat Tyrio
Pament dort eine Wache postiert, aber damals war das Gebäude
noch völlig leer. Ich durchsuchte VanMaaghems Arbeitszimmer und
die angrenzenden Räume und fand den Transmitter. Das Aggregat
war betriebsbereit. Es kam mir in den Sinn, daß der Große
Mann auf diesem Wege entführt worden sein mochte. Ich bin
normalerweise nicht besonders wagemutig, aber damals hatte mich
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