PR TB 183 Der Fall Oberon
oder?"
Das Aggregat erwachte zum Leben. Ein leuchtender Torbogen
entstand, ein bunt schillerndes Gebilde aus reiner Energie.
„Wohin bringen Sie mich?" fragte Kochern Ahab.
„Wenn wir Glück haben", brummte der Alte, „zu
einem, der Sie unbedingt sehen will. Wenn wir Pech haben, ins
Vorzimmer zur Hölle. Es ist jeden Augenblick möglich, daß
sich einer an der Polung dieses Transmitters zu schaffen macht.
Wollen Sie jetzt..."
„Ja, ich will", fiel ihm Kochern Ahab ins Wort.
„Vorwärts!"
Sem Dohenny trat als erster durch den Torbogen. Ahab folgte ihm
auf den Fuß. Für den Bruchteil einer Sekunde empfand er
das unangenehme Gefühl absoluter Schwerelosigkeit, das der
Durchgang durch einen Transmitter stets mit sich bringt. Dann fand er
sich in einem kleinen Raum wieder, der ein Duplikat des Aggregats
enthielt, das er vor wenigen Augenblicken in jener anderen Kammer
gesehen hatte, von der er nicht einmal wußte, wie weit sie von
seinem derartigen Aufenthaltsort entfernt war.
„Kommen Sie!" knurrte Dohenny. „Wir haben nicht
viel Zeit."
Er wandte sich nach rechts. Ein kurzer Gang führte in einen
pompös eingerichteten Arbeitsraum. Die Vordertür stand
offen. Als Kochern Ahab durch die Öffnung trat, fand er sich
plötzlich in einem Raum wieder, den er kannte. Das war das
Vorzimmer von VanMaaghems Büro! An dieser Stelle war er von dem
silberhaarigen Posten mit dem Blaster in der Armbeuge so absolut
unzivil abgefertigt worden!
Er wollte etwas sagen. Im selben Augenblick sah er den Posten. Er
lag reglos auf dem Boden. Der Blaster war seinem Griff entglitten und
ein Stück weit weggerutscht.
„Ist er tot?" fragte Ahab benommen.
„Nein, nur bewußtlos", antwortete Dohenny. „Wir
wissen nicht, wie lange bei diesen kräftigen jungen Burschen
eine Schockwirkung anhält. Deshalb haben wir es eilig."
Sie fuhren durch den Antigravschacht in die Tiefe - nicht bis zum
Erdgeschoß, sondern noch ein Stück weiter bis in eine
unterirdische Garage. Die weite Parkfläche war hell erleuchtet
und leer, bis auf ein einziges Fahrzeug. Kochern Ahab erkannte Sem
Dohennys fünfzig Jahre alte Maschine. Ein Mann saß hinter
dem Steuer. Als sie näher kamen, erkannte ihn Ahab. Es war
Japhet Yosengi.
„Sie haben hier wohl Ihre eigene Geheimorganisation?"
fragte Ahab überrascht.
Sem Dohenny antwortete nicht. Er wies wortlos auf das Luk, das
Yosengi inzwischen aufgefahren hatte.
Japhet Yosengi steuerte das alte Fahrzeug mit großer
Behutsamkeit durch die Straßen der Stadt. Aber sobald er
Maaghem-City hinter sich gelassen hatte, beschleunigte er, als sei
Beelzebub selbst hinter ihm her.
„Was ist hier eigentlich los?" hatte Kochern Ahab schon
vor einiger Zeit gefragt. „Welchem Verein gehört ihr beide
an?"
Die Antwort war nicht sehr aufschlußreich gewesen.
„Das soll Ihnen jemand anders erklären", hatte Sem
Dohenny gesagt.
Der Gleiter bewegte sich in nördlicher Richtung. Es war früh
am Morgen. Nebel stieg aus dem feuchten Gras auf und löste sich
unter den wärmenden Strahlen der Sonne allmählich auf. Das
friedliche Bild paßte nicht so recht zu Kochern Ahabs
aufgeregter Gemütsverfassung.
Er unternahm etliche Versuche, von Dohenny oder Yosengi mehr über
die Umstände seiner Befreiung zu erfahren. Aber die beiden waren
nicht sonderlich mitteilsam und verwiesen Ahab beharrlich auf „den
anderen", der ihm alles auseinandersetzen werde.
Das Gelände wurde hügelig. Yosengi steuerte das Fahrzeug
in ein flaches, dicht bewaldetes Tal. Er strich in geringer Höhe
über die Baumkronen dahin und bremste ab, als er sich der
westlichen Talwand näherte. Über einer kleinen Lichtung kam
der Gleiter zum Stillstand. Yosengi ließ ihn vorsichtig in die
Tiefe sinken. Dann bugsierte er ihn ein paar Meter weit seitwärts
und setzte ihn schließlich unter den Bäumen ab, die die
Lichtung umrahmten. Es war nicht schwer zu erraten, daß das
Fahrzeug von niemand entdeckt werden sollte.
Der Wald war um die frühe Morgenstunde von den Lauten und
Geräuschen einer artenreichen Tierwelt erfüllt. Vom Rand
der Lichtung führte ein schmaler Pfad durch das kräftige
Unterholz und mündete auf einen kleinen Platz, der von allem
Gestrüpp gesäubert war. Auf diesem Platz, der im Schatten
hoher Bäume lag, erhob sich eine Art Hütte - ein Gebäude,
das vor langer Zeit womöglich als Standort für
Jagdexpeditionen gedient hatte, dann allmählich zerfallen und
erst vor ganz kurzer Zeit wieder notdürftig instandgesetzt
worden
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