PR TB 183 Der Fall Oberon
Er meinte, draußen
auf dem Gang oder auf der Treppe ein halblautes Knacken zu hören.
Sie waren ihm auf der Spur.
Er tat so, als müsse er erst sämtliche Funktionen des
Sendegeräts überprüfen. Mittlerweile verstrich die
Zeit. Als es noch drei Minuten bis zur verabredeten Zeit war, nahm er
das Mikrophon zur Hand und begann zu sprechen.
„Zeisig-drei an Zeisig-Zentrale. Zeisig-drei an
Zeisig-Zentrale!"
Er wartete ein paar Sekunden. Dann fuhr er fort.
„Wir haben die Spur gefunden. Der Große Vogel sitzt
noch im Nest. Weiteres Vorgehen erfordert Geduld. Der bleiche Geier
hat seine Leute überall und kontrolliert alles. Ich melde mich
wieder, wenn ich einen Ausweg weiß. Vorläufig gilt:
ZeisigZentrale hält die Hände im Schoß.
Zeisig-Zentrale: bitte nicht bestätigen. Die Abhörgefahr
ist zu groß! Ich wiederhole: diese Sendung auf keinen Fall
bestätigen!"
In dieser Sekunde zeigten die Ziffern der Uhr auf die verabredete
Zeit. Kochern Ahab ließ das Mikrophon einfach fallen und sprang
auf das große Fenster zu. Im selben Augenblick tat es irgendwo
hinter ihm einen mörderischen Krach. Schreie gellten auf. Licht
war plötzlich in der Nacht und kroch durch die Türritzen.
Draußen, jenseits des Fensters, sah Kochern Ahab einen großen
Schatten auftauchen.
Jenseits der Tür hörte er das feine Singen schwerer
Schockwaffen. Lautes Poltern drang vom Gang herein. Jemand schrie
entsetzt auf, als er den Halt verlor und mit donnerndem Getöse
die Treppe hinabstürzte.
Kochern Ahab wuchtete das Fenster in die Höhe. Sem Dohenny
hielt den Gleiter so, daß das offene Luk sich unmittelbar vor
Ahab befand. Von der Fensterbrüstung schwang er sich ins Innere
des Fahrzeugs.
„Wie sieht's drinnen aus?" fragte Dohenny knapp.
„Planmäßig", antwortete Kochern Ahab und
verriegelte das Luk.
Dohenny ließ den Gleiter in die Tiefe sacken, als sei das
Triebwerk ausgefallen. Zwei Meter über der Straße fing er
ab. Eine Gruppe von Leuten kam aus einem der Gebäude, die Japhet
Yosengis Haus gegenüber lagen. Dohenny hielt genau auf sie zu.
Sie erkannten die Gefahr im letzten Augenblick und warfen sich zu
Boden. Einige, die noch nicht allzu weit gekommen waren, flüchteten
in das Gebäude zurück.
Da fauchte über Yosengis Dach ein Strahlschuß empor und
verlor sich blau glitzernd im Dunkel der Nacht. Das war das Signal:
Ruph und Yosengi hatten sich vom Gegner gelöst.
„Dann nichts wie weg!" knurrte Sem Dohenny.
Er riß den Gleiter in die Höhe und schoß über
die Dächer der Stadt hinweg davon.
Um ihre Spuren zu verwischen, folgten sie derart verschlungenen
Pfaden, daß sie erst nach Sonnenaufgang Maester Ruphs
verborgene Hütte wieder erreichten.
„Heute mittag", sagte Kochern Ahab, „müßte
zu erkennen sein, ob unsere Aktion Erfolg gehabt hat oder nicht. Es
sollte Tyrio Pament nicht schwerfallen, zu erkennen, daß mit
dem Großen Vogel VanMaaghem, mit dem bleichen Geier er selbst
und mit dem Nest die Welt Maaghem gemeint ist. Wenn er nicht auf die
Idee kommt, daß wir den Funkspruch nur abgesetzt haben, um ihn
in eine falsche Richtung zu locken, dann müssen in ein paar
Stunden seine Leute schon am Schwärmen sein."
„Wir halten am besten eine Zeitlang den Kopf unten",
meinte Maester Ruph. „Tyrio Pament leckt sich in diesem
Augenblick schon alle zehn Finger nach uns. Er glaubte, Maaghem fest
in der Hand zu haben, und dann kommen wir und spielen ihm innerhalb
eines Tages zwei Streiche, die er sich nicht erklären kann."
„Er wird nicht nur hinter uns her sein", erklärte
Ahab.
„Sondern hinter wem sonst noch?"
„Hinter VanMaaghem. Tyrio Pament hat ebensowenig wie wir
eine Ahnung, ob der Große Mann sich noch auf Maaghem befindet
oder nicht. Wenn er unseren Funkspruch richtig deutet, kommt er zu
dem Schluß, daß wir VanMaaghems Spur hier auf dieser Welt
gefunden haben."
„Sie glauben wirklich, daß ihm an VanMaaghem soviel
liegt?" fragte Maester Ruph zweifelnd.
„Unbedingt. Erstens ist der Große Mann der einzige,
der Tyrio Pament wirklich belasten kann. Außerdem braucht
Pament VanMaaghem, weil sein erster Versuch fehlgeschlagen ist und er
noch einmal einen Hilferuf loslassen muß, damit die
Sammler-Flotte kommt, um VanMaaghem abzuholen."
„Das hat er beim ersten Mal ohne VanMaaghems Hilfe getan -
warum sollte er jetzt den Großen Mann dazu brauchen?"
„Weil er damit rechnen muß, daß ihm auf der Erde
niemand mehr glaubt. Die Sammler-Flotte hat die OBERON aufgrund von
VanMaaghems Antrag
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