PR TB 190 Die Kinder Von Saint Pidgin
damit
auch er mitmacht. Der Bengel ist stur."
Niki war leicht irritiert. Während er sich noch überlegte,
wie er sich gegenüber dem schrulligen Alt-Farmer verhalten
sollte, wurde er aus Richtung der Garage gerufen. Er ging hin und sah
Lofar, der gerade dabei war, eine Kiste im Laderaum eines Gleiters zu
verstauen.
„Odd hat es erwischt", sagte Lofar, während er
Niki die Hand gab. „Es muß ihn um den letzten Rest
Verstand gebracht haben, daß Sandog und ich zur Erde abhauen.
Und du bist wohl gekommen, um euren neuen Besitz in Augenschein zu
nehmen."
„Ich bin zufällig hier", sagte Niki. „Habt
ihr etwa verkauft?"
Lofar nickte.
„Alles Land und den Hof, mitsamt dem Alten. Er hat sich
geweigert, mit zur Erde zu kommen. Und so haben wir vereinbart, daß
er auch unter dem neuen Besitzer hier wohnen kann und eine Rente
bekommt. Sag bloß, du weiß nicht, daß eure Republik
unsere Farm gekauft hat."
„Das kommt alles überraschend für mich",
sagte Niki. Er deutete hinter sich. „Was ist wirklich mit Odd
los? Ihr könnt ihn doch nicht so zurücklassen."
„Ich habe keine Ahnung, was er hat", sagte Lofar. „Als
Sandog und ich vor fünf Tagen in die Stadt flogen, um alle
Formalitäten zu erledigen, war er noch völlig in Ordnung.
Wir waren uns einig, und es sah so aus, als könnten wir in
Frieden scheiden. Inzwischen muß irgend etwas vorgefallen sein,
das ihm einen Schock versetzt hat. Aber ich weiß nicht, was es
ist. Aus Odd ist kein vernünftiges Wort herauszubekommen. Kannst
du dich um ihn kümmern? Ich muß zurück in die City.
Unser Raumschiff geht morgen, und ich bin nur zurückgekommen, um
einige persönliche Dinge mitzunehmen. Ich kann es kaum mehr
erwarten, die Erde zu sehen."
„Ich will selbst in die Stadt", sagte Niki. „Nimmst
du mich mit?"
„Vielleicht könntest du Odd überreden, dich zu
begleiten. Ich sorge mich um ihn."
„Ich werde es versuchen. Gib mir etwas Zeit."
„Aber mach schnell."
Niki verließ die Garage. Odd war nirgends zu sehen. Niki
wanderte über den Hof und fand den Farmer schließlich
hinter einem der Nebengebäude. Dort war ein Krater. Er hatte
einen Durchmesser von etwa sieben Metern und war drei Meter tief. Er
schien durch große Hitzeeinwirkung entstanden zu sein, denn die
trichterförmige Fläche war glasiert und völlig glatt.
Niki wunderte sich nur, daß die Rückwand des Nebengebäudes
keine Spuren von Hitzeeinwirkung zeigte.
Odd stand am Kraterrand und blickte in die Tiefe.
„Was ist hier passiert?" fragte Niki. „Hat eine
Thermogranate eingeschlagen?"
Ohne aufzublicken, sagte Odd mit entrückter Stimme:
„Hier ist gestorben worden. Jetzt übernehme ich den
Platz des Toten. Es ist viel gestorben worden, Niki. Es sind viele
Plätze frei. Es gibt auch einen für dich."
„Was redest du denn da, Odd", sagte Niki unbehaglich.
„Wer ist tot? Ich kann keinen Leichnam sehen."
„Verbrannt", sagte Odd. „Ich habe mitangesehen,
wie mein Vorgänger im unsichtbaren Feuer förmlich
zerschmolzen ist. Ich kenne seinen Namen nicht. Aber ich weiß,
wie er ausgesehen hat. Und ich kenne seine Aufgabe. Ich werde sie
übernehmen. Und du, Niki?"
„Komm, Odd", sagte er und nahm den Farmer am Arm.
„Unterhalten wir uns mal."
Er führte Odd zu einer Laube und setzte sich mit ihm auf eine
Bank. In plötzlicher Eingebung fragte er:
„Hat dieser Fremde, dein sogenannter Vorgänger, Odd,
etwa wie ein Rieseninsekt ausgesehen? War er eine große Grille,
mit grünschillerndem Chitinpanzer und einem Kopf wie von einer
Fliege?"
„Nein." Odd schüttelte den Kopf. „Er war ein
großer, fetter Wurm. Mit borstiger, nässender Haut, und er
hatte keine erkennbaren Gliedmaßen. Aber er trug das grüne
Schiffergewand, das man für einen Chitinpanzer halten könnte.
Er ist vor innerlicher Hitze verglüht. Und ich habe es mit
angesehen."
„Was passierte noch, Odd?" fragte Niki. „Gab es
noch irgend welche Nebenerscheinungen. Und wann passierte es?"
„Nunmehr gelten andere Zeitmaßstäbe, Niki",
sagte Odd mit entrückter Stimme. „Ich weiß gar
nicht, ob ich mit dir darüber reden soll, solange ich nicht
weiß, daß du mitmachst. Versprichst du es?"
„Wobei soll ich mitmachen?"
„Gib mir nur dein Wort, daß du einen der
freigewordenen Plätze einnimmst." Er wiegte den Kopf. „Er
war ein großer, fetter Wurm. Aber ein anständiger Kerl. Er
ist für eine gute Sache gestorben. Ich würde es auch tun.
Und du, Niki?"
„Darüber reden wir noch", sagte Niki
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