PR TB 193 Das Ende Der Duplos
Gebirges hatte einen Monat gedauert,
in dieser Zeit waren etliche Missverständnisse ausgeräumt
worden.
Templin konnte mit seiner Arbeit zufrieden sein.
Nicht nur, daß er die Gruppe unversehrt über das
Gebirge geführt hatte. Wichtig war vor allem, daß jeder
einzelne - das schloß sogar die kleine Joan ein - sich
widerstandsfähiger und kräftiger zeigte als zu Beginn der
Reise. Unter Templins Leitung waren die Mitglieder der Gruppe zu
Überlebensexperten geworden -und er hatte einiges von seinen
Begleitern dazulernen können.
Das Verlassen der Nullarbor Mountains erwies sich als erheblich
schwieriger als das Eindringen in die Bergwelt. Die letzten vierzig
Meter bis zum Waldrand mußten regelrecht durchklettert werden.
Inzwischen aber hatte die Gruppe Übung in solchen Dingen. Vor
allem Gaelyn hatte sich als ausgezeichnete Bergsteigerin bewährt.
Joan krähte vergnügt, als sie abgeseilt wurde und das Seil
für kurze Zeit ins Pendeln geriet. Mit Templin hatte sie
Freundschaft geschlossen, ihren Onkel liebte sie - und vor Cardon
schien sie ein wenig Angst zu haben. Das Kind rannte jedenfalls, wenn
es hingefallen war, stets zur Mutter oder zu Templin niemals zu
Jentho Cardon. Templin, dem das nicht verborgen geblieben war, hütete
sich allerdings davor, solche Dinge überzubewerten.
Die Gruppe schaffte es, in das Innere des Waldes vorzudringen,
bevor der allabendliche Nordsturm losbrach. Unter Templins Führung
marschierte die Gruppe noch einen knappen Kilometer tief in das
Innere des Waldes, dann ließ Templin halten.
Eine halbe Stunde später brannte bereits ein Feuer, war das
Abendessen bereitet und die Schlafsäcke lagen bereit - das
Zusammenspiel klappte inzwischen vorzüglich.
„Dieser Wald sieht anders aus", stellte Carruthers
fest. „Die Bäume haben andere Blattformen. Sehen Sie sich
das Laub an."
Templin war bereits aufgefallen, daß sich etwas verändert
hatte. Auf dieser Seite der Nullarbor Mountains war die Vegetation
anders. Die Bäume wuchsen hier noch höher, und sie waren
harzreicher. Das Feuerjedenfalls loderte heftiger alsjemals zuvor,
und das Knistern und Prasseln war ebenfalls stärker. Templin war
gewarnt.
Auf der anderen Seite des Gebirges kannte er sich aus, diese Seite
konnte Überraschungen bergen - und angenehme Überraschungen
waren auf einer Welt wie Lochny sehr selten.
Über dem Feuer drehte sich an einem improvisierten Grill ein
Braten. Templin hatte am Vorabend eine Bergziege gesehen und mit
einem präzisen Schuß erlegt. Das Fleisch, das von Cardon
über dem Feuer gedreht wurde, schmeckte zwar nicht sonderlich
gut, aber es enthielt viele Kalorien, und das war wichtig. Für
die nötigen Vitamine wurde durch einen Kräutertee gesorgt,
der ebenso scheußlich schmeckte wie er lebenswichtig war.
Dipper hatte es sich in der Nähe des Feuers bequem gemacht
und die Beine zusammengeklappt.
„Wo haben Sie eigentlich diese merkwürdige Konstruktion
her?" fragte Gaelyn. „Ich wundere mich schon die ganze
Zeit über dieses merkwürdige Ding."
„Dipper ist selbst mir ein Geheimnis", gab Templin zu.
Aber er ist mit mir befreundet, und ich kann mich auf seine
Fähigkeiten verlassen."
„Ein merkwürdiges Ding", stimmte Carruthers zu.
„Darf ich einmal in den Robot hineinschauen?"
„Ich würde es nicht versuchen", sagte Templin.
„Dipper könnte beleidigt sein, und wir werden seine Hilfe
noch oft brauchen."
„Man könnte glauben, ein Siganesenkommando sitze
darin", bemerkte Cardon. „Immerhin, das Ding ist recht
nützlich."
Nützlich war genaugenommen eine Untertreibung. Vor allem
dadurch, daß Dipper -entsprechendes Gelände vorausgesetzt
- auf seinem metallenen Rücken das kleine Mädchen trug,
erwies er sich als nahezu unentbehrlich. Dem Mädchen jedenfalls
bereitete der Ritt auf dem Roboter stets größtes
Vergnügen.
Gaelyn kroch in ihren Schlafsack und machte es sich in dem
fellgefütterten Innern bequem. „Jetzt fehlt nur noch eine
Zigarette", murmelte sie schläfrig. „Dann könnte
man es hier wirklich aushalten. Ich hätte nie geglaubt, daß
man sich an ein Leben wie dieses gewöhnen kann."
„Man gewöhnt sich an vieles", sagte der alte
Wissenschaftler. „Vergiß nicht, daß diese
Lebensweise eine erhebliche Steigerung ist, verglichen mit unserem
Leben vor einem Jahr." „Ich wage nicht, mich daran zu
erinnern", murmelte Gaelyn. Sie drückte ihre Tochter an
sich, und nach wenigen Minuten waren beide eingeschlafen.
Carruthers sah einen Augenblick lächelnd
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