PR TB 193 Das Ende Der Duplos
zufrieden, als er seine
Arbeit beendet hatte. In der künstlichen Höhle war es warm
und trocken, und die Aussichten für den nächsten Tag waren
günstig.
„Wie lange werden wir brauchen?" fragte Cardon den
Jäger. Templin nippte an dem Tee. „Zwei Monate? Oder noch
mehr?"
„Schwer zu sagen", erwiderte Cassiddu. „Ich
fürchte, daß wir mehr Zeit brauchen werden, als uns lieb
ist. Vorläufig sieht alles recht gut aus. Morgen abend werden
wir die nächste Anhöhe erreicht haben, und ich habe von
hier aus beobachten können, daß im Norden kein sehr großer
Berg mehr zu finden ist. Es scheint, wir haben tatsächlich
die dünnste Stelle der Nullarbor-Mountains erwischt."
Über ihren Köpfen wurde es langsam lauter. Der erwartete
Sturm brach los und peitschte den Schnee über das Land. Templin
sah nicht in die Höhe, er vertraute der Plane und den
Befestigungen, die er sorgfältig kontrolliert hatte.
Er wurde erst hellhörig, als sich in das Brausen des Windes
ein anderes Geräusch mischte, ein langsam lauter werdender
Pfeifton. Templin runzelte die Stirn.
Dieses zweite Geräusch kannte er nicht, und Dinge, die man
nicht kannte, wurden auf Lochny leicht zum Verhängnis. Templin
stand auf und verließ das Biwak. Der Wind schlug ihm ins
Gesicht, als er ins Freie trat.
Der Pfeifton war lauter geworden. Er kam von oben, aus dem
nachtdunklen Himmel. Templin spähte in die Höhe. Er konnte
nur das Wetterleuchten sehen, mehr nicht. Die Wolkendecke war zu
dicht, als daß Sternenlicht oder Mondlicht hätte den Boden
erreichen können.
„Dort, sehen Sie!"
Gaelyn war ebenfalls ins Freie getreten und deutete auf eine
Stelle am Nachthimmel.
Im Norden war ein leuchtender Punkt aufgetaucht, der rasch
anschwoll. Von ihm schien auch das Pfeifen auszugehen.
„Ein Meteor!" rief Gaelyn. „Und ein besonders
schöner dazu", sagte Templin.
Er log.
Selbstverständlich handelte es sich bei dem Phänomen
nicht um eine Sternschnuppe - dazu war die Bewegung nicht gradlinig
genug. Weit eher handelte es sich um ein mit höchster Fahrt
abbremsendes Raumschiff - aber Templin wußte nicht, was das für
ein Schiff hätte sein sollen.
Er sah zu, wie der Leuchtpunkt am Horizont verschwand. Ein Meteor
in dieser Größenordnung hätte eine deutlich sichtbare
Aufschlagsexplosion hervorrufen müssen. Davon war nichts zu
sehen. Der leuchtende Punkt verschwand, das war alles. „Ein
schöner Anblick", sagte die junge Frau. Templin nickte. Er
merkte sich genau die Stelle, an der der „Meteor"
niedergegangen war. Sie lag in Marschrichtung.
5.
„Ehrlich gesagt, ich habe selbst nicht geglaubt, daß
wir es schaffen würden."
Templin lächelte zurückhaltend.
Unter ihnen erstreckte sich die Wildnis von Lochny. Es war der
gleiche Anblick, der sich der Gruppe schon einmal geboten hatte -
damals, als sie den Weg in die Nullarbor Mountains genommen hatte.
Damals hatte der Wald hinter ihnen gelegen. Jetzt lag die Wildnis
wieder vor ihnen.
Die Durchquerung des Gebirges war geglückt.
An diesem Marsch war nur bemerkenswert gewesen, daß Joan
gelernt hatte „Mama" zu sagen, und daß Cardon sich
einen Arm gebrochen hatte. Daß er trotzdem den langen Marsch
durchgestanden hatte, sprach für die Zähigkeit des Mannes.
Templin und Cardon hatten gelernt, sich gegenseitig zu respektieren.
Feinde waren sie geblieben, auf geheime Weise waren sie durch einen
gegenseitigen intensiven Hass verbunden, der allerdings nie zum
Ausdruck kam. Unbeteiligte Beobachter mußten glauben, in der
Gruppe herrsche uneingeschränkte Harmonie.
„Dort links, das ist der Murray River", sagte Templin
und deutete auf das glitzernde Band, das sich durch das eintönige
Weiß des Landes zog. Nur an dem Schatten, den der Fluß
warf, weil es über ihm keinen Eisdom gab, war der Murray
überhaupt zu erkennen.
„Der Fluß ist vermutlich gefroren?" sagte Cardon.
„Allerdings", stimmte Templin zu. „Aber wir
werden dort erheblich schneller vorankommen als im Wald. Der Fluß
ist sozusagen eine Schnellstraße, nicht ganz ungefährlich,
aber in jedem Fall schneller."
Der Murray River entsprang irgendwo im Gebirge, westlich vom
Standort der Gruppe. Templin schätzte, daß er mindestens
zwei Wochen brauchen würde, um die Gruppe bis zum Fluß zu
führen.
Es war Mittag, und es wurde Zeit, sich an den Abstieg zu machen.
Templin ging wie immer voran. Diese Art Arbeitsteilung hatte sich im
Lauf der Zeit herausgearbeitet und war zur festen Einrichtung
geworden. Die Durchquerung des
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